James Howard Kindelberger

James Howard Kindelberger

James Howard Kindelberger (* 8. Mai 1895 in Wheeling, West Virginia, USA; † 27. Juli 1962) war ein US-amerikanischer Manager in der Flugzeugindustrie. Wegen seiner Neuerungen in der Flugzeugproduktion gilt er als einer der wichtigsten Pioniere der amerikanischen Luft- und Raumfahrindustrie.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Am 8. Mai 1895 wird James Howard Kindelberger (genannt Dutch) als Kind deutscher Auswanderer aus Nothweiler/Pfalz in Wheeling, WV geboren. Dutch wuchs im Schatten der großen Hüttenwerke in Wheeling auf. Von seinen Eltern bekam er typisch deutsche Tugenden vermittelt: Zeit seines Lebens glaubte er an den Wert harter ehrlicher Arbeit. Bereits mit 16 verlässt er die Schule, um wie sein Vater im örtlichen Stahlwerk zu arbeiten. Kindelberger modifiziert unter diesen Arbeitsbedingungen seine Vorstellungen vom Wert harter ehrlicher Arbeit und stellt sich sein weiteres Leben jetzt anders vor, als täglich von sieben Uhr früh bis halb sechs am Abend Roheisen abzustechen. Aus diesem Grund nahm er zwei Jahre Fernkurse, um seinen Schulabschluss nachzuholen. Damit hatte er sich für eine Tätigkeit für die Ingenieurtruppe der amerikanischen Armee qualifiziert, wo er zunächst als ziviler Zeichner und Inspektor tätig war. Nebenbei führte er seine Fernstudien weiter, machte seinen Collegeabschluss, und wurde 1916 zum Studium am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh zugelassen, einer der renommierten amerikanischen Technischen Hochschulen. 1917, nachdem Dutch ein Jahr studiert hatte, traten die USA in den Ersten Weltkrieg ein. Er meldete sich freiwillig zum U.S. Army Air Corps wo er zum Piloten ausgebildet wurde. Bis zum Ende des Krieges arbeitete Leutnant James H. Kindelberger in Memphis (Tennessee) als Fluglehrer und entschloss sich schließlich, eine Beschäftigung in der jungen Flugzeugindustrie aufzunehmen. Er nahm eine Stelle als Zeichner bei der Glenn L. Martin Company in Cleveland Ohio an, wo zur gleichen Zeit auch andere Flugzeugkonstrukteure ihre Karriere begannen: Glenn Martin und Donald Douglas. Da seine Stellung mit 27 Dollar pro Woche nur bescheiden bezahlt wurde, gab Dutch abends Flugstunden und schrieb für die Zeitschrift „Popular Mechanics“.

Kalifornien

Nach sechs Jahren, in denen er es zum Chefzeichner und stellvertretenden Chefkonstrukteur gebracht hatte, nahm Kindelberger 1925 ein Angebot seines ehemaligen Kollegen Donald Douglas an und wurde Chefkonstrukteur und Vizepräsident in dessen Firma Douglas Aircraft Company im kalifornischen Santa Monica. Er war dort Anfang der Dreißigerjahre für die Konstruktion der legendären DC-1 und DC-2 verantwortlich, den ersten erfolgreichen amerikanischen Passagierflugzeugen und in dieser Hinsicht ein Pendant zur Junkers Ju 52.

1932 kommt für den 39jährigen Dutch Kindelberger die große Chance seines Lebens, als er ein Angebot erhält, als General Manager zur North American Aviation nach Dundalk in Maryland zu wechseln. Bei North American musste Kindelberger bei Null anfangen. Das Unternehmen hatte nämlich bislang kein einziges Flugzeug verkauft, sondern nur Umbauten an anderen Flugzeugen durchgeführt. Dutchs erstes Projekt war die Konstruktion eines Ausbildungsflugzeugs, für das die U.S. Navy einen Wettbewerb ausgeschrieben hatte. Innerhalb von nur neun Wochen härtester Arbeit hatten Kindelberger und seine Mitarbeiter den Prototyp des NA-16 fertig gestellt, mit dem North American nicht nur den Wettbewerb gewann, sondern auch wirtschaftlich Boden unter die Füße bekam. Weil Südkalifornien exzellentes Flugwetter während des ganzen Jahres hatte siedelte North American 1935 – wie auch viele andere Flugzeugbauer – nach Inglewood über. Kindelberger ließ dort am Rande des Flughafens von Los Angeles eine Flugzeugfabrik errichten, in der schon Anfang 1936 Arbeiter beschäftigt waren. Das weiterentwickelte Trainingsflugzeug wurde unter der Bezeichnung BT-9 zum ersten großen Erfolg für North American, in dem praktisch jeder Pilot des Zweiten Weltkriegs ausgebildet wurde. Der Erfolg von North American war aber nicht nur ihren hervorragenden Flugzeugen zu verdanken. Praktisch im Alleingang begann Kindelberger, die Produktion von Flugzeugen von den bislang vorherrschenden handwerklichen Methoden auf eine Massenproduktion nach dem Vorbild der Automobilindustrie umzustellen.

