- Iwan Franko
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Iwan Franko (ukrainisch Іван Франко, wiss. Transliteration Ivan Franko; * 27. August 1856 in Nahujowice, Ostgalizien; † 28. Mai 1916 in Lemberg, heute Ukraine) ist einer der bekanntesten ukrainischen Dichter und Schriftsteller. Er war auch als Journalist, Literaturkritiker, Übersetzer bedeutend. Neben Taras Schewtschenko hatte er einen enormen Einfluss auf die entstehende moderne ukrainische Literatur und die Entwicklung des nationalen ukrainischen Gedankens.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Iwan Franko wurde 1856 als Sohn eines Dorfschmieds deutscher Abstammung im Kreis Drohobytsch in Ostgalizien geboren. Der ursprüngliche Familienname war Frank. Sein Vater starb im Frühjahr 1865, als Iwan noch keine neun Jahre alt war. Nach dem Schulabschluss am Drohobitscher Realgymnasium studierte er seit 1875 an der philosophischen Fakultät der Lemberger Universität Philologie, Pädagogik, Psychologie, Anthropologie und ukrainische Sprache und Literatur.
Franko wurde in dieser Zeit Mitglied der Studentengruppe Akademischer Zirkel (Академический кружок) und gab dessen literarische Zeitschrift Freund (Друг) mit heraus. Die literarische Zeitschrift Dnistrianka veröffentlichte 1876 Frankos erste Geschichten: Lessyschyna tscheljad (Лесишина челядь) und Zwei Freunde (Два приятелі); im gleichen Jahr erschien ein erster Gedichtband Balladen und Märchen (Баляди і розкази).
Bereits 1877, kurz nach Veröffentlichung der ersten Texte aus dem Borislaw-Zyklus (цикл Борислав) verhaftete man Franko und seine Kollegen aus der Redaktion wegen angeblicher sozialistischer „Geheimbündelei“; nach acht Monaten Untersuchungshaft wurde er im Januar 1877 schließlich zu sechs Wochen Arrest verurteilt.
Nach Fortsetzung seines Studiums und gleichzeitiger Arbeit als Autor und Redakteur (Gründung der später verbotenen Zeitschrift Gesellschaftsfreund, Громадський друг) erfolgte im März 1880 eine weitere Verhaftung wegen „Anstachelns des einfachen Volkes gegen die gesetzmäßige Ordnung“. Frankos Eindrücke aus der dreimonatigen Haft in Kolomyja sind in seinem Stück Am Grund (На дні) festgehalten.
Franko konnte unter diesen Umständen sein Studium nicht vollständig abschließen und lebte zwei Jahre in seinem Heimatdorf Nahujowice. In dieser Zeit entstand die Novelle Sachar Berkut (Захар Беркут), die Übersetzungen von Goethes Faust und Heines Deutschland. Ein Wintermärchen sowie eine Artikelserie über Taras Schewtschenko.
In den Folgejahren vertiefte sich Franko in Lemberg in die National- und Literaturgeschichte der galizischen Ukraine; er arbeitete für die ukrainischen Zeitschriften Stern (Зоря) und Tat (Діло) und reiste 1885 und 1886 nach Kiew, wo er im Mai 1886 Olha Chorunschinskaja heiratete. Wegen seiner Kontakte zu Kiewer Studenten, die Galizien besuchten, wurde Franko 1889 erneut für zwei Monate inhaftiert.
Im Jahr 1890 gründete Franko die Zweiwochenschrift Volk (Народ) und veröffentlichte die Sammlung Im Schweiße des Angesichts (У поті чола). Auf seine und seines Freundes Michailo Pawliks Initiative hin wurde 1890 die Russisch-ukrainische radikale Partei gegründet.
Um sein Studium abzuschließen, schrieb sich Franko 1892 ein letztes Semester an der Universität Czernowitz ein, nachdem man ihn an der Lemberger Hochschule nicht mehr zugelassen hatte. Nach seinem Abschluss verbrachte er ein weiteres Semester am Slawistischen Seminar der Universität Wien, wo er am 1. Juli 1893 seine in deutscher Sprache verfasste Dissertation Über Barlaam und Josaphat und die Einhornparabel verteidigte. Eingereicht hat er sie bei Vatroslav Jagić, der zu dieser Zeit Professor der slawischen Philologie an der Universität Wien war. Mit ihm blieb Franko auch nach seinem Abschluss in Kontakt. Ebenfalls 1893 erschien sein Drama Gestohlenes Glück (Украдене щастя), das am Theater Ruthenisches Gespräch (Руська бесіда) aufgeführt wurde.
