Integrierte Gesamtschule Mutterstadt

Integrierte Gesamtschule Mutterstadt
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Mutterstadt
Mutterstadt
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Mutterstadt hervorgehoben
49.4416666666678.356111111111196Koordinaten: 49° 27′ N, 8° 21′ O
Basisdaten
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Rhein-Pfalz-Kreis
Höhe: 96 m ü. NN
Fläche: 20,49 km²
Einwohner: 12.576 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 614 Einwohner je km²
Postleitzahl: 67112
Vorwahl: 06234
Kfz-Kennzeichen: RP (bis 31. Aug. 2005: LU)
Gemeindeschlüssel: 07 3 38 019
Adresse der Gemeindeverwaltung: Oggersheimer Straße 10
67112 Mutterstadt
Webpräsenz:
Bürgermeister: Hans-Dieter Schneider (SPD)
Lage der Gemeinde Mutterstadt im Rhein-Pfalz-Kreis
Karte
Alte Ansicht von 1905

Mutterstadt ist eine verbandsfreie Gemeinde im Rhein-Pfalz-Kreis und Teil der Metropolregion Rhein-Neckar.

Der Ort ist – anders als es der Name vermuten lässt – keine Stadt sondern ein Großdorf und leitet seinen Namen nicht von dem Wort „Mutter“ her, sondern von einem mittelalterlichen Personennamen Muothari (oder Muther).

Mutterstadt ist bekannt für seine international erfolgreichen Gewichtheber und für den Pfalzmarkt, den größten deutschen genossenschaftlichen Gemüsegroßmarkt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Mutterstadt liegt in der Rheinebene im Osten der Pfalz und ist etwa 10 Kilometer vom Zentrum der Stadt Ludwigshafen am Rhein entfernt.

Nachbarorte

Topographie

Die Mutterstadter Flur hat kaum merkbare Höhenunterschiede. Die westlichen Nachbardörfer Dannstadt-Schauernheim und Fußgönheim liegen lediglich fünf bis acht Meter höher. Mutterstadt selbst liegt auf der Niederterrasse, die im Osten jenseits der Gemarkungsgrenze drei bis fünf Meter zur Rheinniederung abfällt.

Geologie

Beim Bau des Wasserturms wurde der Untergrund bis zu einer Tiefe von 125 Metern untersucht, wobei sich immer wieder Schichten verschiedener Mächtigkeit von Ton und Sand abwechselten.

Geschichte

erstmalige Erwähnung im Lorscher Kodex als „mutherstather marca“ im Jahr 767

Das Gebiet Mutterstadts war – wie Ausgrabungsfunde zeigen – bereits in der Steinzeit bewohnt. In der Römerzeit führte eine römische Fernstraße von Italien über Basel nach Mainz am Ort vorbei.

Die ersten fränkischen Siedlungen in der Gegend waren Orte mit der Namensendung „-heim“. Siedlungen, deren Namen auf „-stadt“ enden, entstanden vermutlich etwas später, als die fränkische Oberschicht durch neue Siedler Verstärkung erhielt. Erstmalig urkundlich erwähnt wurde der Ort aber erst vor rund 1.200 Jahren im Lorscher Kodex als bei einer Schenkung im Jahr 767 eine „mutherstather marca“ erwähnt wurde.

Eine ausführliche Darstellung der Ortsgeschichte findet sich unter Geschichte Mutterstadts.

Religionen

(alte) katholische und protestantische Kirche im Jahr 1897

Katholiken

Die katholische Gemeinde wurde von den kurpfälzischen Behörden stark protegiert. Kurfürst Johann Wilhelm ordnete sogar an, dass alle evangelischen Kirchen, Friedhöfe und Glocken von den Katholiken mitbenützt werden dürften. Dies ging so weit, dass 1705 König Friedrich von Preußen eingriff und die Religionsdeklaration vom 21. November 1705 erzwang, die den Besitzstand der Konfessionen regelte. Die Bevorzugung der Katholiken aber war damit nicht beendet.

Im Jahr 1701 wohnen in Mutterstadt nur 9 katholische Familien. Bereits 1714 wurde aber schon eine eigene katholische Schule errichtet und 1718 wohnten 30 katholische Familien mit 40 schulpflichtigen Kindern im Dorf.

Die katholische Kirche ist dem heiligen Medardus geweiht, einem französischen Bischof des 6. Jahrhunderts, der von den Bauern als Wetterheiliger angerufen wurde.

Protestanten

Während der Reformation trat die gesamte Bevölkerung zur reformierten Lehre über. Noch um 1700 war die Einwohnerschaft fast ausschließlich reformiert. Erst die folgenden Jahrzehnte brachten eine Zuwanderung von lutherischen und katholischen Familien.

Die lutherische Gemeinde zählte im Jahr 1719 nur 9 Familien. Ihre Angehörigen waren kleine Bauern und Taglöhner. 1754 verlegten diese ihren Gottesdienst in das Erdgeschoss des Rathauses, das durch den Bau der katholischen Kirche frei geworden war.

Bei der später erfolgten Vereinigung der reformierten und lutherischen Kirchen genügte die erweiterte Kirche aber weiterhin.

Juden

ehemalige Synagoge (links)

Jüdisches Leben wurde erstmals 1719 in Mutterstadt erwähnt. Im Jahr 1722 wohnten im Ort nur wenige Juden. Deren Zahl stieg im 19. Jahrhundert auf 171 Personen an, nahm dann aber wieder ab, um im 20. Jahrhundert gänzlich zu verschwinden. In der kurpfälzischer Zeit wohnten nur wenige Juden in Mutterstadt, ihre Zahl vervierfachte sich jedoch in der französischen Zeit. Die Gründe dafür lagen in der Belebung von Handel und Gewerbe als Mutterstadt zur Hauptstadt eines französischen Kantons geworden war.

Die jüdische Gemeinde war in die Dorfgemeinde so gut integriert, dass die politische Gemeinde 1871 den Bau der Synagoge unterstützte. Diese Synagoge wurde am 9. November 1938 niedergebrannt und die restlichen 52 Juden 1940 in das südfranzösische Lager Camp de Gurs deportiert, womit die Geschichte der Juden in Mutterstadt endete.

