Ivan-Franko-Klasse

Ivan-Franko-Klasse
Ivan-Franko-Klasse
Marco Polo (2008)

Marco Polo (2008)

Schiffsdaten
Bauwerft Mathias-Thesen-Werft, Wismar
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
176,10 m (Lüa)
155,00 m (Lpp)
Breite 23,60 m
Seitenhöhe 13,50 m
Tiefgang max. 8,16 m
Vermessung 19.860 BRT / 10.613 NRT
 
Besatzung 140
Maschine
Maschine 2 x Cegielski-Sulzer 7 RD 76 Dieselmotoren
Maschinen-
leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
15.666 kW (21.300 PS)
Geschwindigkeit max. 20 kn (37 km/h)
Propeller 2 x Festpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 6007 tdw
Zugelassene Passagierzahl 750

Die Ivan-Franko-Klasse, vor allem in DDR-Publikationen auch Iwan-Franko-Klasse entsprechend der deutschen Transkription des kyrillischen Alphabets geschrieben, ist eine Serie von fünf Fahrgast- und Kreuzfahrtschiffen der Mathias-Thesen-Werft in Wismar, die zwischen 1963 und 1972 für die UdSSR gebaut wurden. Die Bauserie wurde auch als Schriftsteller-Klasse bezeichnet.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Bau einer Serie von größeren Fahrgastschiffen war in den 1960er Jahren einmalig im Fahrgastschiffbau. Es waren die bis dahin größten Neubauten des Schiffbaus in der DDR und die ersten größeren Fahrgastschiffe, die nach dem Zweiten Weltkrieg in beiden deutschen Staaten gebaut wurden. Drei Schiffe gingen an die sowjetische Schwarzmeerreederei, zwei an die Ostseereederei. Ab 1972 wurden die Schiffe modernisiert. Insbesondere die Inneneinrichtung der Passagierräume wurde im russischen bzw. ukrainischen und georgischen Stil erneuert. Ab 1991 wurden die Schiffe schrittweise aus dem Verkehr genommen. Als letztes Schiff der Serie ist die Aleksandr Puschkin als Marco Polo in Fahrt.

Schiffe

Iwan Franko

Das Typschiff Ivan Franko (russisch Иван Франко), benannt nach Iwan Franko, wurde am 7. Oktober 1964 an die Schwarzmeerreederei der Sowjetunion, die Black Sea Shipping Co. (Blasco) abgeliefert.[2] Mehrfach modernisiert wurde sie im internationalen Kreuzfahrtdienst eingesetzt. 1997 erfolgte der Verkauf an die Reederei Pollux Shipping in Kingstown auf St. Vincent und das Schiff wurde in Frank umbenannt. Am 21. Juli 1997 traf das Schiff im indischen Alang zum Abbruch ein.[3]

Aleksandr Pushkin

Die Aleksandr Pushkin (russisch Александр Пушкин), benannt nach Alexander Puschkin, wurde am 14. August 1965 an die sowjetische Baltic Shipping Co. mit Sitz in Leningrad abgeliefert. Nach langjährigem Einsatz als Kreuzfahrtschiff und zwischen Leningrad und Montreal wurde sie 1985 für die sowjetische Fernostreederei Far Eastern Shipping Co. in Wladiwostok registriert und an die CTC Cruises aus Sydney verchartert. Nachdem sie 1990 in Singapur auflag, wurde sie 1991 an die Shipping & General (Orient Lines) aus Nassau verkauft. Umbenannt in Marco Polo wurde sie auf der Neorion-Werft in Syros umgebaut. Dabei wurde die Beförderungskapazität auf 850 Kabinenpassagiere erhöht. Seit 1993 ist sie wieder im Kreuzfahrtdienst im Einsatz. [4][5]

Taras Shevchenko

Die Taras Shevchenko (russisch Тарас Шевченко), benannt nach Taras Schewtschenko, wurde am 26. April 1967 an die sowjetische Schwarzmeerreederei abgeliefert und von dieser im Kreuzfahrtdienst eingesetzt. Nachdem sie 1989 fünf Jahre an Jahn Reisen verchartert war, kam sie anschließend in ukrainischen Besitz. 1995 wurde sie in Odessa umgebaut und 1997 an die Odessaer Ocean Agencies verkauft. Wegen finanzieller Probleme der Reederei wurde sie im Juni 1998 im Hafen von Piräus festgelegt. Im folgenden Monat wurde sie in Illitschiwsk aufgelegt. 2004 wurde sie zum Abwracken verkauft. Anfang 2005 wurde sie unter dem Namen Taras nach Chittagong in Fahrt gebracht. [6][7]