North Americans erfolgreichstes Produkt, die North American P-51, entstand, als im Januar 1940 die für den Einkauf amerikanischer Waffen zuständige Britische Beschaffungskommission eine Anfrage an die North American Aviation Company richtete, ob sie die Curtiss P-40 für den britischen Bedarf in Lizenz produzieren würden. James Kindelberger versprach sich größere Gewinne für North American, wenn die Firma eine Eigenentwicklung produzieren würde und keine Lizenzgebühren an Curtiss abführen müsste. Es gelang ihm, die Briten zu überzeugen, dass ein neuer Entwurf die mittelmäßigen Leistungen der P-40 übertreffen könnten, und erhielt so eine Bestellung über 320 Maschinen vom noch zu entwickelnden Typ NA-73, der im Zweiten Weltkrieg letztendlich als North American P-51 in verschiedenen Versionen in ca. 15.000 Exemplaren hergestellt wurde.

1960 ging Dutch Kindelberger als Vorstandsvorsitzender von North American Aviation in den Ruhestand ging, am 27. Juli 1962 starb er im Alter von 67 Jahren.

Literatur

  • Richard P. Hallion: Test Pilots – The Frontiersmen of Flight. Washington, D.C.: Smithsonian Institution Press, 1981, 1988.
  • Donald M. Pattillo: Pushing the Envelope: The American Aircraft Industry. Ann Arbor, Mich.: The University of Michigan Press, 1998.
  • Charles D. Bright: The Jet Makers – The Aerospace Industry From 1945 to 1972. Lawrence, Kan.: The Regents Press of Kansas, 1978.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • James Howard Kindelberger — James Howard Kindelberger, né le 8 mai 1895 et mort le 27 juillet 1962, fut un pilote et un ingénieur aéronautique américain. Au cours de la Première Guerre mondiale, Il devient pilote au sein du U.S. Air Service. Démobilisé, en 1918, il intègre… …   Wikipédia en Français

  • James H. Kindelberger — James H. Dutch Kindelberger (May 8, 1895 July 27, 1962) was an American pioneer of aviation. He was also a leader of North American Aviation for a number of years. The International Aerospace Hall of Fame inducted Kindelberger in 1977. North… …   Wikipedia

  • James H. Kindelberger — James Howard Kindelberger James Howard Kindelberger, né le 8 mai 1895 et mort le 27 juillet 1962, fut un pilote et un ingénieur aéronautique américain. Au cours de la Première Guerre mondiale, Il devient pilote au sein du U.S. Air Service.… …   Wikipédia en Français

  • Kindelberger — James Howard Kindelberger (* 8. Mai 1895 in Wheeling, West Virginia, USA; † 27. Juli 1962) war ein US amerikanischer Manager in der Flugzeugindustrie. Wegen seiner Neuerungen in der Flugzeugproduktion gilt er als einer der wichtigsten Pioniere… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Ki — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • North American Aviation Company — North American Aviation, Inc. Unternehmensform 1996 von Boeing übernommen Gründung 6. Dezember 1928 …   Deutsch Wikipedia

  • North American Rockwell — North American Aviation, Inc. Unternehmensform 1996 von Boeing übernommen Gründung 6. Dezember 1928 …   Deutsch Wikipedia

  • Glenn L. Martin Aircaft Company — B 57A Canberra der US Luftwaffe Die Glenn L. Martin Company ist ein ehemaliger US amerikanischer Flugzeughersteller, der bis 1960 über 80 verschiedene Modelle in 11.000 Exemplaren produzierte, hauptsächlich Bomber und Flugboote. Inhaltsverzei …   Deutsch Wikipedia

  • Collier Trophy — Herbert Hoover stellt die Collier Trophy Joseph Ames vom NACA dar (1929). Die Collier Trophy (bis 1922 Aero Club of America Trophy) ist ein Preis, der einmal jährlich in den USA an denjenigen vergeben wird, der im jeweils vorangegangenen Jahr die …   Deutsch Wikipedia

  • North American Aviation — North American Aviation, Inc. Rechtsform 1996 von Boeing übernommen Gründung 6. Dezember 1928 Sitz …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”