Johanna Schopenhauer

Johanna Schopenhauer
Caroline Bardua: Johanna Schopenhauer mit ihrer Tochter Adele, 1806
Johanna Schopenhauer
Johanna Schopenhauers Grab auf dem Johannisfriedhof in Jena

Johanna Schopenhauer (* 9. Juli 1766 in Danzig; † 17. April 1838 in Jena) war eine deutsche Schriftstellerin und Salonière. Sie war die Mutter des Philosophen Arthur Schopenhauer und der Schriftstellerin Adele Schopenhauer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johanna Schopenhauer wurde als Johanna Trosiener in einer wohlhabenden Danziger Kaufmannsfamilie geboren. Ihre Erziehung erfolgte im Geiste des weltoffenen, kaufmännisch geprägten Bildungsbürgertums der damaligen freien Reichsstadt Danzig.

Mit 18 Jahren heiratete sie auf väterlichen Druck hin den wohlhabenderen 37-jährigen Danziger Kaufmann Heinrich Floris Schopenhauer. Mit diesem unternahm sie viele Reisen durch Europa. Sie litt sehr unter Eifersucht und Misstrauen ihres Mannes, sie passte sich seinen Wünschen bis zur Selbstverleugnung an. Nach der Annexion Danzigs durch Preußen zog sie 1793, wie viele andere liberal denkende Mitglieder der reichen kaufmännischen Oberschicht, mit ihrer Familie in die damals noch freie Hansestadt Hamburg. In seinen letzten Lebensjahren litt ihr Mann an starken Depressionen, Gereiztheit und geistiger Verwirrung. Nach seinem Tod am 20. April 1805 erbte sie wie jedes ihrer beiden Kinder jeweils ein Drittel seines Vermögens und erlangte dadurch finanzielle Unabhängigkeit.

1806 zog sie mit ihrer Tochter Adele im Alter von 39 Jahren nach Weimar, wo ihre wöchentlichen Tee-Empfänge im Literarischen Salon rasch zu einem der Mittelpunkte des kulturellen Lebens wurden. Johann Wolfgang von Goethe war hier regelmäßiger Gast.

1819 geriet das Handelshaus Abraham Ludwig Muhl & Co., bei dem sie ihr ganzes Vermögen angelegt hatte, in Zahlungsschwierigkeiten. Beim anschließenden Vergleich verlor sie 70 Prozent ihres Vermögens. Ihr Sohn Arthur, der sich vorher den Anteil am väterlichen Erbe hatte auszahlen lassen, bot ihr finanzielle Unterstützung an, die sie sich jedoch weigerte anzunehmen. Ihre Schriftstellerei wurde zu einer wichtigen Einkommensquelle. Sie veröffentlichte ein umfangreiches Werk aus Reiseerzählungen, Romanen und Novellen. Mit den gleichzeitig lebenden Schriftstellerinnen Sophie von La Roche, Sophie Mereau, Karoline Auguste Fischer gehörte sie zu den ersten bekannten Autorinnen, die mit dem Schreiben ihren Lebensunterhalt verdienten. Auf Adeles Drängen willigte Johanna ein, nach Bonn umzuziehen. Das Vorhaben scheiterte an den hohen Mieten in Bonn, daher zogen sie erst nach Unkel am Rhein, und verbrachten nur die Wintermonate in Bonn, bis sie 1832 ganzjährig dorthin zogen. Johannas Gesundheit verschlechterte sich, worunter ihre schriftstellerische Tätigkeit litt und die finanzielle Situation sich weiter verschlechterte.

Kurz vor ihrem Tod im Jahre 1838 zog sie nach Jena, wo sie nach wenigen Wochen in Armut verstarb. Sie wurde auf dem Johannisfriedhof in Jena beigesetzt.

Ihre Romane spiegeln sehr stark ihre Gefühle in ihrer vergangenen, von Tyrannei bestimmten Ehe wider. Die typische Johanna-Schopenhauer-Heldin verliert auf tragische Weise ihre wahre Liebe und findet sich dann mit einer ökonomisch vernünftigen, lieblosen und manchmal gewalttätigen Ehe ab, weigert sich aber zu gebären.