Shota Rustaveli

Die Shota Rustaveli russisch Шота Руставели, benannt nach Schota Rustaweli, wurde am 30. Juni 1968 an die sowjetische Schwarzmeerreederei abgeliefert und im Kreuzfahrtdienst eingesetzt. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kam sie in ukrainischen Besitz. 2000 wurde sie an die Kaalbye Shipping International aus Kingstown, St Vincent verkauft und in Assedo umbenannt. Im November 2003 wurde sie zum Abbruch nach Alang überführt. [8][9]

Mikhail Lermontov

Die Mikhail Lermontov russisch Михаил Лермонтов, benannt nach Michail Lermontow, wurde am 18. März 1972 an die sowjetische Ostseereederei abgeliefert. Sie wurde im Kreuzfahrt- und Passagierliniendienst von Bremerhaven zu den Kanarischen Inseln, nach Montreal und New York City eingesetzt. Nach dem der amerikanische Präsident Ronald Reagan 1980 sowjetischen Schiffen das Anlegen in Häfen der USA verboten hatte, endete der Kreuzfahrtdienst. 1982 erfolgte auf der Lloyd Werft Bremerhaven eine Überholung und Umbau des Schiffes. In den Morgenstunden des 16. Februar 1986 wurde die Mikhail Lermontov im Milford Sound leck geschlagen. Die 405 Passagiere wurden von anderen Schiffen übernommen. Der Versuch, das Schiff auf den Strand zu setzen misslang. Um 22:45 Uhr sank die Mikhail Lermontov, wobei ein Besatzungsmitglied umkam. Das auf der Steuerbordseite in 30 Meter Tiefe liegende Wrack ist ein Anziehungspunkt für Sporttaucher.[10][11]

Technik

Briefmarke der DDR mit einer Abbildung der Ivan Franko.

Die Schiffe besitzen drei durchgehende und zwei partielle Decks, außerdem Promenaden-, Salon-, Boots-, Sonnen- und Brückendeck. Drei Laderäume und eine Garage, die durch Krane von 3,2 und 1,6 t Tragfähigkeit bedient werden, haben zusammen ein Volumen von 2600 m3.

Bei Indienststellung standen für 750 Passagiere 22 Einbett-, 302 Zweibett- und 312 Vierbett-Kabinen zur Verfügung, außerdem vier Luxuskabinen für sechs Personen und vier Kabinen für Mütter mit Kindern mit 16 Plätzen. Weiterhin waren die Schiffe für die Beförderung von 550 Deckspassagieren eingerichtet. Die Gesamtbesatzung bestand aus 347 Mann.

Als Antrieb wurden zwei Schiffsdieselmotoren der Ciegielski-Werke in Poznan vom Typ 7 RD 76 (Lizenz Sulzer) mit je 7723 kw Leistung eingebaut, die auf zwei Festpropeller wirken. Die Aktionsweite wurde mit 8000 Seemeilen, die Geschwindigkeit mit 20 Knoten angegeben.

Literatur

  • Alfred Dudszus, Alfred Köpcke: Das große Buch der Schiffstypen. Dampfschiffe, Motorschiffe, Meerestechnik von den Anfängen der maschinengetriebenen Schiffe bis zur Gegenwart. transpress Pietsch, Berlin Stuttgart 1990, ISBN 3-344-00374-7, S. 163–164.

Einzelnachweise

  1. Winfried Asendorpf, Der Lotse verließ das sinkende Schiff, Schiffahrt international 11/1989, Schiffahrtsverlag „Hansa“, Hamburg, S. 450.
  2. Ivan Franko. In: The Soviet Fleet. Abgerufen am 17. Oktober 2009.
  3. M/S Ivan Franko. In: Fakta om Fartyg. Abgerufen am 17. Oktober 2009 (schwedisch).
  4. Aleksandr Pushkin. In: The Soviet Fleet. Abgerufen am 17. Oktober 2009.
  5. M/S Aleksandr Pushkin. In: Fakta om Fartyg. Abgerufen am 17. Oktober 2009 (schwedisch).
  6. Taras Shevchenko. In: The Soviet Fleet. Abgerufen am 17. Oktober 2009.
  7. M/S Taras Shevchenko. In: Fakta om Fartyg. Abgerufen am 17. Oktober 2009 (schwedisch).
  8. Shota Rustaveli. In: The Soviet Fleet. Abgerufen am 17. Oktober 2009.
  9. M/S Shota Rustaveli. In: Fakta om Fartyg. Abgerufen am 17. Oktober 2009 (schwedisch).
  10. Mihail Lermontov. In: The Soviet Fleet. Abgerufen am 17. Oktober 2009.
  11. M/S Mikhail Lermontov. In: Fakta om Fartyg. Abgerufen am 17. Oktober 2009 (schwedisch).

Weblinks


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