Muslime

Kontakt zu Muslimen hatten die Mutterstädter schon im Jahr 1919 als während der französischen Besetzung des Rheinlands nordafrikanische Soldaten im Ort stationiert waren, die ihre täglichen Gebetsübungen in einer Scheune abhielten und dabei immer einheimische Zuschauer hatten. Durch den Zuzug von Gastarbeitern kamen türkische Muslime in den Ort, die sich in einem eigenen türkisch-islamischen Verein organisierten.

Politik

Rückseite des Neuen Rathauses

Gemeinderat

Seit der Kommunalwahl des Jahres 2004 setzt sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:

  • CDU 37,9 % (+0,2) – 11 Sitze (=)
  • SPD 32,3 % (−4,0) – 9 Sitze (−1)
  • FWG 19,3 % (+0,2) – 5 Sitze (=)
  • FDP 5,3 % (+2,2) – 2 Sitze (+1)
  • GRÜNE 5,1 % (+1,3) – 1 Sitz (=)

Bürgermeister

2007 trat Ewald Ledig nicht mehr an. Die Neuwahl zum Bürgermeister gewann Hans-Dieter Schneider (SPD).

Wappen

Doppelwappen am Alten Rathaus

Das Wappen zeigt in Blau einen schräg liegenden, mit dem abwärts gewendeten Bart nach oben gekehrten silbernen Schlüssel und geht auf ein Siegel aus dem 15. Jahrhundert zurück.

Der Schlüssel ist das Zeichen des Petrus, des Schutzpatrons des Ortes. Es hat seinen Ursprung in einem der beiden Wappenschilde, die an der Stirnseite des Historischen Rathauses angebracht sind. Sie zeigen zum einen den bayerischen Löwen und zum anderen einen Schlüssel auf Rautenfeld.

Partnerschaften

Im Jahr 2000 gründeten interessierte Personen den Partnerschaftsverein Mutterstadt e. V., um in Europa nach geeigneten Partnergemeinden zu suchen. Der Gemeinderat beschloss 2001, jeweils mit einer Gemeinde in Frankreich und mit einer Gemeinde in Polen offizielle Beziehungen aufzunehmen.

So wurde 2002 mit der polnischen Kleinstadt Praszka (Kreis Oppeln) eine gemeinsame Erklärung zur Begründung einer Partnerschaft unterzeichnen. Die Suche nach einer passenden Gemeinde in Frankreich gestaltete sich wegen der bereits bestehenden großen Anzahl von deutsch-französischen Gemeindepartnerschaften als schwierig. Schließlich führte eine Suchmeldung an den „Rat der Gemeinden und Regionen Europas“ zum Erfolg. Es meldete sich die nordfranzösische Gemeinde Oignies aus dem Raum Lille. Nach gegenseitigen Besuchen konnte 2004 die Partnerschaftsurkunde unterschrieben werden.

Bauwerke

Katholische Pfarrkirche

Katholische Pfarrkirche Sankt Medardus

Die katholische Pfarrkirche St. Medardus wurde nach dem Abriss der alten Kirche im Jahr 1934 an der Stelle der ersten katholischen Pfarrkirche errichtet. Ursprünglich war die Kirche des im 13. Jahrhundert untergegangenen Dorfes Hillensheim St. Medardus geweiht, dieses Patrozinium wurde später auf die Mutterstadter Kirche übertragen.Der Vorgängerbau wurde lange Zeit als Feldkapelle genutzt, bis er im Jahr 1934 abgerissen wurde.

Die katholische Kirchengemeinde wurde 1784 zur selbständigen Pfarrei und nutzte bis in die 1930er Jahre ihre 1754 gebaute und 1836 um 7 Meter verlängerte Kirche. Diese reichte um 1930 jedoch nicht mehr für die stark angewachsene Kirchengemeinde. So wurde der älteste Teil der Kirche abgebrochen und durch einen größeren Neubau ersetzt. Im Frühjahr 1935 verwarf man aber auch den Rest des alten Gebäudes. Die Außenmaße der Kirche betragen in der Länge 44 Meter, in der Breite 22 Meter und bietet 800 Sitzplätze.

Beim Neubau wurden die Altäre der alten Kirche überarbeitet. Die beiden aus der Unteren Pfarrkirche St. Sebastian zu Mannheim stammenden Seitenaltäre sind um 1760 entstanden. Der etwa 200 Jahre alte Hochaltar ist dem heiligen Medardus, dem Ortsheiligen der Wüstung Hillensheim, geweiht.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hatte den Turmbau verhindert. So wurde er erst im Jahr 1958 vollendet. Im Turm wurden 1962 sechs neue Glocken aufgehängt und eine Turmuhr mit Westminsterschlagwerk installiert.

Protestantische Pfarrkirche

Kanzel und Stumm-Orgel

Die ehemals katholische Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt wurde 1566 nach der Einführung des Calvinismus in der Kurpfalz reformiert und diente bis 1698 ausschließlich der reformierten Gemeinde und fiel im Zuge der Durchführung der 1705 von Kurfürst Johann Wilhelm erlassenen Religionsdeklaration im Jahr 1707 durch Los an die Reformierten.

An der Stelle der heutigen protestantischen Pfarrkirche ist schon um das Jahr 950 eine Kirche belegt. Das heutige Kirchenschiff wurde in den Jahren 1754 bis 1755 nach Plänen des kurfürstlichen Hofbaumeisters Franz Wilhelm Rabaliatti errichtet.

Die Kirche der reformierten Gemeinde erhielt im Jahr 1786 die von den Gebrüdern Stumm erbaute Orgel und wurde 1792 durch Einziehung einer zweiten Empore erweitert. 1831 kam es zu einer gründlichen Erneuerung der Kirche und dabei gestaltete man den Dachstuhl über dem Schiff um. 1882 wurde ein neues Geläut beschafft und das Torhaus an der Umfriedung abgerissen.

