Jehu

Jehu
Jehu wirft sich vor Salmanassar III. Abbildung auf dem Schwarzen Obelisken

Jehu (hebr.יהוא‎ - „JHWH ist er“; assyrisch Jaua) war König von Israel ca. 841– ca. 814 v. Chr.

Inhaltsverzeichnis

Der biblische Jehu

Nach biblischer Überlieferung diente Jehu als Oberst im Heer des Nordreiches. Er wurde von einem Schüler des Propheten Elischa schon während der Regentschaft Jorams zum König gesalbt, als dieser in eine Auseinandersetzung mit Hasael von Aram (Damaskus) verwickelt war. Die Machtübernahme Jehus gelang durch die Unterstützung des Militärs und führte zum Sturz der Omridendynastie.

Jehu wird einmal „Sohn Joschafats und Enkel Nimschis“ genannt (2 Kön 9,2.14). In anderen Notizen wird er nur als „Sohn Nimschis“ bezeichnet (1 Kön 19,16; 2 Chr 22,7).

Der Sturz der Omridendynastie

Jehu ließ gemäß der biblischen Erzählung zunächst den Obersten und Ältesten der Stadt Jesreel eine Botschaft zukommen, in der er mitteilen ließ: „Wer der Beste unter den Söhnen eures Herrn ist, soll auf den Königsthron seines Vaters gesetzt werden und für das Haus streiten“ (2.Kön. 10,2–3). Die Ältesten von Jesreel verkündeten daraufhin ihre Treue gegenüber Jehu. Nach dem Treuebekenntnis forderte Jehu die Ermordung von 70 Angehörigen der Omridendynastie und Übergabe ihrer Köpfe in Jesreel (2.Kön. 10,4–6). Die Forderung wurde erfüllt. Jehu trat nun vor das Volk und ließ verkünden, dass nicht er sich „gegen den Herrn aufgelehnt habe, sondern es der Wille und die Tat des Volkes war“ (2.Kön. 10,9). Deshalb tötete Jehu auch die restlichen Angehörigen vom Haus Ahab in Jesreel (2.Kön. 10,11). Als er danach unterwegs nach Samaria war, traf er auf 42 Brüder von Ahasja und ließ sie ebenfalls ermorden (2.Kön. 10,14). In Samaria angekommen, wurde der übrige Rest der Familie des Ahab von Jehu getötet (2.Kön. 10,17).

Jehu tötet Joram (Israel) und Ahasja (Juda)

Joram führte mit Ahasja eine kriegerische Auseinandersetzung gegen Hasael vor Ramoth-Gilead. Der Krieg ging verloren (2.Chron. 22,5–6) und Joram wurde verletzt nach Jesreel gebracht. Ahasja kam zu ihm, um sich die Art der Verletzung anzusehen (2.Kön. 8,29). Jehu zog ebenfalls zu beiden nach Jesreel (2.Kön. 9,16). Joram wertete die Ernennung Jehus zum neuen König (2.Kön. 9,6) als Usurpation und Verrat. Bei dem nachfolgenden Fluchtversuch wurde er von Jehu getötet (2.Kön. 9,23–24). Als Ahasja dies sah, flüchtete er nach Samaria, wurde aber von den Truppen Jehus geschlagen. Nach der Festnahme wurde Ahasja zu Jehu nach Megiddo gebracht (2.Kön. 9,27/2.Chron. 22,8–9) und dort von ihm umgebracht. Im Anschluss wurde die verhasste Isebel aus dem Fenster zu Tode gestürzt (2.Kön. 9,33).

Die Tötung der Baal-Priester

Jehu gab sich als Baal-Anhänger aus und ließ ein Fest zu Ehren dieses Gottes ausrufen. Die Baal-Priester versammelten sich im Tempel ihres Gottes. Jehu unterstützte die Feierlichkeiten, achtete aber darauf, dass sich nur die Baal-Priester im Tempel befanden. Nachdem alle Baal-Priester anwesend waren, töteten die Truppen Jehus während der Feierlichkeiten alle Baal-Anhänger im Tempel (2.Kön. 10,18–24).

Dennoch berichtet das Buch der Könige, dass Jehu in Dan und Bethel die Anbetung des Goldenen Kalbs toleriert habe (2.Kön. 10,31).

Weitere Erwähnungen

Die Bibel beschreibt Jehu als einen JHWH-treuen König. Sein Nachfolger war sein Sohn Joahas. Bis 750 v. Chr. regierten die Nachkommen Jehus.

