- Bahnhof Berlin Friedrichstraße
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Berlin Friedrichstraße Bahnhof über die Spree gesehen Daten Kategorie 2 Betriebsart Berührungsbahnhof Reisende/Tag < 200.000/Tag[1] Abkürzung BFRI (Stadtbahn)
BFRIU (Nord-Süd-Tunnel)Eröffnung 7. Februar 1882 Profil auf Bahnhof.de Nr. 527 Architektonische Daten Architekt Johannes Vollmer Lage Stadt Berlin Land Berlin Staat Deutschland Koordinaten 52° 31′ 13″ N, 13° 23′ 13″ O52.52027777777813.386944444444Koordinaten: 52° 31′ 13″ N, 13° 23′ 13″ O Eisenbahnstrecken - Stadtbahn (KBS 200)
- Nord-Süd-Tunnel (KBS 200.1, 200.2, 200.25)
Bahnhöfe im Raum Berlin Der Bahnhof Berlin Friedrichstraße ist ein Bahnhof an der Stadtbahn zwischen Friedrichstraße und Spree in Berlin. Unter ihm befinden sich der U-Bahnhof Friedrichstraße und der unterirdische Bahnsteig des S-Bahnhofs.
Der Bahnhof ist Station des Regionalverkehrs und der Berliner S- und U-Bahn. Wegen seiner zentralen Lage im Bezirk und Ortsteil Mitte nahe dem Boulevard Unter den Linden, dem Brandenburger Tor und dem Reichstag ist er ein beliebter Ausgangspunkt für Touristen. Gleichzeitig ist er ein Knotenpunkt für den innerstädtischen Verkehr. Gemessen an der Zahl der Fahrgäste gilt er als wichtigster Bahn-Regionalknoten Berlins.[2]
Die S-Bahn und die Regionalbahn halten oberirdisch an insgesamt drei Bahnsteigen, die von Süden nach Norden als A, B, C bezeichnet werden. Die Bahnsteige liegen auf dem Stadtbahnviadukt und werden von einer größeren (Regionalbahn) und einer kleineren Bahnhofshalle (S-Bahn) überspannt. Unterirdisch kreuzt hier der Nord-Süd-Tunnel, an dem der Bahnsteig D liegt. Hier verkehren nur S-Bahn-Züge. Der U-Bahnhof der Linie 6 befindet sich quer dazu unter der Friedrichstraße. Der unterirdische Bahnsteig der Nord-Süd-S-Bahn liegt unter dem Reichstagufer. Außerdem wird der Bahnhof durch Bus und Straßenbahn der BVG bedient.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Entstehung
1878 wurde auf einem Grundstück zwischen Friedrichstraße und Spree nach Plänen von Johannes Vollmer mit dem Bau des Bahnhofs begonnen. Der Architekt war gleichzeitig auch mit dem Bau des Bahnhofs Hackescher Markt betraut. Ebenso wie die gesamte vom Ingenieur Ernst Dircksen projektierte Viaduktstrecke wurde der Bahnhof Friedrichstraße auf gemauerten Bögen errichtet, zwischen und unter denen der Zugang zu den Bahnsteigtreppen möglich war. Der Bahnhof besaß zwei Bahnsteige mit je zwei Richtungsgleisen und einer großen tonnenförmigen Bahnsteighalle über Fachwerkbindern unterschiedlicher Spannweite, die die Trassenkrümmung überwölbten. Der Haupteingang befand sich auf der Nordseite, während die Droschken auf dem dreieckigen südlichen Vorplatz hielten. Strecken und Bauwerke wurden am 7. Februar 1882 für die Vorortbahn (spätere S-Bahn) und am 15. Mai desselben Jahres für die Fernbahn eröffnet.