Postamt

Das Postamt wurde in den Jahren 1927 bis 1929 nach Plänen des Postbaurats Heinrich Müller erbaut. Es ist ein frei stehender, Bau mit Satteldach mit einer eisenbeschlagene Tür, die mit dem Reichsadler dekoriert ist. Das Gebäude ist ein Beispiel für die Modifizierung der Bauhausarchitektur in Verbindung mit traditioneller Bauweise.

Ehemaliges Rathaus

historisches Rathaus

Das ehemalige Rathaus wurde 1738 am Standort des Königshofs und der Gerichtsstätte Mutterstadts errichtet. In die Stirnseite ist ein Wappen mit der Jahreszahl 1568 eingefügt, das offensichtlich aus einem früheren Bau an gleicher Stelle übernommen wurde. Es zeigt in seinem linken Feld einen aufrichtenden Löwen, in seinem rechten Feld einen Schlüssel auf einem Hintergrund von lose aneinandergereihten Rauten, die heute weiß und blau gefärbt sind.

Das Gebäude enthielt im Erdgeschoss einen Raum, der ursprünglich den Katholiken, seit 1754 aber den Lutherischen zur Abhaltung ihres Gottesdienstes überlassen war. 1790 wollte die politische Gemeinde diesen Raum zum Abstellen der Feuerspritze und der Waage verwenden und legte darum den Lutherischen nahe, sich eine eigene Kirche zu bauen. Die lutherische Gemeinde hatte jedoch nur 42 Familien und wäre mit den Kosten überfordert gewesen. So bat sie die Gemeinde, die 400 Gulden Zuschuss zum Bau eines Spritzenhauses zu verwenden und ihnen weiterhin den Raum im Rathaus zu überlassen. So blieben die Lutherischen bis zur Vereinigung der protestantischen Kirchen im Jahr 1818 im Rathaus.

In diesem historischen Rathaus, das sich unmittelbar gegenüber dem modernen Rathaus befindet, ist das Museum für Ortsgeschichte untergebracht. Hier ist die Ortsgeschichte in Bildern, Grafiken, Karten und schriftlichen Erläuterungen dokumentiert.

Das Zeitpfeildisplay, eine 60 cm breite hinterleuchtete Tafel zeigt auf 25 Meter in drei Horizontalbändern synchron die Ereignisse der Welt-, Regional- und Ortsgeschichte in Text und Bild.

Wasserturm

Wasserturm

Der Mutterstadter Wasserturm wurde 1931 erbaut und hat eine quadratische Grundfläche. Mit einer Höhe von 52,5 Metern ist er eines der höchsten Bauwerke in Mutterstadt.

Eine Besonderheit ist sein Stahlbeton-Skelett, bei dem acht äußere und vier innere Stützen die Behälter-Tragekonstruktion aufnehmen. Die Form war eine Forderung des Gemeinderates.

Im Innern führt eine eiserne Wendeltreppe durch den inneren Wasserbehälter zur Behälterdecke. Heute ist der Turm nicht mehr zur Aufrechterhaltung des Leitungsdrucks notwendig, dient aber der Vermeidung von Druckschwankungen.

1989 wurde der Wasserturm saniert und erhielt vom Industriedesigner Friedrich Ernst von Garnier einen auffälligen Außenanstrich mit geometrischen Motiven.

Technische Daten
Gesamthöhe einschließlich Fundamentplatte: 52,65 m
Wasserspiegel des Behälters (141,50 m über NN) 45,60 m
Balkonhöhe: 36,70 m
Seitenlänge des Grundrisses: 12,80 m
Mauerstärke: 25 cm
Speichervolumen: 560 m³
Baukosten: 202.189,35 Reichsmark

Palatinum

Skulpturengruppe vor dem Palatinum

Das Palatinum ist das Gemeindezentrum für Veranstaltungen, Kultur und Tagungen. Das variabel nutzbare Raumprogramm bietet bis zu 800 Personen Platz. Es ist eine kombinierte Sport- und Festhalle, die im Jahr 1999 fertiggestellt wurde.

Vor dem Palatinum steht ein Kunstwerk, welches drei Motive aus der Geschichte Mutterstadts darstellt:

  1. Die Büste steht für den römischen Ursprung des Ortes.
  2. Die durch die Flachs-Hechel laufende Frau steht für den weiblichen Teil der Bevölkerung.
  3. Die Torkonstruktion mit männlichem Torso symbolisiert den industriebezogenen Standort der Gemeinde und den männlichen Teil der Bevölkerung.

Bildung

Pestalozzischule
Schulhof der Schule am Mandelgraben

Schulwesen

Die Entwicklung des Schulwesens wurde von der Nähe der Großstadt Ludwigshafen beeinflusst. So konnte sich lange keine höhere Schule entwickeln.

Im Jahr 1832 bezog die Volksschule einen Neubau mit vier protestantischen und zwei katholischen Schulabteilungen. 1867 wurde unter dem Einfluss des Apothekers Bohlig eine „Höhere Fortbildungsschule“ eingerichtet, die die Aufgabe hatte, Schülern die Kenntnisse zu vermitteln, die sie zum Übertritt in die 4. Klasse des Gymnasiums oder der Realschule nötig hätten.

Auf Veranlassung von Apotheker Bohlig unternahm man im Jahre 1869 den Versuch, so genannte Kommunalschulen einzuführen, in denen sämtliche Kinder ohne Rücksicht auf ihre Konfession gemeinsam unterrichtet würden. 1874 wiederholte man die Abstimmung mit einer überwältigenden Mehrheit für die gemeinsame Schule. Doch wurde die Abstimmung angefochten und alles blieb beim Alten.

In der Zeit Nationalsozialismus wurden die beiden Bekenntnisschulen zu einer „Deutschen Gemeinschaftsschule“ vereinigt. Die jüdische Bekenntnisschule war bereits 1925 wegen zu geringer Schülerzahl aufgelöst worden.

Grundschulen
  • Grundschule „Im Mandelgraben“
  • Grundschule „Pestalozzischule“

Integrierte Gesamtschule Mutterstadt

Integrierte Gesamtschule Mutterstadt

Die Integrierte Gesamtschule Mutterstadt (IGS) ist in der Gemeinde Mutterstadt die einzige weiterführende Schule. Ihr Einzugsbereich ist überwiegend der Rhein-Pfalz-Kreis. Die 750 bis 800 Schülerinnen und Schüler werden von 70 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet. Sie wurde 1993 auf Initiative von Eltern aus dem damaligen Landkreis Ludwigshafen gegründet, da im Raum Mutterstadt eine große Nachfrage nach Gesamtschulplätzen bestand.

