Johann Hari

Johann Hari
Johann Hari (2003)

Johann Hari (* 21. Januar 1979 in Glasgow) ist ein britischer Journalist, Schriftsteller, Kolumnist und Podcaster.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Johann Hari wuchs in London auf und besuchte dort das Woodhouse College. Danach studierte er Politik- und Sozialwissenschaft am King’s College in Cambridge und schloss beide Studiengänge mit Auszeichnung ab („double first“).

Er arbeitet als Journalist und schreibt insbesondere regelmäßìg Kolumnen für die britische Tageszeitung The Independent und die Onlinezeitung The Huffington Post. Daneben betätigt er sich als Schriftsteller und ist gelegentlich im britischen Fernsehen zu sehen, wo er an politischen Talkshows teilnimmt und bei verschiedenen Fernsehserien in einzelnen Episoden auftritt.

Nachdem im Juli 2011 Plagiatsvorwürfe gegen Hari erhoben wurden, leitete The Independent eine Untersuchung ein. In der Folge räumte Hari ein, dass er in Interviews Textpassagen aus anderen Interviews und Büchern verwendet habe. Er bestätigte auch, dass er Wikipedia-Artikel über Kritiker seiner Arbeit manipuliert habe. Hari gab den 2008 erhaltenen Orwell Prize zurück und kündigte an, erst nach einer journalistischen Ausbildung wieder für The Independent zu schreiben. Den Vorwurf, er habe Zitate in Reportagen erfunden, wies er zurück.[1]

Wirkung

Haris Kolumnen finden weltweit Beachtung; seine Beiträge werden oft diskutiert, kommentiert und zitiert sowie nachgedruckt. So veröffentlichte er beispielsweise am 28. Januar 2009 im Independent einen Artikel, in dem er davor warnte, dass religiöse Organisationen zunehmend das in der UN-Menschenrechtscharta verankerte Recht auf Meinungsfreiheit aushöhlen würden. Dieser Artikel wurde am 5. Februar 2009 von der (englischsprachigen) indischen Tageszeitung The Statesman nachgedruckt, woraufhin die beiden verantwortlichen Redakteure Ravindra Kumar und Anand Sinha wegen „bewusster und bösartiger Handlungen zur Verletzung religiöser Gefühle“ in Kalkutta vor Gericht gestellt wurden.[2]

Seine Argumentationen und Kommentare zu zeitgeschichtlichen und politischen Vorgängen werden oft adaptiert und weiterverwendet. So äußerte Hari sich zum Beispiel am 5. Februar 2003 im Independent zum Heraufkommen des Irakkrieges:

„We should be marching in the streets […] to secure a guarantee from Blair and Bush that after the conflict we will stay and help its people to build a peaceful, federal, democratic Iraq.“

Diese „moralische“ Argumentation wurde von dem damaligen britischen Premierminister Tony Blair übernommen, als er auf einem strittigen Europa-Gipfel zu Beginn des Krieges bemerkte, dass sich trotz der Meinungsverschiedenheiten zumindest alle auf die Notwendigkeit eines westlichen „Wiederaufbaus“ im Irak einigen könnten, und er dasselbe (wie Hari) forderte.[3]

Auszeichnungen (Auswahl)

Publikationen (Auswahl)

Kolumnenbeiträge

  • Ethnische Säuberung zurück auf Israels Agenda. Dt. Übers. von Ellen Rohlfs auf dem Informationsportal Nahostkonflikt Israel Palästina; engl. Originalversion erschienen in: The Independent, London, 13. November 2006 (dt. Übers. als PDF-Datei online verfügbar)
  • We need to stop being such cowards about Islam. In: The Independent, London, 14. August 2008 (englisch; auf dem Informationsportal Humanistischer Pressedienst als dt. Übers. von Andreas Müller vom 19. September 2008 online verfügbar).
  • Despite the Riots and Threats, I Stand By What I Wrote. In: The Huffington Post, 12. Februar 2009 (englisch; bei der Onlinezeitung Huffington Post online verfügbar)

Bücher

  • God Save the Queen? Monarchy and the Truth about the Windsors. Icon, Cambridge 2002, ISBN 1-8404-6401-1. (englisch)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. independent.co.uk: http://www.independent.co.uk/news/media/press/independent-columnist-apologises-for-plagiarism-2354706.html, 15. September 2011
  2. Blasphemieparagraphen, Beitrag von Edgar Dahl vom 17. Februar 2009 auf dem Portal Wissenslogs (abgerufen am 3. März 2009).
  3. Martin Löffelholz (Hrsg.): Krieg als Medienereignis. 2. Krisenkommunikation im 21. Jahrhundert. 1. Aufl., VS Verlag, Wiesbaden 2004, ISBN 3-531-13997-5, S. 116–117.

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