Umbau und Erweiterungen
Da die Station infolge des schnell anwachsenden Verkehrs bereits vor dem Ersten Weltkrieg für den abzuwickelnden Fernverkehr zu klein war, wurde sie ab 1914 unter Betrieb stückweise abgerissen und in erweiterter Form wieder aufgebaut. Dabei wurden die Baukonstruktionen erheblich verstärkt, und die Stadtbahn erhielt vor der Nordseite einen neuen etwas angehobenen Bahnsteig, sodass für die Fernbahn anschließend zwei Richtungsbahnsteige zur Verfügung standen. Die stählerne, seitlich verglaste Doppelhalle entstand zwischen 1919 und 1925 nach Plänen von Carl Theodor Brodführer. Der Bahnhof erhielt auf der Nordseite unter dem Stadtbahnviadukt zwei abgetreppte Eingangsbauten in expressionistischer Formensprache. Die Außenwandflächen der Nordfassade wurden mit dunkel glasierten Klinkern verkleidet, während die Ecken aus gerundeten Formsteinen bestanden. Demgegenüber war die gesamte Südfassade nur verputzt worden, bis sie bei der letzten durchgreifenden Sanierung 1999 ebenfalls verklinkert wurde und über den Eingängen gläserne Vordächer erhielt.
In dieser Zeit wurde auch im Untergrund bereits gebaut: Am 30. Januar 1923 wurde der U-Bahnhof der ersten Großprofillinie fertiggestellt, heute U6, wodurch auf der Ostseite unter der Friedrichstraße ein unterirdisches System von Gängen entstand.
1928 wandelten sich die Vorortbahnen dann zur Berliner S-Bahn.
Anfang der 1930er Jahre wurde der Bahnhof wieder zur Baustelle, als die unterirdische Nord-Süd-Verbindung, der Nord-Süd-Tunnel der Berliner S-Bahn, unter dem westlichen Ende der Bahnsteighallen hindurchgetrieben wurde. Im Juli 1936 wurde der unterirdische Teil des S-Bahnhofs eröffnet. Gleichzeitig erhielt der U-Bahnhof die gelben Wandfliesen, deren äußerlich gleiche Nachfolger bis heute sein Aussehen bestimmen.
DDR-Grenzübergangsstelle
Gleich nach dem 13. August 1961, dem Tag der Errichtung der Berliner Mauer, wurde der Bahnhof nach einer provisorisch organisierten Übergangsphase in mehrere Bereiche geteilt, die nach und nach durch Wände und Zwischendecken baulich streng getrennt wurden:
Die unterirdischen Anlagen mit den Haltestellen der S-Bahn (Strecken Wannsee – Frohnau, Lichterfelde Süd – Heiligensee und Lichtenrade – Gesundbrunnen) und U-Bahn (Alt-Mariendorf – Alt-Tegel) standen ausschließlich den Fahrgästen zur Verfügung, die aus dem Westen kamen. Sie konnten nur zum Umsteigen, zum Einkaufen an den Intershop-Kiosken und als Zugang zur Grenzübergangsstelle genutzt werden. Der U-Bahnsteig konnte nur über einen langen Verbindungsgang vom unterirdischen S-Bahnsteig aus erreicht werden.
An diesem Verbindungsgang in Nähe des Abgangs zum U-Bahn-Bahnsteig gab es den sogenannten „Dienstübergang“ für Mitarbeiter der Deutschen Reichsbahn, der auch der Agentenschleusung und dem unbeobachteten Passieren von Funktionären von KPD und SEW diente. Durch Vorzeigen eines vereinbarten Kennzeichens beim Wachposten der Grenztruppen war ein Übertritt ohne Identitätsfeststellung und ohne Zollkontrolle nach Ost-Berlin bzw. in Gegenrichtung möglich. Nach Passieren der Schleuse wurden die Agenten von ihren Kontaktpersonen auf Ost-Berliner Seite in Empfang genommen. Bei Insidern hatte dieser Übergang die Bezeichnung „Ho-Chi-Minh-Pfad“ in Anlehnung an den gleichnamigen Schleichweg in Vietnam.
Durch diese Agentenschleuse wechselten am 7. Juli 1976 die steckbrieflich gesuchten RAF-Angehörigen Inge Viett, Monika Berberich, Gabriele Rollnik sowie Juliane Plambeck und am 27. Mai 1978 Till Meyer in die DDR, der HVA-Überläufer Werner Stiller floh auf diesem Wege am 18. Januar 1979 Richtung West-Berlin.
Am Abgang zum U-Bahn-Bahnsteig gab es bis 1984 einen Fahrkartenschalter der BVB (Ost). Verkauft wurden Fahrkarten zum S-Bahn-Tarif (West) für die U- und S-Bahn. Anerkannt wurden diese Karten von der BVG (West) im U-Bahn-Netz, zum Umsteigen in die BVG-Busse waren sie nicht gültig. Fahrgästen aus Ost-Berlin war der Zugang nur nach Passieren der Grenzkontrollen zur Weiterreise in den Westen möglich.