Volkshochschule

  • Volkshochschule Rhein-Pfalz-Kreis und örtliche Volkshochschule Mutterstadt

Gemeindebibliothek

Die Gemeindebibliothek Mutterstadt ist in der so genannten „Neuen Pforte“ in der Ortsmitte untergebracht und bietet 30.000 Medien zur Ausleihe an.

Kultur und Freizeit

Musik

Postkarte des Gesangsvereins Germania, 1902:
„Sind wir von der Arbeit müde,
Ist noch Kraft zu einem Liede.“

Die Musik- und Gesangvereine haben eine lange Tradition in Mutterstadt. Im Jahr 1860 wurde der erste Männergesangverein gegründet. Der MGV 1860, der „alte Singverein“ tritt häufig in Chorgemeinschaft mit dem MGV 1864 Maudach auf. Der MGV Frohsinn 1873 hat einen Männerchor und einen Frauenchor, die auch als gemischter Chor auftreten sowie den Projektchor, der sich der modernen (oft englischsprachigen) Chormusik widmet. Der Gesangverein „Germania“ wurde 1877 als Männerchor gegründet, 1982 kam ein Frauenchor dazu, seit 2003 haben sie sich zum gemischten Chor zusammen geschlossen. Außerdem singt der Männerchor in Chorgemeinschaft mit dem MGV 1903 Limburgerhof. Weiterhin besteht im Verein noch der Kinderchor "Sternschnuppen" mit drei Chorstufen.

Der Pfarr-Cäcilien-Verein als gemischter Chor gibt als Gründungsjahr 1924 an, aber bereits 1889 bestand ein Männerchor in der katholischen Kirche. Ihm angegliedert ist ein Kinderchor. Auch der Evangelische Kirchenchor gestaltet Gottesdienste mit und pflegt die konzertante Kirchenmusik. Außerdem gibt es den 1996 gegründeten Crescendo Chor, dessen Repertoire Gospels, Musicals und Pop- und Jazzmusik umfasst.

Zwei Musikvereine und zwei kirchliche Musikgruppen sind in der Gemeinde aktiv. Der Posaunenchor des CVJM Mutterstadt besteht seit über 60 Jahren. Er ist regelmäßig bei Gottesdiensten und Konzerten in der evangelischen Kirche zu hören. Darüber hinaus ist er auch bei weltlichen Aktivitäten in der Gemeinde zu hören. Die Blaskapelle Mutterstadt 1928 e.V. wurde ursprünglich als Musikabteilung des Katholischen Arbeitervereins gegründet. Außer bei der Mitgestaltung von Gottesdiensten ist die Kapelle auch bei vielen Festen zu hören. Regelmäßig werden eigene Konzerte veranstaltet. Die Ausbildung junger Musiker ist dem Verein ein wichtiges Anliegen. Schon seit 1992 besteht ein Jugendorchester.

Mutterstadt zeichnet sich durch eine aktive Musikszene aus, die vorwiegend von Punkrock-, Crossover- und Heavy-Metal-Bands geprägt wurde. Bands wie XOX, Alice D. oder später The Feebles, ZUARG und Ismir Egahl prägten einen Stil, an dem man Musiker aus Mutterstadt erkennt. Weitergeführt wurde die Musikszene – deren Zentrum der ortsansässige Jugendtreff ist – von jüngeren Bands, wie z.B. Shamrock, 50 P.S.E., Boiling Blood u.a. Durch Initiative von Teilen dieser Bands entstand im Jahr 2003 das erste Waldpark Open Air, das seitdem jährlich auf dem Gelände der Waldranderholung stattfindet und regionalen Bands der Stilrichtungen Punk, Metal und Hardcore Auftrittsmöglichkeiten bietet.

Parks und Grünanlagen

Gemeindewald
Gemeindewald heute

Im Süden der Gemarkung befindet sich der 130 Hektar große Gemeindewald. Es ist ein Laubwald mit alten Eichenbeständen. Er wird in Nord-Süd-Richtung vom Floßbach durchzogen und im Südwesten vom Böhlgraben begrenzt. Der Wald hatte vor Jahrhunderten ein Vielfaches seiner heutigen Ausdehnungen. Sein Holz wurde im 18. Jahrhundert über Gräben (Floßbach) in die umliegenden Orte transportiert. Da in der holzarmen Rheinebene ein starker Bedarf an Holz herrschte, jedoch der Transport mittels Wagen das Holz verteuerte, ließen die kurpfälzischen Behörden vorhandene Wasserläufe für die Holzflößerei ausbauen. Der Graben musste von den angrenzenden Gemeinden ausgehoben werden. Im November 1741 wurde das erste Holz bis nach Fußgönheim geflößt. Der Betrieb steigerte sich rasch. Im Jahr 1742 wurde von August bis November ununterbrochen für die Saline geflößt.

Die Zeit des Flößens verursachte eine Überschwemmung der Felder. 1770 beklagten sich Bauern, dass Äcker das ganze Jahr nicht gebaut werden konnten. Die Holzflößerei auf dem Floßbach blühte beinahe 140 Jahre lang, ging aber durch die zunehmende Nutzung der Eisenbahn rasch zurück, um anfangs der 1880er Jahre völlig zu erliegen.

Die Mutterstadter Bauern wollten den Wald als Viehweide nutzen, doch die Forstbehörde bestand darauf, dass das Vieh aus dem Wald ferngehalten werde. Eine Verordnung des Kurfürsten setzte durch, dass die Waldweiden geräumt und die Waldbestände erneuert wurden. Die vorgelagerte Wacholderplatte aber wurde zu Äckern gemacht. Die Jagd im Wald blieb herrschaftliches Privileg und wurde von einem kurpfälzischen „Hühnerfänger“ beaufsichtigt. Von Zeit zu Zeit wurden größere Jagden abgehalten, bei denen die Gemeinde Treiber stellen musste und die Zeche zu bezahlen hatte, die die herrschaftlichen Jäger in den Gaststätten hinterließen.

