- Internationalismus
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Der politische Begriff Internationalismus bezeichnet einen Gegensatz zum Nationalismus.
Inhaltsverzeichnis
Marxistische Theorie
Im klassischen Marxismus bezeichnet der Begriff das Streben der Arbeiter nach internationalem Zusammenschluss (proletarischer Internationalismus). Dieser Internationalismus wurde bereits im Kommunistischen Manifest, das Karl Marx und Friedrich Engels im Auftrag des Bundes der Kommunisten 1848 verfasst und veröffentlicht hatten, propagiert. Der darin enthaltene und begründete Aufruf „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ wurde zum Leitmotiv für die verschiedenen Internationalen der Arbeiterbewegung ab Mitte der 1860er Jahre, beginnend mit der ersten Internationale, der Internationalen Arbeiterassoziation (1864 - 1876). Nach deren Spaltung und Auflösung in eine anarchistische und eine kommunistische Richtung entstanden weitere internationale Zusammenschlüsse. So entstanden schließlich auch die zweite Internationale, die Sozialistische Internationale (1889 - 1914, auseinandergebrochen mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs, wiederbegründet 1951) und später die dritte Internationale, die Kommunistische Internationale (1919 - 1943). Neben den bekanntesten internationalen Bündnissen ideologisch in unterschiedlichen Auslegungen des Sozialismus ausgerichteter Parteien und Organisationen der Arbeiterbewegung, existierten noch weitere, weniger bekannte entsprechende internationale Zusammenschlüsse. Ebenfalls vom proletarischen Internationalismus inspiriert ist das weltweit bekannteste und in die meisten Sprachen übersetzte Lied der sozialistischen Arbeiterbewegung, „Die Internationale“ von Eugène Pottier aus dem Jahr 1871.
Anarchosyndikalismus
Im Anarchismus bzw. Syndikalismus bezeichnet er das Streben der Arbeiter nach internationalem Zusammenschluss unter anarchistischen Vorzeichen. Den sozialdemokratischen und kommunistischen Organisationen wird dabei die Integration in den jeweiligen nationalpolitischen Rahmen bzw. die praktisch-politische Orientierung an diesem (gemäß der politischen Strategie des Marxismus von der Eroberung der politischen Macht in den jeweiligen Ländern mittels der Partei) vorgeworfen, diese würde den proletarischen Internationalismus in der Praxis zunehmend hemmen und beschränke sich letztlich auf das ideelle Moment. Der Syndikalismus (insbes. in Form der CGT und der ITF) hielte diesem schleichenden Nationalisierungsprozess ein eigenes Konzept des internationalen gewerkschaftlichen Kampfes entgegen, konnte sich aber im Konflikt mit Sozialdemokratie und Kommunismus in der Arbeiterbewegung nicht durchsetzen.
US-amerikanische Außenpolitik
Als "bürgerlicher Internationalismus" firmierte der Begriff ab 1917 in der Außenpolitik der Vereinigten Staaten als Bezeichnung für das Bestreben, die eigenen liberalen politischen Werte international zu verbreiten. Präsident Woodrow Wilson war der Erste, der durch das 14-Punkte-Programm die Verbreitung der Demokratie, basierend auf einem liberal-kapitalistischem System, zum politischen Ziel erhob. Dieses stark idealisitische amerikanische Sendungsbewusstsein setzte sich dann bei der Staatsbildung der Bundesrepublik Deutschland ab 1945 und beispielsweise der heutigen US-amerikanischen Nah-Ost-Politik fort.
Neue soziale Bewegungen
In den Neuen Sozialen Bewegungen seit Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre und der ab Ende der 1980er Jahre erstarkten Anti-Globalisierungsbewegung wurde das Schlagwort der Internationalen Solidarität, wie es im Grunde bereits in der frühen sozialistischen Arbeiterbewegung angelegt war, neu aufgegriffen und auf weitere politische Inhalte ausgedehnt. Bei der Informations- und Solidaritätsarbeit mit Gruppen und Menschen, die in verschiedenen Ländern gegen unterschiedliche Formen der Unterdrückung und Ausbeutung kämpfen, kam es zu einer verstärkten Vernetzung. So wurden überparteiliche Organisationen, sogenannte NGOs (Nichtstaatliche Organisationen) gegründet, die mit einem internationalistischen Anspruch auftreten und öffentlich wirksam sind. Bereits relativ früh gehörte beispielsweise im Bereich der Menschenrechte die Gefangenenhilfsorganisation Amnesty International (gegründet 1961) dazu; später wurde Greenpeace im Kontext der Ökologiebewegung eine der bekanntesten international aktiven Organisationen. Seit Ende der 1990er Jahre ist ATTAC die bedeutendste Organisation der Globalisierungskritiker, die mit nationalen und regionalen Untergruppen in vielen Ländern international vernetzt ist.
Siehe auch
Literatur
- Josef Hierlmeier, Internationalismus. Eine Einführung in seine Ideengeschichte - von den Anfängen bis zur Gegenwart, Schmetterling Verlag, 2., aktualis. u. erw. A. 2006, ISBN 3896575945
- Holger Marcks, "Strukturen des Internationalismus. Das Problem der organisatorischen Bedingungen für eine internationalistische Arbeiterbewegung", in: Marcks/Seiffert, Die großen Streiks. Episoden aus dem Klassenkampf, Münster 2008, S. 88-92.
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