Die oberirdische Anlage war durch eine bis zur Decke reichende, jeden Blickkontakt verhindernde Wand aus Profilglas, später aus Metallplatten zwischen den Bahnsteigen B und C geteilt. Diese Wand erfüllte hier faktisch die Funktion der Berliner Mauer. Auch der Ausblick zur Friedrichstraße wurde durch sichthemmendes Glas und Plakate verhindert. Im Bahnhofsgebäude gab es somit zwei getrennte Bahnhöfe ohne direkte Kontaktmöglichkeit.
Auf der Westseite (in der größeren, südlich gelegenen Halle) gab es zwei Bahnsteige. Bahnsteig B wurde als Endstation der West-Berliner S-Bahn-Linien nach Wannsee und Staaken genutzt. Die Gleise endeten an Prellböcken am östlichen Bahnsteigende. Bahnsteig A diente Reisezügen als Anfangs- bzw. Endbahnhof im Transitverkehr mit der Bundesrepublik, außerdem als Haltepunkt für Züge und Kurswagen von Bahnhof Zoo zum Ostbahnhof (1987–1998 Hauptbahnhof) und weiter als normale D-Züge nach Warnemünde–Kopenhagen, Sassnitz–Malmö–Stockholm oder Prag–Wien. Die Fernzüge hielten alle am Bahnhof Friedrichstraße, jedoch nicht zum Einsteigen für Reisende aus dem Ostteil der Stadt. Diese konnten die aus dem Westteil Berlins kommenden Züge erst am Ostbahnhof besteigen. Für die Transitzüge aus dem Westen war der Bahnhof Endpunkt, sie fuhren ohne Fahrgäste weiter zum Abstellbahnhof Berlin-Rummelsburg.
Auf der Ostseite (in der kleineren, nördlich gelegenen Halle) diente der Bahnsteig C der Ost-Berliner S-Bahn als Kopfstation für die Züge Richtung Osten, von und nach Erkner, Königs Wusterhausen, Strausberg Nord, Ahrensfelde, Wartenberg und zum Flughafen Berlin-Schönefeld. Dieser Bahnsteig war gegen Grenzdurchbrüche massiv gesichert. So waren die S-Bahn-Gleise beider Teilsysteme voneinander getrennt, das Kehrgleis 7 des Ostsystems auf der Westseite durfte nur in Ausnahmefällen und mit Genehmigung des Kommandanten der Grenzübergangsstelle benutzt werden (der Fahrzeugaustausch der S-Bahn war nur über die mit Stromschiene ausgerüsteten Ferngleise möglich), in den Ferngleisen verhinderten Gleissperren unberechtigte Fahrten in Richtung Grenze. Es gab eine Beobachtungsloge unter dem Hallendach, Videoüberwachung, Hundeführer und vermutlich verdeckte Ermittler.
Durch die Lage in der Ost-Berliner Innenstadt mit zahlreichen Geschäften, Büros, Regierungsgebäuden, Botschaften, Hotels, Verwaltungen und kulturellen Einrichtungen (Friedrichstadtpalast, Metropol-Theater, Staatsoper, Museumsinsel) und als Grenzbahnhof gab es hier ein enormes Fahrgastaufkommen.
In der weitläufigen Zwischenetage (ebenerdig) befand sich der eigentliche Grenzübergang. Das waren Passkontrolle (dreimal pro Grenzübertritt), Zollkontrolle, Warteräume (Wartezeiten zwischen 15 Minuten und mehreren Stunden waren üblich), Vernehmungsräume, Arrestzellen und Büroräume (Abgleich der Personaldokumente mit Fahndungslisten, Registrierung der Grenzübertritte), Kasse für Visagebühr/Einreisegebühr und Wechselstelle für den Mindestumtausch. Außerdem waren hier die Übergänge zwischen den West-Bahnsteigen und der Ausgang nach Ost-Berlin nach erfolgter Einreise-Grenzkontrolle.
