Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum

Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum
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Leseterrassen im Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum
Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum vom der Planckstraße aus (von Westen her) gesehen.

Das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum vereint die Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek und den Computer und Medienservice (CMS) der Humboldt-Universität zu Berlin Das nach den Brüdern Grimm benannte Gebäude wurde am 12. Oktober 2009 eröffnet.

Mit rund 2 Millionen Bänden handelt es sich um den größten zusammenhängend in Freihandaufstellung verfügbaren Bibliotheksbestand im deutschsprachigen Raum. Neben der alten Zentralbibliothek sind hier zwölf ehemalige Zweigbibliotheken der Geistes- und Kulturwissenschaften sowie der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften untergebracht. Die anderen neun Zweigbibliotheken sowie das Universitätsarchiv blieben an ihren bisherigen Standorten.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Gebäude

Das Grimm-Zentrum liegt direkt an der Stadtbahn (nördlich von dieser) zwischen dem Bahnhof Friedrichstraße und dem Hauptgebäude der Universität. Das Grundstück mit der Adresse Geschwister-Scholl-Straße 1-3 befindet sich zwischen Planckstraße und Geschwister-Scholl-Straße.

Es handelt sich um ein zehngeschossiges Gebäude des Schweizer Architekten Max Dudler, die Hauptnutzfläche beträgt 20.296 m². Den Kern der Bibliothek bildet ein in seinen Ausmaßen und seiner Gestaltung einmaliger Lesesaal, der 70 Meter lang, 12 Meter breit und 20 Meter hoch ist.

Im Grimm-Zentrum lagern insgesamt 2,5 Millionen Bände, wovon rund 2 Millionen Bände in der Freihandaufstellung verfügbar sind. Zusätzlich gibt es eine kleine Cafeteria, Räume für Videokonferenzen, ein Auditorium mit rund 180 Plätzen und zehn Gruppenarbeitsräume sowie 55 Einzelarbeitskabinen. Insgesamt stehen 1200 Arbeitsplätze zur Verfügung, davon sind rund 500 mit Rechnern ausgestattet.

Geschichte

Die Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität existiert seit 1831 und war ab 1910 in den Räumlichkeiten der Staatsbibliothek in unmittelbarer Nähe zum Hauptgebäude der Universität untergebracht. Zunächst sollte die Bibliothek nur provisorisch dort beheimatet sein, es wurde jedoch nie ein anderes Gebäude gefunden. Im Zuge der Sanierung der Staatsbibliothek musste die Universitätsbibliothek im Juni 2005 dort ausziehen und es wurde beschlossen, ein neues Gebäude zu errichten.

Im Laufe der Zeit hatten sich an der Universität zusätzlich zur Zentralbibliothek eine Vielzahl an Zweig- und Teilbibliotheken gebildet. In der DDR wurde damit begonnen, diese Bibliotheken zu zentralisieren und ein einschichtiges Bibliothekssystem aufzubauen, das auch nach der Wende beibehalten wurde. Auf dem naturwissenschaftlichen Campus in Adlershof entstand 2003 die Zentralbibliothek Naturwissenschaften durch die Zusammenlegung der Buchbestände der Fachbereiche Mathematik, Physik, Informatik, Chemie, Geografie und Psychologie.

Ähnliches wurde für die Zentralbibliothek geplant: Diese vereint zwölf Zweig- und Teilbibliotheken mit der Zentralbibliothek. Mitte 2004 wurde nach jahrelanger Suche der Standort gewählt, Anfang 2005 war der Architektenwettbewerb abgeschlossen und Ende 2005 begannen erste vorbereitende Baumaßnahmen. Der offizielle erste Spatenstich fand am 22. August 2006 statt. Eröffnet wurde das Gebäude am 12. Oktober 2009.

Am 8. Mai 2010 erhielt das Gebäude den BDA-Architekturpreis „Nike“ in der Kategorie „beste stadtbauliche Interpretation“[1]. Zuvor wurde das Grimm-Zentrum bereits mit dem BDA-Preis Berlin 2009[2] und dem Architekturpreis Berlin 2009[3] ausgezeichnet.

Kritik

Garderobe der Humboldt-Zentralbibliothek

Die Lage und Ausgestaltung des Garderoben- und Schließfachbereichs wird als zu eng und schlecht ausgeschildert kritisiert. Im Grimm-Zentrum als einziger Bibliothek Berlins liegt die Garderobe abseits vom Eingang im Keller, wo sie nur über einen engen, mehrfach geknickten Treppenschacht in einer sackgassenartigen Situation zu erreichen ist. Seit dem 31. Mai 2010 wurden alle Schließfächer auf Nutzung mit (selbst mitzubringenden) Vorhängeschlössern umgebaut. Damit soll dem ständigen Diebstahl von Schlüsseln entgegen gewirkt werden. Im Erdgeschoss wurden im Dezember 2010 258 sowie im Juni 2011 im Untergeschoss über 200 neue Garderobenfächer in Betrieb genommen, davon 108 Fächer die mit einer Mifare-Karte (z. B. Mensacard des Berliner Studentenwerks) genutzt werden können.[4] Die dauerhafte Notwendigkeit von zusätzlichen Garderobemöglichkeiten in der Eingangshalle erweist das ursprüngliche Konzept als Fehlplanung.

Auffällig ist die Diskrepanz zwischen dem allgemeinen Lob der Politik und der etablierten Architekturkritik in den Zeitungsfeuilletons, das sich im Wesentlichen auf die Gestaltung der Fassade und des treppenförmigen Hauptlesesaals bezieht, und der breiten Kritik durch die Benutzer an Platzkapazität, Akustik, Verkehrswegen (Treppen, Fahrstühle, Toiletten, Barrierefreiheit, Orientierung), Klimatechnik, Kopiermöglichkeiten und Garderobe.[5][6][7][8][9] Dass bei der Planung die ästhetische Außenwirkung Vorrang vor der konkreten Nutzbarkeit hatte, ergibt sich auch aus der Selbstdarstellung der Bibliothek: „Dem Gebäude liegt das Achsmaß der Regale als Raster zugrunde, eine deutliche Reminiszenz an die Bedeutung des Freihandbestandes. Die besondere Beachtung der Symmetrie hat es in der Planungsphase nicht immer einfach gemacht, die Vielfalt der Funktionen auch räumlich darzustellen.“[10]

Weblinks

 Commons: Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum (Berlin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.bda-nike.de/preistraeger/nike-fuer-die-beste-stadtbauliche-interpretation/preis/jacob-und-wilhelm-grimm-zentrum-berlin-2.html
  2. http://www.bda-berlin.de/architekturpreise/preise/preis/bda-preis-berlin.html
  3. http://www.architekturpreis-berlin.de/
  4. Neue Garderobenfächer im Grimm-Zentrum
  5. http://www.tagesspiegel.de/wissen/bibliothekswunder-mit-macken/1631012.html
  6. http://www.tagesspiegel.de/wissen/bibliothek-mit-barrieren/1719398.html
  7. http://www.fr-online.de/kultur/architektur/andrang-auf-den-leseterrassen/-/1473352/2742272/-/index.html
  8. http://potsdam.linke-sds.org/spip.php?article164
  9. http://phainomena.de/2010/04/20/die-bibliothek-als-parkplatz
  10. http://www.grimm-zentrum.hu-berlin.de/architektur_gebaeude

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