- Jobst Anton von Hinüber
-
Jobst Anton von Hinüber (* 11. August 1718 in Hannover; † 15. Januar 1784 ebenda) war ein deutscher Jurist, Postmeister, Amtmann sowie ein bedeutender Landwirtschaftsreformer im Kurfürstentum Hannover. Auf seine Veranlassung wurde bei Hannover der Hinübersche Garten als einer der frühesten englischen Landschaftsgärten Deutschlands angelegt.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Jobst Anton von Hinüber wurde am 11. August 1718 als Sohn des Oberpostkommissars Ernst Andreas von Hinüber in Hannover geboren. Nach einem Jurastudium in Göttingen ging er ab 1737 auf eine Bildungsreise durch die Niederlande, Frankreich und Großbritannien. Er ist am 22. Oktober 1749 in die Freimaurerloge Friedrich zum weißen Pferde in Hannover aufgenommen worden; von 1753 bis 1755 war er deren Meister vom Stuhl.
Landwirtschaftsreformer
Seit 1760 trat er die Stelle eines Amtmannes des Klostergutes Marienwerder bei Hannover an. In diesem Amt setzte er die in England gewonnenen Erfahrungen um und wurde in der Folge einer der bedeutenden Landwirtschaftsreformer in der hannöverschen Region.
Er gestaltete das Klostergut zu einem landwirtschaftlichen Mustergut um und erprobte dort moderne landwirtschaftliche Geräte und Anbautechniken, welche er in England gesehen hatte. Im Jahr 1764 war Jobst Anton von Hinüber Gründungsmitglied der - in Anlehnung an englische Vorbilder und auf Wunsch von Georg III., Kurfürst von Hannover und König von Großbritannien, gegründeten - Celler Landwirtschaftsgesellschaft, einer der bedeutendsten in Deutschland. Legationsrat von Hinüber eröffnete auch deren erste Sitzung.
Wegbauintendant
Als erster hannöverscher Wegbauintendant erreichte er, dass Georg III., "unterm 4. Mai 1764 allergnädigst geruhet zum Wegebau 12.000 Taler aus dero selben Cammer Revenuen zu bewilligen", womit die Grundlage eines ingenieurmäßigen und zentral organisierten Straßenbaues im Kurfürstentum Hannover gelegt wurde.
Hinübersche Landschaftsgärten
Auf einer zweiten Englandreise 1766–1767 besuchte er verschiedene englische Landschaftsparks. Nach seiner Rückkehr ließ er 1774 einen Landschaftspark vor seinem Stadthaus am Hinüberschen Posthof in Hannover (vor dem Steintor, an der Celler Straße, heute zerstört).
Aufgrund seiner Auslandserfahrungen ließ er den (in den Grundzügen noch heute existierenden) etwa 40 Hektar umfassenden Hinüberschen Garten am Kloster Marienwerder anlegen. Er war im Stil eines Jardin anglo-chinois gestaltet. Die Anlage enthielt verschiedene Staffagebauten, wie einen "Hexenturm" (künstliche Ruine), einen "chinesischen Pavillon" und eine Grotte am Ufer des großen Teiches, auf dem venezianische Gondeln fuhren und in dem eine Blumeninsel angelegt war. Von Hinüber beabsichtigte darüber hinaus die harmonische Einheit von gestalteter Landschaft und landwirtschaftlicher Nutzung im Sinne einer sogenannten ornamented farm. Der Besuch seines Gartens soll für gebildete Gäste des Kurfürstentums Hannover Pflichtprogramm gewesen sein.
Der Hinübersche Garten in Marienwerder wurde nach seiner Erstanlage nie umgestaltet, blieb also in den Grundstrukturen bis heute erhalten. Die Baulichkeiten verfielen jedoch und die Anlage verwilderte nach und nach. Im Rahmen des Projektes "Stadt als Garten" zur Weltausstellung EXPO 2000 wurde die Parkanlage - mit Ausnahme der verlorenen Bauten - nach historischem Vorbild weitgehend wieder hergerichtet.
Die Hinüberschen Gärten gehören zu den ersten Landschaftsgärten Deutschlands, in der Entstehungszeit sind sie dem berühmten Wörlitzer Park oder Goethes Park an der Ilm in Weimar gleichzustellen.
Familie
Seine Söhne waren der Königlich Hannoversche Hofrat Gerhard Friedrich Otto v. Hinüber (1752 - 1815), der Major und Postmeister Christian Karl von Hinüber (1759–1825) und der Oberappellationsrat Adolf Burchard Friedrich von Hinüber (1769–1845).
Literatur
- Michael Rohde: Parkpflegewerk Hinüberscher Garten in Hannover-Marienwerder, Hannover, 1997.
- Michael Rohde (Text), Silke Beck (Red.), Grünflächenamt der Landeshauptstadt Hannover (Hrsg.): Der Hinübersche Garten, Hannover: Grünflächenamt der Landeshauptstadt Hannover, 2000.
- Waldemar R. Röhrbein: Jobst Anton von Hinüber, in: Hannoversches biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart, Hannover: Schlüter, 2002, S. 169-170.
- Oskar Ulrich: Der Marienwerder Klosterpark. Ein Beitrag zur Sittengeschichte Niedersachsens in der Wertherzeit, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge, Band 1, 1930/31, S. 255-272
- Gerhard von Hinüber: Verzeichniß der Bücher des verstorbenen Hofrath von Hinüber zu Marienwerder: welche nebst einer beträchtlichen Charten-Sammlung … öffentlich meistbietend … versteigert werden, Hannover, 1817, [Vorhanden in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen und Universitätsbibliothek Tübingen]
- Schreiben an J. zu M. den chinesischenglischen Garten zu Marienwerder ohnweit Hannover betreffend, Hannover, 1777 [Original (als Mikrofilm verfügbar) vorhanden in der Niedersächsischen Landesbibliothek; auch in der Bayerischen Staatsbibliothek München]
Weblinks
- Jobst Anton von Hinüber: Journal über eine Reise nach England, um 1760, Nr. 19: Beschreibung und Skizzen des Parks von Hampstead Heath, Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv Hannover, Ms. O, Nr. 3
- Geschichte der Familie v. Hinüber: www.von-hinueber.org
Kategorien:- Mann
- Freimaurer (18. Jahrhundert)
- Deutscher Freimaurer
- Ökonom (18. Jahrhundert)
- Landschaftsarchitekt
- Geboren 1718
- Gestorben 1784
- Person (Postwesen)
- Amtmann
Wikimedia Foundation.