Walderholungsstätte
Walderholungsstätte

1916 beabsichtigte die BASF einen Teil des Mutterstadter Waldes zu einem Volkspark umzugestalten, scheute aber dann vor den Kosten zurück. Am Waldhäusel führte seit 1954 die Arbeiterwohlfahrt jährlich während der Schulferien eine Kindererholung durch.

In den Jahren 1961 bis 1964 wurde unter großem Kostenaufwand die Walderholungsstätte mit einer 120 Quadratmeter großen überdachten Liegehalle, einer Großküche und einem 160 Quadratmeter großen Speisesaal eingerichtet.

Sport

Auf Anregung von Ernst Bohlig, dem damals „stärksten Mann der Welt“ der einen Vortrag über den Wert körperlicher Ertüchtigung im Sinne des Turnvaters Jahn gehalten hatte, beschlossen 15 Männer im Jahr 1886 die Gründung eines Turnvereins, dem bald 54 Männer beitraten. Im selben Jahr wurde auch ein zweiter Turnverein, der Turnerbund Germania, gegründet. Als Übungsstätte nutzten die Turner eine Scheune, bevor sie 1907 ein geeignetes Gelände erwarben und darauf 1908 eine Turnhalle bauten. Nach dem Ersten Weltkrieg fusionierten die beiden Turnergemeinschaften zu den „Vereinigten Turnvereinen Mutterstadt“.

Nach dem Ersten Weltkrieg hatte sich ein Ortskartell der freien Sportvereine gebildet, dem der „Arbeiter-Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität“, der „Freie Athleten-Klub Deutsche Eiche“, der „Freie Sportverein“ und der „Freie Wander- und Vergnügungsklub Edelweiß“ angehörten.

Im Jahr 1946 wurde mit Genehmigung der Militärregierung der „Allgemeine Sportverein“ gegründet. In ihm schlossen sich Mitglieder der ehemaligen „Vereinigten Turnvereine“, aber auch des freien Sportkartells, des Radfahrerbunds Schwalbe und des Schachvereins zusammen.

TSG Mutterstadt
Ein Großverein in Mutterstadt stellt der TSG Mutterstadt 1886 e.V. da. Er bietet seinen Mitgliedern eine Handball-, Leichtathletik- Schach-, Turn-, Rasenkraftsport- und Aerobicabteilung sowie Möglichkeiten zur Kinder- und Babygymnastik.

Dieser Verein holt im Jahr 1957 den ersten von zwölf deutschen Mannschaftstmeistertiteln im Gewichtheben nach Mutterstadt. Die Gewichtheberabteilung löste sich allerdings im Jahr 1969 als AC Mutterstadt aus dem Großverein.

LTC Mutterstadt
Ein bekannter Verein ist der LTC Mutterstadt 1993. Er bietet seinen Mitgliedern Übungsmöglichkeiten in Leichtathletik,, Turnen und Aerobic. Der Verein bildete sich 1993 aus ehemaligen Mitgliedern des TSG Mutterstadt.

Trainingszentrum der Gewichtheber

AC Mutterstadt
Der AC Mutterstadt brachte Gewichtheber von internationalem Rang hervor. Darunter die drei Weltmeister Rainer Dörrzapf, Ronny Weller und Joto Jotov. Der Verein entsandte außerdem sieben Athleten zu Olympischen Spielen und stellte insgesamt 108 deutsche Einzelmeister in Gewichtheben. Mit zwölf deutschen Mannschaftsmeisterschaften (einschließlich der Titel unter dem Namen TSG Mutterstadt) ist der Verein darüber hinaus deutscher Rekordmeister in Gewichtheben.

Im Jahr 2001 meldete sich der Verein jedoch aus der Bundesliga ab und stellte den Gewichtheberbetrieb ein und konzentrierte sich auf den Freizeitsport. Die Zahl der Mitglieder sank von 1.200 Mitgliedern auf 350. Mitte 2007 wurde allerdings in der Landesliga Rheinhessen-Pfalz/Saar ein Neuanfang im Gewichtheben in Angriff genommen. Fernziel ist die Rückkehr in die Bundesliga.

Sportstätten
Rundsporthalle

Für Sportveranstaltungen gibt es drei Großsporthallen, den Sportpark, das Kegel-Center sowie das Gewichthebezentrum. Außerdem wurde das Hallen- und Freibad modernisiert und in das Spaß- und Erholungsbad „Aquabella“ umgebaut.

Das Schwimmbad entstand nach einer Übereinkunft der beiden Gemeinden Mutterstadt und Limburgerhof unter Beteiligung des Landkreises ein gemeinsames Bad zu errichten. Dafür ließ die Gemeinde Limburgerhof die vorgesehene Kleinlösung eines rein örtlichen Bades fallen. So konnte am Ende der 1960er Jahre ein gemeinschaftliches Hallenbad zwischen beiden Orten gebaut werden. Mutterstadt stellt dafür 5,4 Hektar gemeindeeigenes Land zur Verfügung und der Zweckverband für die Wasserversorgung garantiert durch die Anlage einer Brunnengalerie mit Pumpwerk die Zufuhr des Wassers.

Aquabella

Der Bau des Freibades erfolgte im Jahr 1978. Ende der 1990er Jahr mussten viele Reparaturen durchgeführt werden. Da bei der Untersuchung der Bausubstanz mehrere erhebliche Bauschäden zutage traten, die zum Teil konstruktiv begingt sind, stand eine Schließung des Bades kurz bevor, da Bestimmungen und Normen nicht mehr eingehalten werden konnten. Doch nach Protesten der Bevölkerung und von Kommunalpolitikern wurde der Erhalt des Bades durch Landeszuschüsse gesichert. Es wurden Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung ausgeführt, dazu gehörten eine Großwasser-Rutsche (Länge: 74 Meter), ein neues Kinderbecken, ein Whirlpool und ein kleines beheiztes Außenbecken im Winter. Außerdem wurde die Sauna neu gestaltet und auf eine Kapazität von 30 Personen erweitert.

