- Amphisbaenia
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Doppelschleichen Maurische Netzwühle (Blanus cinereus)
Systematik Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata) Überklasse: Kiefermäuler (Gnathostomata) Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda) Klasse: Reptilien (Reptilia) Ordnung: Schuppenkriechtiere (Squamata) Unterordnung: Doppelschleichen Wissenschaftlicher Name Amphisbaenia Gray, 1844 Die Doppelschleichen (Amphisbaenia), auch Ringelschleichen oder Ringelechsen genannt, sind eine Gruppe eigenartiger an Regenwürmer erinnernde Schuppenkriechtiere (Squamata). Sie haben ihren Namen von Amphisbaena, einer mythischen Schlange mit einem Kopf an jedem Ende. Früher wurden sie als Familie zu den Echsen (Lacertilia) gezählt, aber ihre anatomischen Besonderheiten und ihre lange eigenständige Evolution führte dazu, dass sie den Rang einer Unterordnung bekamen.
Doppelschleichen kann man seit dem Eozän und dem Oligozän fossil nachweisen. Damals lebten sie auf den nördlichen Kontinenten, Nordamerika, Europa und Asien. Mit Blanus antiquus fand man auch eine Doppelschleiche aus dem Mittelmiozän Süddeutschlands.
Inhaltsverzeichnis
Vorkommen
Die meisten der ca. 150 Arten leben in Afrika, Südamerika und auf den Inseln der Karibik, Florida und im Süden der Baja California. Die Gattung Blanus lebt im Mittelmeergebiet. Die 30 cm lange Maurische Netzwühle (Blanus cinereus) lebt auf der Iberischen Halbinsel. Blanus strauchi lebt auf Rhodos, Kos, Zypern, der westlichen Türkei, Libanon, Syrien und dem nördlichen Irak.
Da sie selten sind und eine grabende Lebensweise haben, ist außer ihrer Anatomie wenig bekannt.
Aussehen und Anatomie
Doppelschleichen sind die am weitesten an eine unterirdische Lebensweise angepassten Schuppenkriechtiere. Alle bis auf die Zweifuß-Doppelschleichen (Bipedidae) sind beinlos. Die Schuppen sind bis auf Reste am Kopf verschwunden. Die Tiere werden von einem derben, quer geringelten Hautsack umgeben, der zur Verwechslung mit Regenwürmern führt. Der gestreckte Körper ist drehrund, vorne und hinten gleich dick. Der Kopf kann stumpf oder spitz sein. Das Maul ist klein, der Unterkiefer kürzer. Sie graben mit Hilfe ihres kräftigen Schädels, der die Funktion eines Bohrkopfs hat. Die Nasenlöcher zeigen nach hinten, damit keine Erde hinein kommt. Auch der Schwanz ist kurz und stumpf, oder zugespitzt. Doppelschleichen kriechen nicht nach Art der Schlangen oder Schleichen mit seitlichen Wellenbewegungen des Körpers, sondern, in Anpassung an ihre Bewegung in Gängen, nur langsam gestreckt. Dabei laufen wie bei Regenwürmern pulsartige Wellenbewegungen durch den Körper. Sie können rückwärts genau so schnell bzw. langsam wie vorwärts kriechen. Doppelschleichen atmen mit dem vergrößerten linken Lungenflügel, im Gegensatz zu den Schlangen und allen schlangenähnlichen Echsen, bei denen der rechte Lungenflügel in Funktion und der linke reduziert ist. Sie werden meist 20 bis 30 Zentimeter groß. Die Rote Doppelschleiche (Amphisbaena alba) aus Südamerika und Monopeltis capensis aus Afrika werden 50 bis 70 Zentimeter lang.
Fortpflanzung
Männliche Doppelschleichen haben wie alle Schuppenkriechtiere zwei Hemipenes als Begattungsorgan. Die meisten Arten legen Eier, oft in Termitenbauten, einige Arten sind auch lebendgebärend.
