- Ameisenverbreitung
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Die Myrmekochorie (Ameisenausbreitung), auch Myrmecochorie oder Myrmechorie, ist eine Strategie, bei der sich Pflanzen Ameisen zur Ausbreitung ihrer Diasporen (Ausbreitungseinheiten) zu Nutze machen. Zahlreiche Frühlingsblüher greifen auf diesen Ausbreitungsmechanismus zurück.
Die Diasporen von myrmekochoren Pflanzen haben einen nährstoffreichen Anhängsel als Lock- und Nährstoff, ein sogenanntes Elaiosom bzw. einen Ölkörper. Elaiosome animieren die verschiedenen Myrmekochorie betreibenden Ameisenarten, die Diaspore in ihr Nest zu tragen. Das Elaiosom enthält zum einen den flüchtigen Stoff Ricinolsäure. Dieser Warnstoff wird von Ameisenlarven ausgesendet, wenn sie außerhalb des Nestes liegen. Auf adulte Ameisen hat er eine starke Signalwirkung, die Larven wieder ins Nest zu tragen. Eine weitere in Elaiosomen vorkommende Substanz ist das 1,2-Diolein. Dieses neutrale Fett stellt einen wichtigen Nahrungsbestandteil der Ameisen dar. Sobald die Ricinolsäure sich verflüchtigt hat, wird das Elaiosom gefressen oder verfüttert und der Samen als Abfall in unmittelbarer Nähe des Nestes auf einer "Müllhalde" deponiert. Der Vorteil einer solchen Ausbreitungsweise ist zum einen ein nährstoffreicher und vor Fressfeinden geschützter Keimplatz, zum anderen wird der Samen beim Abfressen des Elaiosoms meist verletzt und damit die Keimung erleichtert. Myrmekochore sind im gemäßigten, aber auch im tropischen Wald verbreitet.
Zu den myrmekochoren Pflanzen zählen das Schneeglöckchen, das Leberblümchen, das Schöllkraut und das Frühlings-Adonisröschen. Auch die Walderdbeere wird teilweise myrmekochor ausgebreitet, sie bietet den Ameisen jedoch kein Elaiosom, sondern ihre süßen fleischig gewordenen Blütenböden, die man als Erd„beeren“ kennt, in denen die Nüsschen eingebettet sind.
Die Myrmekochorie ist eine Unterform der Zoochorie, die häufig in Koppelung mit anderen Ausbreitungsstrategien auftritt. Viele Veilchen und Stiefmütterchen nutzen die Ballochorie, die explosionsartige Streuung von Samen zuerst und vertrauen darauf, dass Ameisen ihre Samen weiter weg tragen.
Literatur
- Ursula Hoffmann und Michael Schwerdtfeger; ...und grün des Lebens goldner Baum. Lustfahrten und Bildungsreisen im Reich der Pflanzen, Ulrich Burgdorf Verlag, Göttingen 1998, ISBN 3-89762-000-6
- Angelika Lüttig & Juliane Kasten: Hagebutte & Co - Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen. Fauna Verlag, Nottuln 2003, ISBN 3-93-598090-6
- Susanne Bonn und Peter Poschlod: Ausbreitungsbiologie der Pflanzen Mitteleuropas; Quelle und Meyer 1998; ISBN 3-494-02242-9
- Peter Leins und Claudia Erbar: Blüte und Frucht; E. Schweizerbart´sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2008 ISBN 978-3-510-66046-9
Zoochorie (Ausbreitung durch Tiere): Endochorie | Epichorie || Ornithochorie | Ichthyochorie | Saurochorie | Myrmekochorie || Dysochorie
Anemochorie (Ausbreitung durch den Wind): Meteorochorie | Chamaechorie
Semachorie: Windstreuung | Tierstreuung | Tierballisten
Hydrochorie (Ausbreitung durch Wasser): Nautochorie | Bythisochorie | Ombrochorie
Hemerochorie (Ausbreitung durch den Menschen): Ethelochorie | Speirochorie | Agochorie
Autochorie (Selbstausbreitung): Ballochorie | Herpochorie | Barochorie | Blastochorie | Achorie
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