In der Anfangsphase waren Ein- und Ausreisekontrollen in den Bahnhofsanlagen untergebracht. Da die Verhältnisse bald zu beengt wurden, errichtete man zur Ausreiseabfertigung aus der DDR auf dem Bahnhofsvorplatz ein separates Gebäude für die Grenzkontrolle (Pass- und Zollkontrolle). Für dieses Gebäude prägte der Volksmund den Namen Tränenpalast, weil sich hier die West-Besucher vor der Rückreise von ihren DDR-Verwandten verabschiedeten.
Vor der Grenzkontrollstelle erfolgte eine Teilung nach Staatszugehörigkeiten. Es gab getrennte Abfertigungschalter für:
- „Bürger Berlin West“ (bzw. der „Besonderen politischen Einheit Westberlin“)
- „Bürger der BRD“
- Ausländer, Diplomaten (Schnellabfertigung)
- Transitreisende (meist schnelle Abfertigung)
- Bürger der Deutschen Demokratischen Republik (penible Kontrollen)
Bürger aus der Bundesrepublik und aus „anderen Staaten“ konnten gegen Vorlage des Reisepasses direkt nach Ost-Berlin einreisen, West-Berliner mussten vorher in einem der fünf Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten im Westteil der Stadt einen „Berechtigungsschein zum Empfang eines Visums der DDR“ beantragen.
In schwachen Verkehrszeiten wurden Schalter zusammengelegt. Nach den Kontrollen führte ein kurzer Tunnel in das Bahnhofsgebäude und weiter zu den Bahnsteigen in Richtung Westen.
Für einige West-Berliner war der Bahnhof zu dieser Zeit aus einem anderen Grund attraktiv: Es gab auf der Verteilerebene und den S-Bahnsteigen Intershops. Auf der Fahrt im westlichen S- und U-Bahn-Netz (durch die Geisterbahnhöfe) konnte man hier aus- und umsteigen, ohne die Grenzkontrolle passieren zu müssen. So bestand die Möglichkeit, Spirituosen, Zigaretten, Genussmittel und Kosmetika gegen „Westgeld“ billig einzukaufen. Es gab auch Presseerzeugnisse der DDR und weitere DDR-Produkte (Kunstgewerbe, Bücher, Schallplatten) zu kaufen. Das war auch der Zollfahndung in West-Berlin bekannt, sodass mobile Kontrollgruppen sowohl in Zivilkleidung in den Bahnen selbst als auch uniformiert an den jeweils ersten Bahnhöfen im Westteil Stichproben machten.
Von 1985 bis 1987 wurde in der Fernbahnhalle die verbretterte Mittellaterne geöffnet und verglast. Gleichzeitig wurden Träger für ein Befahrsystem für Revisionszwecke unter der Decke eingebaut und die Beleuchtung erneuert. Die Stahlbauteile erhielten einen neuen Anstrich.
Während der Grenzkontrollen im Bahnhof Friedrichstraße verstarben in der Zeit der Berliner Mauer mindestens 227 Menschen eines natürlichen Todes. Meist waren dies Herzinfarkte auf Grund von Stress.[3]
Nach der Wende
Bis zum Juli 1990 wurden die S-Bahngleise am Bahnsteig C wieder für den durchgehenden Verkehr umgebaut, der dann am 2. Juli 1990 aufgenommen werden konnte. Die zur DDR-Zeit errichteten Einbauten in die Bahnhofs- und Empfangshalle mussten genauso entfernt werden wie die zwischen beiden Bahnsteighallen eingezogene stählerne Sichtschutzwand.
Von August 1991 bis Februar 1992 wurde der Nord-Süd-Tunnel stillgelegt und durchgehend saniert. Zwischen Oktober 1995 und 1. September 1999 wurden die Stadtbahn und die gesamte Empfangshalle im Erdgeschoss sowie die Bahnsteige und die Bahnsteighallen umfassend saniert.
Die Deutsche Bahn investierte 220 Mio. D-Mark in die Sanierung des ehemaligen Grenzbahnhofs. Dabei wurden die Fassaden denkmalgerecht mit glasierten Terrakottasteinen wieder hergestellt und nun auch die Fassade der Südseite erstmals verklinkert sowie ein zusätzlicher Übergangstunnel zur U6 mit Aufzügen geschaffen. Auf der 5200 m² umfassenden Grundfläche der Station entstanden dabei unter anderem Flächen für 50 Geschäfte.[4]
Seit 1999 halten an den Bahnsteigen A und B wieder Regionalexpresszüge und -bahnen im Richtungsbetrieb.
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