Integrierte Gesamtschule

Integrierte Gesamtschule

Die Integrierte Gesamtschule ist eine Schule, in der Schüler mit Haupt-, Real- und Gymnasialempfehlung gemeinsam unterrichtet werden.

Eine der individuellen Leistungsfähigkeit entsprechende Differenzierung findet in einer Reihe von Fächern durch sogenannte Förder-, Grund- und Erweiterungskurse statt. Ziel der Integrierten Gesamtschule ist, dass die Schüler das gemeinsame Lernen und den sozialen Umgang miteinander erleben und gleichzeitig auch entsprechend ihrem individuellen Leistungsvermögen unterrichtet und vor allem gefördert werden.

Beispielsweise kann ein Schüler im Erweiterungskurs in Chemie zu den Besten gehören, aber wegen schlechter Englisch-Kenntnisse in diesem Fach den Förderkurs besuchen. Eine Wiederholung von Klassen ist für die Schüler normalerweise nicht notwendig, sie wechseln meist in einen leichteren Kurs. Die Schüler haben an einer Integrierten Gesamtschule die Möglichkeit, den ihren Kursen entsprechenden Schulabschluss vom Hauptschulabschluss bis hin zur Allgemeinen Hochschulreife (Abitur) zu erlangen. Für das Abitur wechseln sie nach der zehnten Klasse, wenn ihre eigene Gesamtschule keine gymnasiale Oberstufe besitzt, auf ein Gymnasium oder in die gymnasiale Oberstufe einer anderen Gesamtschule.

Zu unterscheiden ist die Integrierte Gesamtschule von der Kooperativen Gesamtschule (auch Additive Gesamtschule), in der die Schüler zwar unter einem Dach unterrichtet werden, aber grundsätzlich in Haupt-, Real- und Gymnasialklassen getrennt sind. Von manchen Bildungswissenschaftlern wird die Integrierte Gesamtschule daher bevorzugt mit dem zentralen Gesamtschulkonzept gleichgesetzt. Für Kooperative Gesamtschulen sei demgegenüber die Bezeichnung „Schule mit mehreren Bildungsgängen“ treffender.[1]

Innerhalb des deutschen Schulsystems sind Gesamtschulen umstritten, manche Länder (z. B. Sachsen) bieten sie überhaupt nicht an. Ab etwa 1970 wurden in der alten Bundesrepublik neue pädagogische und strukturelle Konzepte für Integrierte Gesamtschulen entwickelt und realisiert.

Für ihre – im Vergleich zu anderen deutschen Gesamtschulen, Hauptschulen und Realschulen, nicht jedoch im Vergleich zu Gymnasien – guten Leistungsergebnisse bei der PISA-Studie berühmt geworden sind die Helene-Lange-Schule (Wiesbaden) und die Laborschule Bielefeld.

Inhaltsverzeichnis

Schulerfolg und soziale Herkunft

Die Gesamtschule war mit der Hoffnung verknüpft, dass dort die Bildung weniger stark von der sozialen Herkunft abhänge. Diese Hoffnung hat sich in Bezug auf die integrierte Gesamtschule nicht erfüllt. Bei der Analyse der PISA-Ergebnisse fiel auf, dass die Testleistung auf der Gesamtschule am stärksten von der sozialen Herkunft abhängt und auf dem Gymnasium am wenigsten. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass die Hauptschule die förderschwächste Schule ist.

Kompetenzerwerb an verschiedenen Schulformen (gemessen in „Kompetenzpunkten“)
Schulform Sehr „niedrige“
soziale Herkunft
„Niedrige“
soziale Herkunft
„Hohe“
soziale Herkunft
Sehr „hohe“
soziale Herkunft
Hauptschule 400 429 436 450
Integrierte Gesamtschule 438 469 489 515
Realschule 482 504 528 526
Gymnasium 578 581 587 602
PISA 2003 – Der Bildungsstand der Jugendlichen in Deutschland – Ergebnisse des 2. internationalen Vergleiches[2]

Unterschiede zwischen Empfehlung und Abschluss bei Integrierten Gesamtschulen

Seit dem Jahr 2004, in dem in Niedersachsen die Orientierungsstufe abgeschafft wurde, werden durch die Grundschulen Schullaufbahnempfehlungen für die Viertklässler erstellt. So waren die Integrierten Gesamtschulen im Sommer 2010 erstmals in der Lage, zu vergleichen, welcher Schulabschluss am Ende der 4. Klasse prognostiziert bzw. für welche Schulform das Kind als geeignet erachtet wurde und welchen Mittleren Bildungsabschluss es am Ende der 10. Klasse tatsächlich erreichte.

Vergleich der Sek-I-Abschlüsse 2010 mit den Grundschulempfehlungen an den Integrierten Gesamtschulen in Niedersachsen[3]
Schulempfehlung Abschlüsse Trende der Abschlüsse insgesamt
HS 27% HSA 15% Abschluss verbessert insgesamt 42%
RS 45% RSA 29% Abschluss gleich insgesamt 51%
GY 28% ESAI 55% Abschluss verschlecht. insgesamt 7%
(HSA = Hauptschulabschluss; RSA = Realschulabschluss; ESAI = Erweiterter Sekundarabschluss I)

Der Gesamtschulverband Niedersachsen schließt daraus: "Die Gesamtschulen haben damit bewiesen, dass nicht nur behauptet werden kann, in den integrierten Systemen sei eine positive Lern- und Leistungsentwicklung möglich, sondern dass diese tatsächlich auch stattfindet. Die Legende vom „begabungsgerechten“ dreigliedrigen Schulsystem, die besagt, dass die Schülerinnen und Schüler am Ende ihrer Grundschulzeit „begabungsgerecht“ auf drei Schulformen verteilt werden können, ist damit deutlich widerlegt.[3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Olaf Köller 2003: Gesamtschule – Erweiterung statt Alternative. In: Cortina, K. S.; J. Baumert; A. Leschinsky; K. U. Mayer; L. Trommer (Hg.): Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland. Strukturen und Entwicklungen im Überblick. S. 458–486. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
  2. Ehmke et al., 2004, In: PISA-Konsortium Deutschland (Hrsg.): PISA 2003 – Der Bildungsstand der Jugendlichen in Deutschland – Ergebnisse des 2. internationalen Vergleiches, Münster/NewYork: Waxmann, S. 244
  3. a b Gesamtschulverband Niedersachsen: "Erfolgsmodell Gesamtschule" vom 20. Januar 2011

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