Werk

  • Carl Ludwig Fernow’s Leben. Tübingen 1810.
  • Erinnerungen von einer Reise in den Jahren 1803, 1804 und 1805, 3 Bände. Rudolstadt 1813–1817.(Digitale Ausgabe beim Göttinger Digitalisierungszentrum)
  • Novellen, fremd und eigen. Rudolstadt 1816.
  • Reise durch England und Schottland. Leipzig 1818. Reprint: Europäischer Hochschulverlag, Bremen 2009, ISBN 978-3-941482-47-0.
  • Ausflucht an den Rhein und dessen nächste Umgebungen im Sommer des ersten friedlichen Jahres. Leipzig 1818.
  • Gabriele. Ein Roman, 3 Bände. Leipzig 1819–1820.
  • Johann van Eyck und seine Nachfolger, 2 Bände; Frankfurt am Main 1822.
  • Die Tante. Ein Roman, 2 Bände. Frankfurt am Main 1823.
  • Erzählungen, 8 Bände. Frankfurt am Main 1825–1828.
  • Sidonia. Ein Roman, 3 Bände. Frankfurt am Main 1827–1828.
  • Novellen, 2 Bände. Frankfurt am Main 1830.
  • Ausflug an den Niederrhein, 2 Bände. Leipzig 1831.
  • Sämmtliche Schriften, 24 Bände. Leipzig und Frankfurt am Main 1830/1831.
    • Bände 1, 2: Carl Ludwig Fernow’s Leben.
    • Band 3: Ausflucht an den Rhein
    • Bände 4, 5: Johann van Eyck und seine Nachfolger.
    • Band 6: Die vier Jahreszeiten
    • Bände 7–9: Gabriele.
    • Bände 10–12: Sidonia.
    • Bände 13, 14: Die Tante.
    • Bände 15, 16: Reise durch England und Schottland.
    • Bände 17, 18: Reise durch das südliche Frankreich.
    • Band 19: Josebeth; Die Brunnengäste; Der Blumenstrauß.
    • Band 20: Der Balkon; Haß und Liebe.
    • Band 21: Der Günstling; Die Reise nach Flandern; Die arme Margareth.
    • Band 22: Leontine und Natalie; Anton Solario, der Klempner.
    • Band 23: Claire; Der Schnee.
    • Band 24: Die Freunde; Meine Groß-Tante.
  • Neue Novellen. Frankfurt am Main 1836.
  • Die Reise nach Italien. Frankfurt am Main 1836.
  • Richard Wood. 2 Bände. Leipzig 1837.
  • Nachlass. 2 Bände, hrsg. von Adele Schopenhauer, Westermann, Braunschweig 1939; Reprint: Jugendleben & Wanderbilder. Europäischer Hochschulverlag, Bremen 2009 und ISBN 978-3-86741-180-6 und ISBN 978-3-86741-181-3.
  • Briefe an Karl von Holtei. Leipzig 1870.

Aktuelle Ausgaben

  • Ausflucht an den Rhein und dessen nächste Umgebung. Im Sommer des ersten friedlichen Jahres. Brockhaus, Leipzig 1830. Neuauflage: Belser, Stuttgart 1988; ISBN 3-628-44658-9.
  • Reise nach England; hrsg. von Konrad Paul. Rütten & Loening, Berlin 1973.

Literatur

  • Ulrike Bergmann: Johanna Schopenhauer. Reclam, Leipzig 2002, ISBN 3-379-00787-0.
  • Laura Frost: Johanna Schopenhauer. Ein Frauenleben aus der klassischen Zeit. Berlin 1905.
  • Anke Gilleir: Johanna Schopenhauer und die Weimarer Klassik. Betrachtungen über die Selbstpositonierung weiblichen Schreibens. Germanistische Texte und Studien, Band 64. Olms-Weidmann, Hildesheim 2000, ISBN 3-487-11110-1.
  • Hans J. Hahn: Johanna Schopenhauers ‚Englandkunde‘, in: Christina Ujma (Hg.): Wege in die Moderne. Reiseliteratur von Schriftstellerinnen und Schriftstellern des Vormärz. Bielefeld, 2009. ISBN 978-3-89528-728-2, S. 135-146.
  • Friedrich Kummer: Schopenhauer, Johanna. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 32, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 346–349.
  • Carola Stern: Alles, was ich in der Welt verlange. Das Leben der Johanna Schopenhauer. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2003, ISBN 3-462-03319-0.

Weblinks

 Wikisource: Johanna Schopenhauer – Quellen und Volltexte
 Commons: Johanna Schopenhauer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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