- Johann Melchior Dinglinger
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Johann Melchior Dinglinger (* 26. Dezember 1664 in Biberach an der Riß; † 6. März 1731 in Dresden) war Hofgoldschmied bei Kurfürst August dem Starken von Sachsen in Dresden.
Johann Melchior Dinglinger lernte das Goldschmiedehandwerk in Ulm. Im Jahr 1692 kam er als Geselle nach Dresden, wo er 1693 in die Goldschmiedeinnung aufgenommen wurde. 1698 wurde er zum Hofjuwelier August des Starken ernannt. Er arbeitete bis zu seinem Tod in Dresden, war fünfmal verheiratet und hatte 23 Kinder. Dinglinger gilt als einer der bedeutendsten Goldschmiede des Barock.
Gemeinsam mit 14 Gesellen schuf Dinglinger in seiner Werkstatt prachtvolle Kunststücke, unter anderem das „Goldene Kaffeezeug“ und den „Hofstaat zu Delhi“ mit seinen 32 Figuren – ein Hauptwerk der barocken Juwelierkunst. Auch der russische Zar Peter der Große schätzte die prunkvollen Arbeiten und gab mehrere Aufträge an den Dresdner Hofljuwelier.
Mit dem Dinglingerbrunnen setzte der Juwelier ein Denkmal besonderer Art. Sein ursprünglicher Standort war an einer Hofwand der Frauengasse 9. Hier wohnte Dinglinger. Das Haus zählte wegen seiner Kuriositäten – einer Sternwarte, Wetteruhr und Feuerspritze – zu den Dresdner Sehenswürdigkeiten. Im Siebenjährigen Krieg wurde das Haus in Brand geschossen und später wieder aufgebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurden alle Gebäude des Neumarktviertels weitgehend zerstört, so auch das Dinglingerhaus. Der Brunnen blieb erhalten und ist seit 1966 am Gewandhaus angebracht. Dinglinger besaß in ein Landhaus mit Weinberg in Loschwitz, Dinglingers Weinberg, Schevenstraße, dieses Haus wurde Jahrzehnte von der Familie des Retters des Dresdner Neumarktes und Mäzen Dr. Hans Nadler bewohnt.
Werke
Seine Prunkwerke, zum Beispiel „Das goldene Kaffeezeug“ von 1701 oder das „Bad der Diana“, sind im Grünen Gewölbe in Dresden erhalten.
Sein berühmtestes Werk hat Dinglinger gemeinsam mit seinen Brüdern, dem Emailleur Georg Friedrich (1666–1720) und dem auf Juwelen spezialisierten Georg Christoph (1668–1728) sowie den Gehilfen seiner Werkstatt während acht Jahren zwischen 1701 und 1708 geschaffen: Den „Hofstaat zu Delhi am Geburtstag des Großmoguls Aureng-Zeb“; es besteht aus 132 goldenen, emaillierten Figuren, verziert mit 5.223 Diamanten, 189 Rubinen, 175 Smaragden, 53 Perlen und einem Saphir. Dinglinger erstellte die Arbeit ohne Auftrag und verkaufte das Kabinettstück an August den Starken für 60.000 Taler. Diese horrende Summe war nach der Besetzung Sachsens durch Karl XII. von Schweden für August nur schwer bezahlbar. Bis 1713 war der größte Teil der Summe beglichen.
Literatur
- Carl Clauß: Dinglinger, Johann Melchior. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 240 f.
- Erna von Watzdorf: Johann Melchior Dinglinger. Der Goldschmied des deutschen Barock, 2 Bde., Berlin 1962
Weblinks
Commons: Johann Melchior Dinglinger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Johann Melchior Dinglinger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Porträt von Johann Melchior Dinglinger in St. Petersburg
- Familienseite Dinglinger
- Linksammlung zu Dinglinger
- Artikel der ZEIT zur Auseinandersetzung um „Dinglingers Weinberg“
- Die neue Dinglinger-Werkstatt zu Dresden
Kategorien:- Goldschmied
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