Ernährung
Ringelschleichen fressen Würmer, Tausendfüßer, Insekten und deren Larven, viele tropische Arten ernähren sich hauptsächlich von Ameisen und Termiten. Auch die Maurische Netzwühle hat eine Vorliebe für Ameisen.
Systematik
Die Stellung der Doppelschleichen innerhalb der Reptilien ist noch umstritten (vergleiche auch: Schuppenkriechtiere). Sie gelten als monophyletisch und sind nicht näher mit den Schlangen verwandt. Einige Wissenschaftler rechnen sie zu den Skinkartigen (Scincomorpha) [1]. Nach jüngsten molekularbiologische Untersuchungen sind die Doppelschleichen die Schwestergruppe der Echten Eidechsen (Lacertidae) und bilden mit ihnen ein neues, Lacertibaenia genanntes Taxon [2]. In ihrer Stellung als Unterordnung ist ihr Rang in der Systematik der Schuppenkriechtiere wahrscheinlich überbewertet. Die starken anatomischen Anpassungen an ihre grabende Lebensweise führten dazu, dass ihr Taxonomischer Rang zu hoch eingeschätzt wird.
Die Doppelschleichen werden in vier Familien unterteilt:
- Florida-Doppelschleichen (Rhineuridae). Nur eine Art, die Florida-Doppelschleiche (Rhineura floridana) lebt im nördlichen Florida bis zum Okeechobeesee im Everglades-Nationalpark.
- Zweifuß-Doppelschleichen (Bipedidae). Die einzige Gattung, die Handwühlen (Bipes) haben kleine zu Grabwerkzeugen umgestaltete Vordergliedmaßen.
- Eigentliche Doppelschleichen (Amphisbaenidae). 17 Gattungen, darunter Blanus.
- Maurische Netzwühle (Blanus cinereus)
- Spitzschwanz-Doppelschleichen (Trogonophidae). Vier Gattungen.
Die Familie Bipedidae wird nach molekularbiologischen Studien als Schwestertaxon der Eigentlichen Doppelschleichen (Amphisbaenidae) plus den Spitzschwanz-Doppelschleichen Trogonopidae betrachtet. Die Florida-Doppelschleichen sind basal. [3]
Dieses Kladogramm verdeutlicht die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Doppelschleichen:
Doppelschleichen (Amphisbaenia) ├── Florida-Doppelschleichen (Rhineuridae) └──N.N. ├── Zweifuß-Doppelschleichen (Bipedidae) └──N.N. ├── Eigentliche Doppelschleichen (Amphisbaenidae) └── Spitzschwanz-Doppelschleichen (Trogonophidae)
Literatur
- Nicolas Vidal, Anna Azvolinsky, Corinne Cruaud & S. Blair Hedges (2007): Origin of tropical American burrowing reptiles by transatlantic rafting. Biol. Lett., doi:10.1098/rsbl.2007.0531
Einzelnachweise
- ↑ Wolfgang Böhme: Amniota, Nabeltiere in: W. Westheide und R. Rieger: Spezielle Zoologie. Teil 2. Wirbel- oder Schädeltiere. Spektrum, München 2004, ISBN 3-8274-0307-3
- ↑ T. Townsend, A. Larson, E. Louis, J.R. Macey: Molecular phylogenetics of squamata: the position of snakes, amphisbaenians, and dibamids, and the root of the squamate tree. Syst Biol. 2004 Oct;53(5):735-57. Abstract
- ↑ J. Robert Maceya, Theodore J. Papenfuss, Jennifer V. Kuehla, H. Mathew Fourcadea & Jeffrey L. Boore: Phylogenetic relationships among amphisbaenian reptiles based on complete mitochondrial genomic sequences. - Molecular Phylogenetics and Evolution, Vol. 33, Issue 1, October 2004, S. 22-31. (Direktlink zu einer englischen Zusammenfassung dieser Studie)
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