Johann Keßler

Johann Keßler

Johann Kessler, auch Keßler, Ahenarius (* um 1502 in St. Gallen; † 7. März 1574 ebenda) war ein evangelischer Theologe und Reformator. Er ist ein Vorfahre des Bankiers Adolf Wilhelm Kessler und von dessen Sohn, dem Schriftsteller und Pazifist Harry Graf Kessler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über die ersten Lebensjahre Kesslers ist wenig bekannt. Sicher ist, dass er aus einfachen bürgerlichen Verhältnissen stammte und bald für den geistlichen Stand bestimmt wurde. Er studierte zunächst an der Universität Basel, wo er in den entscheidenden Jahren der Reformation der Lehre Martin Luthers folgte. Dieser Einfluss bewegte ihn dazu, 1522 nach Wittenberg zu gehen. Berühmt geworden ist sein Bericht über das Zusammentreffen mit dem von der Wartburg kommenden Luther im Wirtshaus “Zum Bären“ in Jena. Mit Hilfe von Empfehlungsbriefen an seine Landsleute, die Brüder Hieronymus und Augustin Schurff in Wittenberg, konnte er dort bald persönliche Beziehungen zu den Reformatoren knüpfen. Besonders viel verdankte er in dieser Zeit Philipp Melanchthon.

Nach seiner Rückkehr in die Heimat brachte er es nicht mehr fertig, sich zum Priester weihen zu lassen. Er ergriff auch keinen sonstigen gelehrten Beruf, sondern begann eine Sattlerlehre. Als Meister wurde er später von seinen Zunftgenossen aufgefordert, ihnen biblische Vorträge zu halten. Auf diese Weise kam er dazu, den ersten Johannesbrief und den Römerbrief auszulegen.

Rat und Bürgerschaft billigten sein Unterfangen und standen fest zu ihm. Da die Tagsatzung auf das Gerücht hin, in St. Gallen wäre ein Winkelprediger aufgetreten, den Rat ernstlich zum Einschreiten ermahnte, musste Kessler sich eine Zeitlang zurückhalten. Den Täuferkreisen stand er fern, ohne sie zu verurteilen.

In seinen Mußestunden schrieb der Sattlermeister Kessler einen chronikartigen Bericht, den er »Sabbata« nannte und in dem er über die Ereignisse der Schweizer Reformation von 1519–39 ausführlich Auskunft gibt. Da er als Prediger geschätzt war, wurde er von 1525 an wieder zur kirchlichen Arbeit herangezogen. Sein Freund Joachim von Watt schrieb später über ihn eine Biographie.

In den aufgeregten Zeiten verhielt er sich auch Andersdenkenden gegenüber wohlmeinend und vertrat einen gemäßigten theologischen Standpunkt. Nach dem Tode von Watts musste er einen Teil von dessen Arbeit übernehmen. Als Synodalschreiber und Vorsteher bemühte er sich um die Befestigung des reformatorischen Charakters in der Kirche St. Gallens, wo er noch zwei Jahrzehnte tätig war.

Werke

  • Johann Keßler's Sabbata mit kleinen Schriften und Briefen, herausgegeben von R. Egli (mit einer Biographie Keßler's von Egli). St. Gallen 1902.

Literatur

  • Otto Erich Straßer: Kessler, Johannes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, S. 546.
  • Ernst Götzinger: Kessler, Johannes. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 657 f.
  • Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, Band 10 Seite 264
  • Keßler's Sabbata bearbeitet von T. Schieß (Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte 103/4). Leipzig 1911
  • Walther Killy (Hg.): Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache (15 Bände). Gütersloh, München: Bertelsmann-Lexikon-Verl., 1988-1991 (CD-ROM: Berlin 1998, ISBN 3-932544-13-7)
  • Rudolf Gamper; Urs Leo Gantenbein; Frank Jehle (Hg.): Johannes Kessler. Chronist der Reformation. St. Gallen 2003. ISBN 3-907928-39-3

Weblinks


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