Italienische Regentschaft am Quarnero

Italienische Regentschaft am Quarnero
D'Annunzio auf einer Briefmarke aus Fiume, 1920

Die Italienische Regentschaft am Quarnero (italienisch:Reggenza Italiana del Carnaro) wurde am 8. September 1920 von Gabriele D'Annunzio in Fiume (heute Rijeka in Kroatien) ausgerufen. Die Kvarner-Bucht (italienisch: Golfo del Quarnero, auch Quarnaro, Carnaro; kroatisch: Kvarnerski zaljev) an der die Stadt liegt, gab dem Staatsgebilde ihren Namen. Die Italienische Regentschaft am Quarnero blieb ohne internationale Anerkennung und wurde im Dezember 1920 durch den Freistaat Fiume ersetzt.

Geschichte

Nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Saint Germain am 10. September 1919 wurde die Stadt am 12. September 1919 von 2500 italienischen Freischärlern, den sogenannten Arditi und Teilen der regulären Armee unter der Führung des italienischen Nationalisten und Schriftstellers Gabriele d'Annunzio besetzt, die alliierte Kontrollkommission wurde vertrieben. D'Annunzio wollte damit Fiume und Umgebung für Italien sichern, bevor die unschlüssigen Entente-Staaten die Stadt dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen zusprechen würden. Die Besetzer hofften auf eine Annexion des Gebiets Fiume durch Italien, wurden jedoch enttäuscht. Italien verhängte eine Blockade über die Stadt und forderte die Freischärler zur Aufgabe auf.

D'Annunzio rief die Italienische Regentschaft am Quarnero aus und gab dem Staat Repubblica del Carnaro eine Verfassung, die viele Details des späteren faschistischen Systems andeutete, die aber auch revolutionäre Sozialreformen vorsah; darunter die rechtliche Anerkennung der Gewerkschaften, Pressefreiheit und das Wahlrecht für Frauen. D'Annunzio ignorierte den Grenzvertrag von Rapallo vom 12. November 1920 und erklärte Italien den Krieg. Nach dem Beschuss seines Palasts durch das italienische Kriegsschiff Andrea Doria und den Kämpfen der „Blutigen Weihnacht“ vom 24. Dezember 1920 bis zum 30. Dezember 1920 übergaben die Legionäre schließlich die Stadt.

Carta del Carnaro

Die Carta del Carnaro war eine Verfassung, die anarchistische, proto-faschistische und demokratische Elemente enthielt. D'Annunzio wird häufig als Wegbereiter der Rituale des italienischen Faschismus gesehen. Seine politischen Ideen entwickelte er in Fiume gemeinsam mit dem Anarchosyndikalisten Alceste De Ambris. De Ambris schuf den gesetzlichen und politischen Rahmen und D'Annunzio fügte seine Fähigkeiten als Poet und Redner hinzu. De Ambris war der Anführer einer Gruppe italienischer Matrosen; die gemeutert und ihre Schiffe in die Dienste D'Annunzios gestellt hatten. Die Carta sah einen korporativen Staat mit neun Korporationen vor, in denen die Mitgliedschaft Pflicht war und die als ständische Körperschaften der Berufs- und Volksgruppen die verschiedenen Bereiche des öffentlichen Lebens vertreten sollten. Eine zehnte, mystische Zunft war dem „unbekannten Genius“ geweiht.

Die gesetzgebende Gewalt wurde einem Zweikammerparlament übertragen, bestehend aus einem Rat der Besten (Consiglio degli Ottimi) und einem Rat der Beauftragten (Consiglio dei Provvisori). Gemeinsame Tagungen beider Kammern sollten über Fragen der Außenpolitik, Verfassungsfragen und über die Einsetzung eines Diktators im Falle eines Notstands entscheiden. Die Carta erklärte die Musik zum fundamentalen Prinzip des Staates.

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