Freizeit

Neue Pforte im Ortszentrum
Vereine

Das gesellschaftliche Leben wird geprägt von nahezu 70 Vereinen sowie von zahlreichen Festen wie zum Beispiel Straßenfastnacht mit Umzug, Kerwe und Weihnachtsmarkt. Die ehemalige Volksschule wurde in ein Haus der Vereine umgewandelt, das den örtlichen Vereinen zur Verfügung steht.

Ebenso steht das Gemeindezentrum Neue Pforte mit Veranstaltungsräumen für Vereine, Organisationen und Privatpersonen zur Verfügung.

Haus der Vereine
Grumbeer- und Gemüsestraße

Durch den Ort führt eine Nebenlinie der Grumbeer- und Gemüsestraße, die im Jahr 2005 eröffnet wurde und auf 145 Kilometer Länge durch die Vorderpfalz führt. Grumbeer (hochdeutsch: „Grundbirne“) ist die pfälzische Bezeichnung für die Kartoffel, die nirgends in Deutschland so früh geerntet werden kann wie in der pfälzischen Rheinebene.

Regelmäßige Veranstaltungen

In Mutterstadt finden jährlich über 200 Veranstaltungen, insbesondere im kulturellen und sportlichen Bereich, statt. Dazu gehören der Fastnachtsumzug mit Straßenfasnacht am Fastnachts-Dienstag, der Ostermarkt, der seinen Ursprung in der napoleonischen Zeit hat, und die Waldfeste der Vereine an der Walderholungsstätte. Außerdem feiert die Protestantische Kirchengemeinde am Wochenende vor den Sommerferien das Gemeindefest „Unter der Linde“ und die Katholische Kirchengemeinde an Fronleichnam im „Ritterhof“.

Höhepunkt ist die Kerwe, die Ende August gefeiert wird. Vereine und Gemeindeverwaltung haben sich zur „Kerwegemeinschaft“ zusammengeschlossen, um den Festplatz zwischen Rathaus und „Neue Pforte“ zu bewirtschaften. Gleichzeitig wird auch ein Straßenradrennen veranstaltet.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Mutterstadt liegt direkt an den Autobahnen A61 und A65 (Autobahnkreuz Mutterstadt) sowie an der Bundesstraße 9, hat aber keinen Eisenbahnanschluss.

Eisenbahn
Lokalbahn „Feuriger Elias“ im Zentrum Mutterstadts

Die Chance für einen Eisenbahnanschluss wurde bereits im Jahr 1830 beim Bau der Pfälzischen Ludwigsbahn vergeben. Jedoch statt die Strecke durch den südlichen Ortsrand zu führen, entschied die Gemeinde, den Bahnhof am äußersten Gemarkungsrand, im heutigen Limburgerhof, einzurichten. Die Lokalbahn („Feuriger Elias“), die ab 1890 durch den Ort führte, war dafür kein Ersatz und wurde auch 1955 stillgelegt. Die Eröffnung der Lokalbahn führte dazu, dass die Abwanderung in die Stadt merklich abnahm. Viele Arbeitnehmer behielten nun ihren Wohnsitz bei, da sie vielfach auch noch Grundbesitz besaßen.

1949 verkehrten 16 Zugpaare täglich, doch da erkannte man schon, dass der „Feurige Elias“ eine Gefährdung des zunehmenden Straßenverkehrs darstellte, besonders in den engen Ortsdurchfahrten und beschloss, den Schienenverkehr durch eine Omnibuslinie zu ersetzen. Jedoch auf Grund der Widerstände beschlossen die Verantwortlichen, die Dampflokomotiven durch Dieselloks zu ersetzen, um auf der Straße Belästigungen durch Rauchschwaden zu ersparen. Damit glaubte man das Problem auf längere Zeit gelöst zu haben.

Während des Tags waren die Züge oft recht mäßig besetzt, aber im Berufsverkehr transportierten sie oft mehr als 300 Fahrgäste. Dazu kam der Güterverkehr, der zur Erntezeit besonders stark war, wenn die Zuckerrübenlieferung den ganzen Tag über die Linie auslastete. Diesen Belastungen wäre, so glaubte man, ein Omnibusbetrieb nicht gewachsen. So fiel 1952 nochmals die Entscheidung zugunsten der Lokalbahn. Schließlich erzwang die fortschreitende Motorisierung die Stilllegung der Kleinbahn. 1955 fuhr dann der letzte Zug nach Mundenheim; dann wurden die Fahrgäste von einer verstärkten Buslinie übernommen.

Landwirtschaft

Mutterstadts sandige Felder
Bodennutzung

Die günstigen klimatischen Bedingungen bieten der Landwirtschaft mit dem Anbau von Sonderkulturen die Möglichkeit einer intensiven Bodennutzung. Zur Intensivierung der Bodenbearbeitung wurde der Wasserberegnungsverband Mutterstadt gegründet.

Pfalzmarkt

Die landwirtschaftlichen Produkte werden im Mutterstadter Pfalzmarkt („Pfalzmarkt für Obst und Gemüse eG“), dem größten genossenschaftlichen Gemüsegroßmarkt der Bundesrepublik, vermarktet. Er wurde im Jahr 1985 gegründet, zählt 2.100 Mitglieder und 250 Erzeuger, was ihn zu einen der bedeutendsten Vermarktern Europas macht. Auf 220.000 Quadratmetern Betriebsfläche stehen 70.000 Quadratmeter Lagerhallen zur Verfügung. Die Logistik erlaubt die termingetreue Abwicklung des Transports von 250 LKWs täglich.

Die 250 Erzeuger produzieren auf einer Gesamtfläche von 12.000 Hektar mehr als 120.000 Tonnen Obst und Gemüse im Jahr. Zur Sicherstellung der Produktion wurde eine strategische Partnerschaften mit dem Beregnungsverband Vorderpfalz geschlossen und Tochterunternehmen wie zum Beispiel die PGÜ-Pfalz-Gemüse GmbH und die Taufrisch Vermarktungs GmbH gegründet. 90 Prozent der Produkte werden per Telefongebot geordert. Ernteprognosen bieten zwei Wochen im voraus eine Orientierung zu Menge und Preis.

