Jehserig

Jehserig
Jehserig
Jazorki
Stadt Drebkau
Koordinaten: 51° 38′ N, 14° 15′ O51.637514.25333333333397Koordinaten: 51° 38′ 15″ N, 14° 15′ 12″ O
Höhe: 97–136 m ü. NN
Eingemeindung: 31. Dez. 2001

Jehserig, niedersorbisch Jazorki ("kleine Seen"), ist ein Dorf und eine ehemalige Gemeinde in der Niederlausitz. Seit dem 31. Dezember 2001 ist Jehserig ein Ortsteil der Stadt Drebkau.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Jehserig liegt unweit des ursprünglichen Drebkauer Stadtgebiets und jeweils 12 km entfernt von Cottbus und Spremberg. Der Ort liegt am Rande des durch die Elstereiszeit aufgeschobenen Höhenzuges „Steinitzer Alpen“ und hat eine Höhe ü.M. von 97 m (Merkur) bis 136 m (Papproth). Mit 158 m ist der Papprother Rodelberg nach der tagebaulichen Abbaggerung der Steinitzer Alpen in den Jahren 2000 bis 2008 nun mit dem Steinitzer Rodelberg die höchste Erhebung der Niederlausitz westlich der Spree. Der Tagebau Welzow-Süd hat das Ortsgebiet in den vergangenen zwei Jahrzehnten im Süden gestreift, frühere Abbaggerungsabsichen wurden aufgrund der geringen Stärke des in 80 m Tiefe liegenden Kohleflözes fallen gelassen. Die größeren Waldgebiete südwestlich des Ortes sind durch ehemalige Tiefbauschächte zerklüftet und umschließen einen See, der mit Wasser aus der Vorfeldentwässerung des Tagebaus gespeist wird.

Ortsgliederung

Zur früheren Gemeinde gehörten neben dem ursprünglichen Dorf Jehserig auch die historisch gewachsenen Dörfer Rehnsdorf (heute eigenständiger Stadtteil von Drebkau) und Papproth, sowie der aus einer Brikettfabrikssiedlung zu Beginn des letzten Jahrhunderts entstandene Ort Merkur. Zusammen leben in den 4 Orten ca. 450 Bewohner.

Geschichte

Jehserig ist eine im frühen Mittelalter entstandene sorbische Siedlung, die 1353 erstmals in einem deutschen Dokument erwähnt wurde. Sorbisch heißt der Ort Jazorki und bedeutet „kleine Seen“, was die ursprüngliche Umgebung mit Tümpeln, Sümpfen und Bächen beschreibt. Heute erinnern die Senken im Park, am Feuerwehrhaus, rechts der Kurve am Ortseingang und am Ende des Kiefernwegs an diese Seen, deren Reste im Zuge der Tagebauentwässerung verschwunden sind. Jehserig war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein niedersorbischsprachiges Bauerndorf von 10 Gehöften und einem Gut. Das 2,5-geschössige Gutshaus war Wohnsitz der wechselnden deutschen Besitzer der Ländereien. Beide Sprachen existierten in Jehserig über einen langen Zeitraum parallel. Eintragungen in Dokumenten und Kirchenbüchern geben Auskunft über die Schwierigkeit, für Namen und Flurbezeichnungen einheitliche Bezeichnungen zu finden. In vielen Familien wurde zu Hause sorbisch gesprochen, während der Kontakt zur Gutsbesitzerfamilie, zum Pfarrer und später auch zum Lehrer im Ort deutsch war. Nur wenige Pfarrer, wie der Schorbuser Bogomil (Gotthold) Swela, sprachen und predigten auf Sorbisch. Kirchlich gehörte Jehserig immer zur evangelischen Kirchgemeinde Wolkenberg, während Rehnsdorf aufgrund der damaligen preußisch-sächsischen Grenzlinie zu Drebkau eingepfarrt war. Während sich Sorbisch als Haussprache in den Dörfern südlich und östlich noch bis ins 20. Jahrhundert behaupten konnte, war in Jehserig zu dieser Zeit bereits Deutsch die hauptsächlich gesprochene Sprache. Einige Flurbezeichnungen (Glina, Huschkusenka u. a.) und auch Familiennamen erinnern heute noch an das Sorbische. Auch haben sich das Zampern und zum Teil Kirmes aus dieser Zeit erhalten. Jehserig lag lange Zeit an oder Nahe der sächsisch-preußischen Grenze. Durch die unterschiedlichen Zukäufe und Ländereiaufgaben im 18. und 19. Jahrhundert waren zwischen Cottbus und Ortrand eine Vielzahl von Grenzverläufen zwischen preussischen, sächsischen und schlesischen Besitztümern. Ein Höhepunkt bildete dabei der so genannte Bierkrieg, der auch im Jehseriger Gasthaus ausgetragen wurde. Das für seine zur damaligen Zeit vielen Brauereien bekannte Drebkau kämpfte dabei um die Schankhoheit im preußischen Jehserig gegen die Spremberger Brauerei. In den Jahren der Industrialisierung und der folgenden Erschließung von Tiefbauanlagen südlich und südwestlich von Jehserig wanderten meist deutsche Arbeiterfamilien ein, die sich im neu gegründeten Merkur ansiedelten. Viele Tiefbaustollen wurden in den Lausitzer Sand um den Ort Göhrigk, südwestlich Jehserig, getrieben um die Braunkohle in die Brikettfabrik in Merkur zu befördern. Mehrere Arbeiterwohnhäuser, ein stattliches Fabrikbesitzerhaus, Reste der Fabrik sowie viele Wohnhäuser der sich ansiedelnden Arbeiter erinnern an diese Zeit. Der Göhrigker See ist in Folge des Abbaus auf dem Gemeindegebiet entstanden. Der Ort Göhrigk musste in den 70er Jahren und in seinen baulichen Überresten schlussendlich in den 90er Jahren aufgrund der einstürzenden Tiefbauschächte unter dem Ort weichen. Heute gibt es in Jehserig neben den Bauerngehöften mit seinen z. T. historischen Bauwerken (Feldsteinscheune aus dem Jahre 1863 in der Straße am Park 5) und dem restaurierten Gutshaus mit seinem Park einige neue Häuser von Zugezogenen und neben der Durchfahrtstraße von Drebkau nach Spremberg auch eine direkte Anbindung am westlichen Ortsausgang an die B 169 (Senftenberg–Cottbus).

Am 31. Dezember 2001 ging Jehserig mit seinen Ortsteilen Rehnsdorf (Eingemeindung am 10. Januar 1973)[1], Papproth und Merkur in der neu gegründeten Gemeinde Stadt Drebkau auf.[2] Ortsbürgermeisterin ist seit 2006 Petra Nowka.

Vereine

In Jehserig gibt es als Vereine die Feuerwehr, den Dorfclub Jehserig, den Billardclub, und einen Anglerverein. In Rehnsdorf ansässig ist der Verein zur Förderung des Therapeutischen Reitens Dreamhorses e.V. und zudem seit Anfang der 1990er Jahre das Betreute Wohnen Rehnsdorf e.V. (Rehabilitation suchtkranker Menschen).

Einzelnachweise

  1. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001

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