Internationales Theaterinstitut

Internationales Theaterinstitut

Das Internationale Theaterinstitut (ITI) ist ein weltumspannendes internationales Netzwerk des Theaters, das seit 1948 unter dem Schirm der UNESCO dem wechselseitigen Austausch der Theaterschaffenden der Welt und der besseren Verständigung der Kulturen dient. Es ist zurzeit in über 90 Ländern mit nationalen Zentren vertreten. Der Sitz des ITI-Generalsekretariats ist Paris. Präsident der Organisation ist seit 2008 Ramendu Majumdar (Bangladesh), von 2002 bis 2008 hatte Manfred Beilharz (Deutschland) das Amt inne. Generalsekretär ist Tobias Biancone (Schweiz).

Inhaltsverzeichnis

Deutsches Zentrum des ITI: Geschichte und Struktur

Die (vormals nur west-)deutsche Sektion des Internationalen Theaterinstituts ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein, existiert seit 1955 und ist seit 1957 aktives Mitglied des internationalen Netzwerks. 1959 wurde das DDR-Zentrum gegründet und ebenfalls in das ITI aufgenommen. Beide deutsche Zentren arbeiteten bis 1991 parallel im ITI.

Im Jahre 1991 erfolgte, im Zuge des Beitrittes der DDR zur BRD, über die Zuwahl namhafter Theaterleute der DDR eine Zusammenführung mit dem DDR-Zentrum. Heute zählen rund 200 Theaterkünstler – Intendanten, Regisseure, Choreografen und Journalisten – sowie Vertreter von Verbänden und Institutionen aus allen Bereichen der Darstellenden Künste zu den Mitgliedern des Zentrums Bundesrepublik Deutschland des Internationalen Theaterinstituts e. V. Der Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin.

Arbeitsweise und Projekte

Das deutsche Zentrum realisiert eigene Projekte und beteiligt sich an Kooperationsvorhaben innerhalb des Weltverbandes. Das Festival Theater der Welt, welches alle drei Jahre in einer anderen deutschen Stadt ausgerichtet wird, ist das in Umfang und Signalwirkung herausragende Projekt des deutschen ITI-Zentrums.

Auf dem Gebiet der Gegenwartsdramatik wird seit 2001 die „Internationale Plattform Gegenwartstheater“ vom deutschen ITI-Zentrum koordiniert. Als Projektserie mit Kooperationspartnern in ganz Europa (und Kanada) initiiert die Plattform Workshops mit Autoren, Übersetzern und Regisseuren, und fördert Stückübersetzungen, Lesungen, Erstaufführungen und Gastspiele zeitgenössischer Dramatik.

Koordiniert vom deutschen ITI-Zentrum entwickelt das Information Centre for Drama in Europe (ICDE) als Zusammenschluss von 7 europäischen Partnern seit 2004 das Internetportal für Gegenwartsdramatik in Übersetzung.

Das deutsche ITI-Zentrum unterstützt die Arbeit der internationalen Komitees des ITI bei Projektreisen und Arbeitsbegegnungen, so das internationale Meeting zum zeitgenössischen Musiktheater „Music Theatre Now“ des Music Theatre Committee und die Workshopserie „My Unknown Enemy“ des Cultural Identity and Development Committee. Als wesentliche Etappe der Projekte zum Theater in Konfliktgebieten wurde 2006 das Centre for Theatre in Conflict Zones in Khartum/ Sudan – in Kooperation mit dem ITI Sudan – gegründet.

Die Projektserie „Bewegungsmelder“, welche choreografische Recherchen, Workshops und theaterkünstlerische Projekte zu Fragen von Demokratie und Kontrolle im öffentlichen Raum verbindet, mündete bei „Theater der Welt“ 2008 in das künstlerische Projekt „Escalators“.

Das Institut unterstützt auf kulturpolitischer Ebene den internationalen Austausch. Es berät Künstler, Veranstalter und Produzenten sowie Regierungsinstitutionen zu Fragen internationaler Kulturkooperation. Das deutsche Zentrum ist in allen internationalen Komitees des ITI vertreten und aktiv an deren Projekten zur Diskussion und Erforschung ästhetischer und sozialer Zusammenhänge des Theaters beteiligt. In Schwellen- und Transformationsländern unterstützt das deutsche ITI außerdem Projekte, in deren Zentrum die Förderung durch Austausch und Beratertätigkeit steht.

Zum Welttag des Theaters (27. März) würdigt das deutsche ITI-Zentrum seit 1984 mit seinem Preis zum Welttheatertag Ländergrenzen überschreitende Theaterarbeit und beispielgebende Leistungen.

Mitgliedschaft in anderen Organisationen

Das deutsche ITI-Zentrum ist in mehreren europäischen Netzwerken vertreten, so im Informal European Theatre Meeting (ietm), bei Culture Action Europe - European Forum for the Arts and Heritage und im European Network of Information Centres for the Performing Arts (ENICPA). Es ist ebenfalls Mitglied der deutschen UNESCO-Kommission (DUK) und des Fonds Darstellende Künste.

Finanzierung

Das ITI wird aus Mitteln des BKM (Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie von der Kulturstiftung der Länder (KSL) aus Mitteln des Landes Berlin und der Ländergemeinschaft finanziert. Die Förderung von Projekten erfolgt auch durch Auswärtiges Amt und weitere in- und ausländische Förderer und Projektpartner.

Vorstand

  • Präsident: Manfred Beilharz, Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
  • Vize-Präsidenten: Roberto Ciulli, Theater an der Ruhr, Kay Wuschek, Theater an der Parkaue Berlin

Schweizer Sektion

Die schweizerische Sektion „SuisseTheatre ITI“ ist ebenfalls weltweit beteiligt an den Projekten des ITI.[1] Aus ihren Reihen ist Tobias Biancone seit Jahren als Mitglied des Executive Councils gewählt und wurde zuletzt dessen Generalsekretär.[2][3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.iti-swiss.ch/pages/wer-wir-sind/suisse-theatre-iti.php?lang=DE?lang=DE
  2. http://www.iti-swiss.ch/pages/internationales/weltkongress/weltkongress-2004.php?lang=DE
  3. http://www.iti-swiss.ch/pages/internationales/weltkongress/weltkongress-2008.php?lang=DE

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