Neben Obst beliefert der Pfalzmarkt seine Kunden mit Bohnen, Bundzwiebeln, Kohl, Möhren, Radieschen, Salat und Tomaten sowie mit Edelgemüse wie Spargel, Artischocken und Broccoli.

Aussiedler

In der Gemarkung Mutterstadts wurden in den 1960er Jahren Aussiedlerhöfe errichtet, um den Landwirten Möglichkeiten zu geben, sich zu vergrößern.

Seide

Im 18. Jahrhundert ließ Kurfürst Karl Philipp eine „Seidenwurmfabrique“ gründen. Unter Karl Theodor musst jeder neuangehende Bürger zwei, jeder Beisasse einen Maulbeerbaum pflanzen. Da jedoch der Erfolg ausblieb, mussten die Gemeinden auf Dorfplätzen, Allmenden, Gräben und Dämmen Maulbeerpflanzungen anlegen. Im Jahr 1785 schloss die „Seidenbau-Plantagen-Gesellschaft Rigal und Consorten zu Heidelberg“ einen Vertrag mit der Gemeinde Mutterstadt ab, in dem die Gemeinde der Seidenbaugesellschaft das volle Eigentum aller in ihrer Gemarkung stehenden Maulbeerbäume übertrug und ihr weitere Plätze zur Verfügung stellte. Zur Beaufsichtigung der Bäume wurde ein eigener Obmann ernannt. Die Anlage der Kulturen sollte im Frondienst geschehen. Weder die ausgesetzten Belohnungen noch die angedrohten Strafen vermochten jedoch die Abneigung der Bauern zu überwinden. Die Französische Revolution steigerte diese Abneigung. Schließlich hob die kurpfälzische Regierung 1792 alle Privilegien der Seidenbaugesellschaft auf. Damit war das Ende dieser verhassten Kultur gekommen, von der sich noch heute an Gräben und in Gärten Maulbeersträucher finden.

Flachs
Skulptur vor dem Palatinum: Frau in einer Flachshechel

Im 18. und 19. Jahrhundert spielte der Flachsbau eine erhebliche Rolle. Die Anbaufläche stieg von 92 Hektar im Jahr 1789 auf 160 Hektar 1830. Im Jahr 1853 wurden nur noch 14 Hektar mit Hanf und Flachs bebaut. Danach wurde der Anbau bedeutungslos. Er wurde sowohl zur Gewinnung von Fasern als auch wegen seiner Früchte angebaut. Die Behörden waren bemüht, dem Mutterstadter Leinsamen seinen guten Ruf zu erhalten. 1769 wurde festgestellt, dass einige Mutterstädter fremden Leinsamen einführten und als einheimischen verkauften. Dennoch wurde wenige Jahre später der Bürgermeister beschuldigt, Nachts acht Malter Leinsamen aus Schifferstadt eingeführt und als Mutterstadter nach Schwaben weiterverkauft zu haben. Der Ackerbausachverständige J. N. Schwerz berichtet im Jahre 1814 aus der Pfalz:

„Der Flachs macht den Hauptgegenstand der Kultur von Mutterstadt aus. Man baut ihn größtenteils des Samens wegen, womit hier ein besonderer Handel getrieben wird. Mancher Samen, der unter dem Namen des Rigaer Leins verkauft wird, kam zu Mutterstadt zur Welt. Er wird nicht selten hier aufgekauft, macht eine kleine Reise und kehrt in einem Jahr in einem russischen Anzug wieder dahier zurück. Die Geschichte der Frau, die einst ihren Ring verlor und ihn nach ein paar Jahren in dem Leinsamen wiederfand, der vorgeblich von Riga gekommen war, trägt sich noch in dieser Gegend. Gerät der Samen wie eben in dem Jahre 1814, so ist der Flachs oft mehr wert als der Boden, Der Ertrag von 1 Morgen beläuft sich dann auf 250 rheinische Gulden.“

Welche Bedeutung der Flachsbau hatte, ersieht man daraus, dass die Missernte von 1826 die Gemeinde in Zahlungsschwierigkeiten brachte. Andererseits verschaffte der dem Ort einen gewissen Wohlstand. Der Leinsamen ging um 1850 meist zu Schiff den Rhein hinab nach Holland. Der Bast wurde von Aufkäufern aus dem Hunsrück, aus Franken und Württemberg aufgekauft.

Zuckerrüben

Die von Napoleon verhängte Kontinentalsperre rief Bestrebungen hervor, den aus englischen Kolonien eingeführten Rohrzucker durch Zucker aus selbst erzeugten Zuckerrüben zu ersetzen. Nach dem Zusammenbruch der französischen Herrschaft wurde der Anbau von Zuckerrüben zunächst jedoch wieder aufgegeben. Später wurden die Zuckerrüben bis in die 1950er Jahre mit der Lokalbahn „Feuriger Elias“ nach Mundenheim gebracht und dann auf den regulären Güterverkehr verladen.

Gemüse

Mutterstadt liegt in einer Region, die sich „Gemüsegarten Deutschlands“ nennt. In der stadtnahen Gemeinde fand schon früh der feldmäßige Gemüsebau Eingang. Im Vordergrund stand zuerst Weißkohl. 1919 ermittelte man jedoch bereits neben 124 Hektar Weißkohl 93 Hektar sonstigen Kohl, 76 Hektar Möhren, 9 Hektar Kohlrüben, 1 Hektar Zwiebeln und 2 Hektar sonstiges Gemüse.

Wohncontainer für Saisonarbeiter
Arbeitskräftemangel

Die größeren landwirtschaftlichen Betriebe waren von jeher auf Hilfskräfte angewiesen. Diese kamen früher aus kleinbäuerlichen Familien und aus Arbeiterfamilien. Als jedoch die Fabriken mit erhöhtem Lohn und vermehrter Freizeit lockten, trat ein fühlbarer Mangel ein. Heute kommen die Saisonarbeiter vorwiegend aus Polen. Versuche der Bundesanstalt für Arbeit, deutsche Arbeitslose für die Feldarbeit zu gewinnen, scheiterten. Die meisten der eingesetzten Arbeitslosen beklagten sich über die schwere Arbeit und den geringen Zuverdienst.