1896 bis 1897 nahm Iwan Franko an den Wahlen zum Wiener Parlament teil; 1898 feierte man sein 25-jähriges Jubiläum als Dichter. Gedichte wie Das Begräbnis (Похорон), Mein Smaragd (Мій Ізмарагд) und Der arme Heinrich (Бідний Генріх) entstanden in dieser Zeit. 1904 besuchte Franko Rom.
Die Charkiwer Universität verlieh dem Dichter 1906 die Ehrendoktorwürde, Professoren der Universität schlugen ihn auch als Kandidaten für die russische Akademie der Wissenschaften vor, seine Aufnahme wurde jedoch durch politische Einflussnahme verhindert.
In den letzten Jahren seines Lebens erfuhr der Dichter Ehrungen wie die Feier zu seinem 40-jährigen Dichterjubiläum 1914, die Herausgabe von Jubiläums-Sammelbänden wie Gruß an Iwan Franko (Привіт Іванові Франкові) und Aus meinen Jugendjahren (Із літ моєї молодості). Am 28. Mai 1916 starb Iwan Franko in Lemberg und wurde auf dem Lychakivski-Friedhof beerdigt.
Nach Franko ist seit 1962 die Stadt Iwano-Frankiwsk und die Oblast (Regierungsbezirk) Iwano-Frankiwsk benannt. Die Universität von Lviv trägt seinen Namen. Die Verehrung für Franko ist in der modernen Ukraine allgegenwärtig.
Gedichte von Iwan Franko
Aus „Welkes Laub“
- 1
- Hörst du einst in der Nacht dicht am Fenster bei dir
- Jemand weinen und schluchzen voll Schwere;
- Bleib dann ruhig, mein Kind, öffne niemand die Tür,
- Frage nicht, frage nicht, wer das wäre.
- Kein Verwaister wird's sein, der da mutterlos irrt.
- Auch kein Bettler, du Stern meines Herzens!
- Nur die Liebe wird's sein, die zu dir mich geführt,
- Nur die Qual meines blutenden Schmerzens.
- 2
- Und wirst auch nie wie eine Blume blühn,
- Wie die Levkoje voll von Duft und Golde,
- und gehst du auch zu fremden Menschen hin
- ins Meer des grauen, dumpfen Alltags, Holde;
- Rein bleibst du immer meinem Herz und Sinn
- Und heilig, so, wie ich dich lieben wollte;
- Wie Blume, die kein Frost und Glut entstellen;
- Wie Ideal – voll Glanz, weil forn den Welten.
- Ich werde tragen dich im Herzen lang
- Voll Liebe, wie in einer Tempelhalle,
- Und deine Schönheit mach' ich zum Gesang,
- den Augenglanz zum Wort von hellstem Schalle
- Und den Korallenmund zum Rhythmenklang …
- Und wie die goldne Fliege im Kristalle
- Des Bernsteins ewig ewiglich muss währen –
- Blühst du so lang, als man mein Lied wird hören.
Aus „Mein Ismavogd“, Zyklus „Huldigungen“ III- Voll Schwere ist dein Joch, so schwer ist es zu tragen,
- O du, mein Vaterland!
- Als wäre es ein Kreuz, muss ich darunter sinken.
- Und einen Becher voll von Gift zu Neige trinke
- Aus deiner Vaterland.
- Ich segne dich dennoch! Und mag die ferne Zukunft
- Mit Glanz und Ansehen krön dich zuletzt –
- Ich flehe, dass nur Eins der Himmel dir vergönne:
- Dass sie von dir nicht fliehn – die besten deiner Söhne
- Durch Qual und Hunger weggesetzt.
- Dass deiner Schöpfer Schar bei ihrem eignen Nachwuchs
- Kein Hohngelächter zu erdulden hat,
- Und dass ihr Denkmal wie nur jene' Steine werden,
- Die man gen sie geschleudert hier auf Erden
- Zum Dank für ihre segensreiche Saat.
Weblinks
Commons: Ivan Franko – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Iwan Franko im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gedichte (ukrainisch)
Literatur
Das Original der Dissertation „Über Barlaam und Josaphat und die Einhornparabel“ befindet sich in der Handschriftenabteilung des Ševčenko-Instituts für Literatur der Ukrainischen Nationalen Akademie der Wissenschaften (Fond 3, N 274).
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