- Jingle
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Ein Jingle (engl. jingle [ˈdʒɪŋgl̩] = „Bimmeln, Klimpern“) ist eine kurze, einprägsame Tonfolge oder Melodie. Sie ist ein akustisches Erkennungsmerkmal eines Hörfunk- oder Fernsehsenders, einer Sendung oder eines beworbenen Produktes. Andere Begriffe sind Sound- oder Audio-Logo. Jingles und andere Geräusche können als Hörmarke geschützt werden.
Inhaltsverzeichnis
Eigenschaften
Jingles werden oft in der Werbung verwendet und mit einem Produkt verknüpft. Im Radio und Fernsehen werden sie benutzt, um in prägnanter Form darauf hinzuweisen, welchen Sender man gerade hört bzw. sieht. Sie sind die wohl bekannteste Form auditiver Werbung und sollen den Sender stärker profilieren. Die Verbindung von Text und Melodie erwies sich lang als memorierbarste Form eines Claims. Jingle-Pakete werden häufig von großen Produktionsfirmen erstellt. Der Sprecher der auditiven Verpackung wird als Stationvoice bezeichnet.
Das Audio-Logo oder Audio-CI (für Corporate Identity) kann auch aus Geräuschen oder einer Mischung aus kompositorischen Tönen und Geräuschen bestehen (z. B. „Audi“, „BMW“). Wichtig für die Verknüpfung von Logo und Marke ist eine möglichst häufige und konsequente Nutzung des Audio-Logos in allen die Marke betreffenden Medien wie TV, Radio, Internet, Telefon-Warteschleifen oder Computer-Systemklänge.
Von diesem werden, beispielsweise bei Radiosendern, andere Jingles oft abgeleitet (kurzes musikalisches Motiv oder ein anderes akustisches Kurzereignis mit hohem Wiedererkennungswert).
Ursprünge
Als Erfinderin des Jingles als „akustischem Warenzeichen“ gilt Elly Heuss-Knapp, die 1933 für die Radiowerbung der Wybert-Hustenpastillen der Basler GABA-Gruppe den Produktnamen in eine gesungene Melodie umsetzte. Diese Idee ließ sich Heuss-Knapp patentieren und setzte sie auch für andere Unternehmen und Produkte ein; etwa für Nivea, Erdal, Kaffee Hag, Blaupunkt und Persil.[1] Eines der weltweit ersten und berühmtesten Jingles war das von der BBC während des Zweiten Weltkrieges verwendete Anfangsmotiv aus dem ersten Satz der 5. Sinfonie von Beethoven, das mit dem Morsezeichen „··· —“ für V(ictory) verbunden wurde. In den 1960er Jahren hat sich in den USA ein eigener Jinglestil entwickelt, bei dem zehn- bis zwanzigköpfige Chöre den Sendernamen in einer einfachen, einprägsamen Tonfolge sangen.
Beispiele
Im deutschsprachigen Raum bekannt gewordene Jingles sind im Bereich der Werbung etwa „Every time a good time“ oder „Nichts geht über Bärenmarke …“, des Weiteren z. B. die verschiedenen Titelmelodien (Fanfare) der Tagesschau oder die Tonfolge („Solang der alte Peter“) des Bayerischen Rundfunks zu den Meldungen des Verkehrsfunks.
Bei steigendem Bekanntheitsgrad werden auch gelegentlich die Texte weggelassen, da man davon ausgeht, dass der Text schon in den Köpfen eingebrannt ist und von der Werbezielgruppe selbst „gesungen“ wird. Beispiele hierfür wären: „Wenn’s um Geld geht …“ oder „Auf diese Steine können Sie bauen“.
Weitere bekannte Werbemelodien:
- Deutsche Telekom
- Audi
- „Meine Quelle“ (Quelle GmbH)
- Jeder Werbespot der LBS wird am Ende von einer Animation und der charakteristischen Klangfolge von drei Tönen begleitet.
- Jede Werbesendung, die einen Prozessor der Firma Intel erwähnt, wird von einer charakteristischen Klangfolge mit fünf Tönen begleitet.
Jingle-Arten
Im Hörfunk wird mit folgenden Begriffen zwischen unterschiedlichen Arten von Jingles unterschieden. Allerdings gibt es keine einheitlich gültige Terminologie:
- Backtimer: Instrumental, das die Lücke zwischen einem Musiktitel und einem zeitlich fixierten Element, z. B. Nachrichten, füllt
- Bumper/Opener: meist kurzes Jingle ohne anschließendes Musikbett zur Ankündigung/Eröffnung einer Sendung oder Rubrik, z. B. Nachrichten, Verkehrsfunk, Wetter
- Claim: beinhaltet den Sendernamen, oft die Frequenz oder einen Slogan, in gesprochener oder gesungener Form
- Closer/Stinger: Jingle zum Beenden von Moderationen oder Musikbetten
- Donut: Musikbett einer bestimmten Länge, an dessen Anfang und Ende eine gesungene oder gesprochene Kennung steht
- Drop-In: ein gesprochener Text, der während eines Musikstücks eingesetzt wird, auch als Shout (gerufen von einem Chor) oder Whisper (geflüstert)
- Funjingle: ein Jingle mit einer Pointe oder einem witzigen Soundeffekt
- Hookpromo: die Stelle eines Liedes, an dem man es sofort wieder erkennt
- Hookcollage: Zusammenstellung mehrerer Hooklines für den Sender charakteristischer Musiktitel
- Musikbett/Modbed: instrumentale, oft geloopte Unterlegemusik für gesprochenen Text
- Promo: Jingle zur sendereigenen Werbung, der z. B. bei Gewinnspielen oder der Ankündigung von Konzerten eingespielt wird
- Ramp: Musikbett, dem nach einer angegebenen Länge eine gesungene oder gesprochene Kennung folgt
- Shotgun: kurzes prägnantes Jingle
- Showopener: eröffnet eine Sendung zur vollen Stunde bzw. eine bestimmte Sendung, z. B. Chartshow
- Servicejingle: ARI-Signal, z. B. Piepton für Verkehrsmeldungen oder Nachrichtenjingle
- Tag: gesungene oder gesprochene Kennung, der ein Musikbett einer bestimmten Länge folgt
- Trailer: ähnlich wie Promo, aber eher mit Bezug zu programmeigenen Sendungen
- Transition: Verbindungselement für Musiktitel verschiedener Tempi, Intensitäten oder Genres für sanfte Übergänge zwischen Musiktiteln
Literatur
- Bronner, Kai/Hirt, Rainer (Hrsg.): Audio-Branding. Entwicklung, Anwendung, Wirkung akustischer Identitäten in Werbung, Medien und Gesellschaft. Verlag Reinhard Fischer, München. ISBN 978-3-88927-411-3.
- Straka, Martin: Audio-Branding im aktuellen Kontext der Marken-Kommunikation, Hamburg, 2007 ISBN 978-3-8366-5274-2
- Ringe, Cornelius: Audio Branding. Musik als Markenzeichen von Unternehmen , ISBN 978-3-86550-084-7.
- Roth, Simone: Akustische Reize als Instrument der Markenkommunikation, Gabler Verlag, Wiesbaden 2005, Dissertation Universität Gießen, ISBN 978-3-8244-8332-7.
- Krugmann, Dennis: Integration akustischer Reize in die identitätsbasierte Markenführung.
Einzelnachweise
- ↑ „Die Filme der First Lady“ (Spiegel Online im Februar 2010)
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