Ansässige Unternehmen

Elektrizitätswerk
Umspannwerk der Pfalzwerke
Richtfunkturm am Umspannwerk Mutterstadt

Bereits im Jahr 1898 plante der Gemeinderat eine zentrale Lichtversorgung. 1906 befasste sich der Gemeinderat erneut damit, doch eine Kommission unter Leitung des Distriktsarztes Mattem entschied sich gegen elektrisches Licht, da es zu teuer und zu Kochzwecken nicht zu gebrauchen sei. Stattdessen empfahl die Kommission ein Gaswerk. Doch auch diese Planung verlief ergebnislos.

1910 beschloss der Gemeinderat die Errichtung einer gemeindeeigenen Licht- und Kraftanlage im Anschluss an die Überlandzentrale und beauftragte 1912 die Firma „Rheinische Schuckert-Gesellschaft für elektrische Industrie AG in Mannheim“ mit der Erstellung einer elektrischen Starkstromversorgungsanlage für die Gemeinde Mutterstadt. Der Bau wurde trotz des Widerstands von Hausbesitzern, die keine Masten auf ihren Dächer dulden wollten fertiggestellt. Ein weiterer Streitpunkt war die Deckung der Restschuld. Doch bereits 1915 erzielte das Werk einen Überschuss. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die Elektrifizierung der Haushalte zu einer enormen Steigerung des Strombedarfs.

Die Pfalzwerke unterhalten am Rande des Gewerbegebietes eine Netzleitstelle. In dem weit sichtbaren Turm laufen sämtliche Daten, die Spannungsleitungen der Pfalz betreffen, zusammen, damit einzelne Spannungsleitungen vom Stromnetz ab- oder zugeschaltet werden können, wenn zum Beispiel bei Reparaturen kein Strom mehr auf den Leitungen liegen darf.

Wasserwerk

Die Trinkwasserverhältnisse Mutterstadts waren schon immer kritisch. Nur wenige Brunnen gaben gutes Wasser. Darunter der bereits im 13. Jahrhundert genannte „Gute Brunnen“.

Um das Jahr 1890 nahm die Stadt Ludwigshafen mit der Gemeinde Mutterstadt Verhandlungen wegen der Errichtung eines Wasserwerks auf. Dies führte zum Bau eines Wasserwerks, das 1895 in Betrieb genommen wurde, an dem sich Mutterstadt aber nicht anschloss.

Als 1912 Fälle von Typhus auftraten, ergab die Untersuchung mehrerer Brunnen, dass das von ihnen gelieferte Wasser nicht einwandfrei war. Darauf stellte der Adjunkt Weber den Antrag, Anstalten zu einer besseren Trinkwasserversorgung zu treffen. Doch diese Anregung wurde erst im Jahr 1927 wieder aufgegriffen.

Das bayerische Landesamt für Wasserversorgung machte den Vorschlag, die Gemeinden Mutterstadt, Neuhofen, Waldsee, Schifferstadt und Otterstadt sollten sich zur Errichtung einer gemeinsamen Wasserleitungsanlage zusammenschließen. Ihr Kreis erweiterte sich durch die Gemeinden Dannstadt und Schauernheim. So wurde der „Zweckverband für Wasserversorgung, Pfälzische Mittelrheingruppe“ gegründet 1929 genehmigt. Der Wasserturm wurde 1932 vollendet.

Das Pumpwerk zwischen Waldsee und dem Altrhein sammelt aus fünf Flachbrunnen das Grundwasser, presst es durch alle Stufen der Läuterung und versorgte das Gruppengebiet von 30.000 Einwohnern mit Wasser.

Gewerbegebiet

Geschäfte im Gewerbegebiet

Im 52 Hektar großen Gewerbegebiet sind Einzelhandelsunternehmen wie die Metro AG, Praktiker-Baumarkt, Bö-Schuhe, die Adler Modemärkte GmbH und der Spielwarenfachmarkt ROFU Kinderland sowie Autohäuser, ein Auktionshaus, ein Hotel, ein Hallen- und Freibad, ein Kegelzentrum, der Sportpark und Betriebe des produzierenden Gewerbes (Schreinerei, Recycling, Kompostierung, Gefahrgut-Spedition, Großbäckerei, und Umspannwerk) vertreten. Damit ist Mutterstadt auch für die benachbarten Gemeinden ein Einkaufszentrum.

Infrastruktur

220 kV/110 kV-Umspannwerk der Pfalzwerke beim Gewerbegebiet mit 124 Meter hohen Richtfunkturm ( Pfalzwerketurm). Ein 110 kV-Umspannwerk der Pfalzwerke befindet sich in unmittelbarer Nähe im Industriegebiet.

Persönlichkeiten

Ernst Bohlig um 1880

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Ernst Bohlig (1846–1918), Apothekersohn aus Mutterstadt galt Ende des 19. Jahrhunderts als „stärkster Mann der Welt“.
  • Fritz Schalk (* 1925), Politiker (SPD), war von 1971 bis 1987 Abgeordneter im rheinland-pfälzischen Landtag.
  • Jeanette Rott-Otte (* 1945), Politikerin (SPD), war von 1991 bis 1994 rheinland-pfälzische Ministerin.

Personen, die vor Ort gewirkt haben

  • Rainer Dörrzapf (* 1950), hielt vier Junioren-Weltrekorde und wurde 1972 Weltmeister im Gewichtheben.
  • Hannelore Klamm (* 1949), Politikerin (SPD), Mitglied des Landtages

Literatur

  • Dieter Birke: Festschrift zur 1200-Jahr-Feier der Gemeinde Mutterstadt. Mutterstadt: Gemeindeverwaltung, 1967
  • Heinrich Eyselein: Mutterstadt in Vergangenheit und Gegenwart. Südwestdeutsche Verlagsanstalt, 1967
  • Erwin Renner, Wilhelm Heil: Mutterstadt. Sutton Verlag, 2000, ISBN 978-3-89702-256-0

Weblinks


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