Während die Regierung Jehus in den Königsbüchern überwiegend positiv beurteilt wird, blickt der Prophet Hosea ca. 100 Jahre nach Jehu kritisch auf die „Blutschuld von Jesreel“ (Hosea 1,4), die gesühnt werden muss.

Außerbiblische Erwähnungen

Zwei außerbiblische Erwähnungen liefern Quellenmaterial zur Regierungszeit Jehus, eine dritte Quelle behandelt Ereignisse, an denen Jehu nach biblischer Darstellung beteiligt war.

Tel-Dan-Inschrift

Als Tel-Dan-Inschrift bezeichnet man das Fragment einer Stele aus dem 9. Jahrhundert v. Chr., welches den Sieg eines aramäischen Königs über seine Feinde beschreibt. Höchstwahrscheinlich handelt sich bei diesem Herrscher um Hasael. Im Gegensatz zum biblischen Bericht wird jedoch erklärt, dass Hasael selbst König Joram aus dem Haus Omri und König Ahasja aus dem Haus David nebst 70 Anführern getötet habe. Die Namen der Könige sind jedoch nur bruchstückhaft erhalten, Jehu selbst wird nicht genannt. Es lässt sich allenfalls vermuten, dass in den folgenden Zeilen von ihm die Rede gewesen ist. Der Bericht über die Tötung der 70 Heerführer und Ausrottung einer königlichen Dynastie erscheint in anderem Zusammenhang in einem Königsbericht aus Zakkur.[1]

Annalen Salmanassars III.

Nach seinem Feldzugsbericht zu seinem 18. Regierungsjahr griff Salmanassar III. Hasael von Aram-Damaskus 841 v. Chr. an, fügte ihm großen Schaden zu, konnte ihn aber nicht besiegen. Er zog dann weiter in Richtung Süden nach Hauran, wo er ebenfalls große Verwüstungen anrichtete. Anschließend wandte er sich nach Westen und durchquerte offensichtlich Israel, um zum Gebirge Ba'lira'si (= Karmel) zu gelangen, wo er „Tribut von den Tyrern, den Sidoniern und von Jehu, dem Sohne Omris“ empfing.[2]

Schwarzer Obelisk Salmanassars III.

Der Schwarze Obelisk des assyrischen Herrschers Salmanassar III. zeigt auf einem seiner 20 Reliefs die Tributzahlung eines israelitischen Königs. Der zugehörigen Inschrift zufolge handelt es sich dabei um Jehu. Er wird allerdings als Abkömmling der Omridendynastie beschrieben („Jehu, Sohn des Omri“), die er nach biblischem Bericht zerstörte.[3]

Historische Rekonstruktion

Jehu musste in Folge seiner Machtübernahme den Assyrern schweren Tribut leisten. Astour und Ahlström haben aus der Zeitgleichheit des Feldzuges Salmanassars III. mit dem Sturz der Omriden geschlossen, dass die Jehu-Revolution als direkte Konsequenz des assyrischen Expansion anzusehen ist. Nach 838 v. Chr. ließ der assyrische Druck auf Syrien-Palästina nach und Hasael von Aram-Damaskus konnte sich für den Bündnisbruch rächen, indem er Israel angriff, einen Großteil der Streitmacht vernichtete und weite Teile Transjordaniens besetzte.

Siehe auch

Literatur

  • Gösta Ahlström: History of Ancient Palestine. Sheffield 1993.
  • Michael Astour,: 842 B.C.: The first Assyrian invasion of Israel. In: Journal of the American Oriental Society, 91 1971, S. 383–389.
  • Georg Hentschel: 2 Könige. Echter, Würzburg 1985. ISBN 3-429-00909-X
  • Susanne Otto: Jehu, Elia und Elisa. Die Erzählung von der Jehu-Revolution und die Komposition der Elia-Elisa-Erzählungen (Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament 152). Stuttgart u.a. 2001, ISBN 978-3-17-016764-3
  • Ernst Würthwein: Die Bücher der Könige. 1. Kön. 17 – 2. Kön. 25 (ATD 11,2). Göttingen 1984.
  • Michael Tilly: Jehu. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).

Einzelnachweise

  1. Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, Ergänzungsband 1, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2003, S. 133.
  2. Inschrift in: TUAT Band 1, S. 365f.
  3. Inschrift in: TUAT Band 1, S. 362f.


Vorgänger Amt Nachfolger
Joram König von Israel
841–814 v. Chr.
Joahas

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