Johann Heinrich Thöl

Johann Heinrich Thöl

Johann Heinrich Thöl (* 6. Juni 1807 in Lübeck; † 16. Mai 1884 in Göttingen) war ein deutscher Rechtsgelehrter und Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. Er nahm erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des geltenden Handelsrechts.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Vorfahren Thöls waren über Generationen Knochenhauer (Schlachter), sein Vater war Kaufmann geworden und Mitinhaber der Reederei Thöl & Minlos. Nach dem Besuch des Katharineums begann er im Sommersemester 1826 das Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig, wechselte aber bereits 1827 nach Heidelberg, wo er durch Carl Mittermaier und Thibaut geprägt wurde. Am 29. Juli 1829 wurde er mit einer Digesteninterpretation promoviert und am 1. Dezember 1830 über ein Thema des Wechselrechts habilitiert.

Er war zunächst als Privatdozent und außerordentlicher Professor in Göttingen tätig. 1842 wurde er als ordentlicher Professor für Deutsches Recht an die Universität Rostock berufen. Dort übte er 1848 auch kurzzeitig das Amt des Rektors aus.

Thöl wurde als Nachfolger Friedrich Genzken für den 1. Wahlkreis (Neustrelitz) des Landes Mecklenburg-Strelitz in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt, der er vom 27. November 1848 bis zum 20. Mai 1849 angehörte. Er war Mitglied der Fraktion Augsburger Hof und arbeitete ab dem 1. Mai 1849 im Gesetzgebungsausschuss mit. Ebenfalls 1849 erhielt er den ordentlichen Lehrstuhl für Deutsches Recht an der Georg-August-Universität, auf dem er bis zu seinem Lebensende blieb. Aufgrund seiner Verbindungen während der Schulzeit in Lübeck wird er der Gruppe Jung-Lübeck zugerechnet. Eine Berufung an das Oberappellationsgericht der vier Freien Städte als Nachfolger von Johann Friedrich Hach lehnte er 1850 ab.

1879 wurde ihm das Ehrenbürgerrecht Lübecks verliehen.

Werke

  • Das Handelsrecht; Göttingen 1851–1880
  • Volksrecht, Juristenrecht, Genossenschaften, Stände, gemeines Recht; Rostock u.a. 1846

Literatur

  • Gerhard Ahrens: Heinrich Thöl - ein vergessener Ehrenbürger, Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertümer 86 (2006), S. 99–113
  • Jürgen Borchert: Auf nach Frankfurt: Mecklenburgische und vorpommersche Parlamentarier als Abgeordnete in der Paulskirche 1848/49, Landeszentrale für Politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 1998, ISBN 3-931185-44-3.
  • Ferdinand FrensdorffThöl, Johann Heinrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 47–52.

Weblinks


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