Iserlohner Aufstand von 1849

Iserlohner Aufstand von 1849

Der Iserlohner Aufstand im Mai 1849 in Westfalen war einer der bedeutendsten sogenannten „Maiaufstände“ infolge der Reichsverfassungskampagne.

Entstehung und Entwicklung

Die Verlegung und schließlich Aufhebung der preußischen Nationalversammlung rief gerade in Westfalen eine neue Welle politischer Bewegungen hervor. Bemerkenswert dabei ist, dass zeitweise Liberale und Demokraten zusammenarbeiteten. So kam es im November 1848 zu einem Kongress in Münster, an dem sich Vertreter demokratischer, konstitutioneller und anderer politischer Vereine beteiligten. Nach der Verkündigung der oktroyierten preußischen Verfassung Anfang Dezember beruhigte sich die Lage in Westfalen zwar wieder, aber das Vorgehen der Behörden gegen die führenden Teilnehmer des Kongresses wie die Verhaftung von Jodocus Temme, Johann Matthias Gierse und 12 weiterer Personen heizte die Stimmung wieder an. Die Folge war, dass die Demokraten – also die entschiedensten Befürworter der Revolution – bei den Wahlen zum preußischen Abgeordnetenhaus in Westfalen Ende Januar und Anfang Februar in vielen Wahlkreisen stärker waren als konservative, liberale oder katholische Kandidaten. Noch weiter verschärft wurde die Lage durch die Ablehnung der Kaiserkrone durch Friedrich Wilhelm IV. und die vom „Zentralmärzverein“ initiierte „Reichsverfassungskampagne“. Die daraus hervorgehende Bewegung wird auch „Mairevolution“ bezeichnet. In Westfalen war Iserlohn der zentrale Punkt dieser Ereignisse.

Aufruf des Iserlohner Sicherheitsausschusses 1849

Ausgangspunkt war die Meuterei von Landwehrtruppen – einer milizartigen Heeresergänzung zu den regulären Linientruppen. Diese in der preußischen Reformzeit gebildeten Einheiten waren zwar einerseits als Hort des preußischen Patriotismus bekannt, andererseits galten sie dem Obrigkeitsstaat als quasidemokratische und gerade in revolutionäreren Zeiten unzuverlässige Einrichtung. Am 10. Mai 1849 meuterten in Hagen 1500 Landwehrmänner, die befürchteten, gegen die Revolutionäre in Baden eingesetzt zu werden. Von Hagen zogen etwa 400 Landwehrangehörige nach Iserlohn. Dort erhielten sie Unterstützung aus den übrigen Industrieorten der ehemaligen Grafschaft Mark, aber auch aus den ländlichen Teilen des ehemals kurkölnischen Sauerlandes. In Iserlohn wurde das Zeughaus gestürmt und ein radikaler Sicherheitsausschuss nach dem Vorbild der französischen Revolution eingerichtet.

Am 17. Mai 1849 gelang es den preußischen Linientruppen (Infanterie-Regiment Nr. 24), die Stadt zu erobern. Zwar wurde Oberstleutnant Schrötter, Kommandeur des Füsilierbataillons, getötet, ansonsten waren die Verluste aber gering (ein Toter, vier Verwundete). Auf der anderen Seite gab es unter den Aufständischen und Zivilisten mehr als 100 Tote. Zahlreiche Personen wurden verhaftet, etwa 80 von ihnen angeklagt. Die Mehrheit allerdings wurde in den nachfolgenden Gerichtsverfahren freigesprochen. Die Anführer des Iserlohner Aufstands – Caspar Butz aus Hagen, Dr. Friedrich Wilhelm Grevel aus Hagen und Karl Post aus Eilpe bei Hagen – konnten emigrieren.

Nach der Niederschlagung der Erhebung wurden die Landwehreinheiten aus Westfalen tatsächlich zur Bekämpfung der Revolution in der Pfalz und in Baden eingesetzt.

Literatur

  • Harm Klueting: Geschichte Westfalens. Das Land zwischen Rhein und Weser vom 8. bis zum 20. Jahrhundert. Paderborn, 1998. S.288-289. ISBN 3-89710-050-9
  • Wilfried Reininghaus / Axel Eilts: Fünfzehn Revolutionsmonate. Die Provinz Westfalen vom März 1848 bis Mai 1849. In: Wilfried Reinighaus / Horst Conrad (Hrsg.): Für Freiheit und Recht. Westfalen und Lippe in der Revolution 1848/49. Münster, 1999. ISBN 3-402-05382-9 S.32-73. v.a. S.65-73.
  • Theodor Fontane: "Das 24.Regiment im Jahre 1848 und 1849.In:Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Erster Band. Köln, 1997. S.253. ISBN 3-89508-696-7

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