Jobst (Unternehmen)

Jobst (Unternehmen)

Jobst war eine Materialwarenhandelsfirma in Stuttgart, die sich unter ihrem Gründer Friedrich Jobst zu einem der bedeutendsten Chemiehersteller für Chinin des 19. Jahrhunderts entwickelte.

Inhaltsverzeichnis

Firma Jobst Materialwarenhandel und Alkaloidproduktion

Die ersten pharmazeutischen Unternehmen zur Herstellung von Alkaloiden (wie dem Chinin) gingen in der Regel aus Apotheken und Farbenfabriken hervor. Daneben gelang es auch einigen Materialwarenhandlungen wie der Firma Jobst, sich zu Arzneimittelherstellern zu entwickeln. Da ihre Gründer überwiegend arzneikundige Kaufleute und weder Apotheker noch Chemiker waren, fanden sie in der Pharmazie- und Naturwissenschaftsgeschichte wenig Aufmerksamkeit. Mit den noch vorhandenen Quellen lässt sich die Existenz der Firma jedenfalls zurück bis in die Jahre 1806 bzw. 1810 belegen.

Firmengründer Friedrich Jobst war Kaufmann, der jedoch über eine arzneikundliche Kompetenz verfügte. Sie lässt sich anhand einer Veröffentlichung über die Heilpflanze Ratanhia nachweisen. Eine gleichfalls analysierte Preisliste aus dem Jahre 1830 bietet einen Einblick in das Sortiment in dieser Phase der Firma. Im Forschungs- und Entwicklungsbereich der Firma wurden neben Vertretern der Familie insbesondere Oswald Hesse (1835–1917) und der jüdische Forscher Julius Morgenroth (1871–1924) genannt.

Nach dem Tod des Gründers zog 1864 die Firma nach Feuerbach um. Man gab den Materialwarenhandel in Deutschland auf und konzentrierte sich auf das immer schwieriger werdende Geschäft mit der Chininproduktion („Chininfabrik Jobst“).

Nachfolgefirma Vereinigte Chininfabriken Zimmer & Co.

Der Konkurrent Zimmer kaufte 1887 die Firma Jobst und fusionierte beide zu den Vereinigten Chininfabriken Zimmer & Co.

1888 schloss der Chininhersteller Carl Koch sein Oppenheimer Unternehmen und veräußerte es an die Vereinigten Chininfabriken Zimmer.

Im Jahre 1893 wandelten die Gesellschafter die Kommanditgesellschaft in eine GmbH um.

Die C. F. Boehringer & Söhne GmbH erwarb 1926 das durch den Preisverfall von Chinin und die Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges in Mitleidenschaft gezogene Unternehmen.[1] Ein Jahr später wurde das Werk in Feuerbach und damit der in Württemberg gelegene einstige Standort der Firma Jobst geschlossen.

Literatur

Anmerkungen

  1. In der Literatur wird irrtümlicherweise hin und wieder eine Übernahme der Vereinigten Chininfabriken Zimmer & Co. durch Merck behauptet.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jobst — bezeichnet: Jobst (Unternehmen), eine Stuttgarter Produktionsfirma für Chinin des 19. Jahrhunderts einen Ortsteil von Bad Blumau, Steiermark, Österreich Jobst ist der Familienname folgender Personen: Adolf Jobst (1900–1974), österreichischer… …   Deutsch Wikipedia

  • Jobst Wagner — (* 20. Februar 1959 in Rehau; heimatberechtigt in Bern) ist ein Schweizer Unternehmer. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Unternehmer 3 Mäzenatentum …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Jobst — Porträt von Friedrich Jobst. (Heinrich) Friedrich Jobst (* 2. Januar 1786 in Stuttgart; † 13. September 1859 ebenda[1]) war ein Drogenkaufmann.[2] …   Deutsch Wikipedia

  • Rehau (Unternehmen) — Rehau Gruppe Rehau Verwaltungszentrale AG[1] Rechtsform Aktiengesellschaft [1] …   Deutsch Wikipedia

  • Kleine und Mittlere Unternehmen — (KMU), in Belgien und Österreich Klein und Mittelbetriebe (KMB), ist die Sammelbezeichnung für Unternehmen, die definierte Grenzen hinsichtlich Beschäftigtenzahl, Umsatzerlös oder Bilanzsumme nicht überschreiten. Die Einordnung erfolgt in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Kleine und mittlere Unternehmen — (KMU), in Belgien und Österreich Klein und Mittelbetriebe (KMB), ist die Sammelbezeichnung für Unternehmen, die definierte Grenzen hinsichtlich Beschäftigtenzahl, Umsatzerlös oder Bilanzsumme nicht überschreiten. Die Einordnung erfolgt in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Mittelständisches Unternehmen — Kleine und mittlere Unternehmen (KMU), in Belgien und Österreich Klein und Mittelbetriebe (KMB), ist die Sammelbezeichnung für Unternehmen, die definierte Grenzen hinsichtlich Beschäftigtenzahl, Umsatzerlös oder Bilanzsumme nicht überschreiten.… …   Deutsch Wikipedia

  • Hessisch Oldendorf — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • REHAU — In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Umsatz, ISIN, was produziert das Unternehmen konkret? Du kannst Wikipedia helfen, indem du sie recherchierst und einfügst …   Deutsch Wikipedia

  • REHAU AG — In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Umsatz, ISIN, was produziert das Unternehmen konkret? Du kannst Wikipedia helfen, indem du sie recherchierst und einfügst …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”