Johannes von Ephesos

Johannes von Ephesos

Johannes von Ephesos (* um 507 im Gebiet Ingilene in Armenien; † um 588) war ein spätantiker Bischof und syrisch-römischer Kirchenhistoriker.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Johannes, der die Beschlüsse des Konzils von Chalkedon (451) ablehnte und daher zumeist als Anhänger des Monophysitismus gilt, wurde bereits als kleines Kind in ein Kloster gegeben und übersiedelte mit 15 Jahren nach Amida, wo er sich in den Mönchsorden des Johannes aufnehmen ließ. Da die Monophysiten im Oströmischen Reich nach 518 von den Dyophysiten verfolgt wurden und vielfach offiziellen Repressalien ausgesetzt waren, wichen die Mönche 521 in den nahegelegenen kleineren Ort Hazim aus, kehrten aber 530 auf Geheiß des Kaisers Justinian I. (und vielleicht aufgrund einer Initiative der Kaiserin Theodora) nach Amida zurück.

Seit 532 unternahm Johannes ausgedehnte Reisen durch den ganzen römischen Orient, wobei er besonders Geschichten über berühmte Heilige sammelte, die er Jahrzehnte später niederschreiben sollte. 540 gelangte er nach Konstantinopel, wo er sich, nachdem er 541 eine Reise nach Ägypten unternommen hatte, auch aufhielt, als dort im Frühjahr 542 die so genannte Justinianische Pest wütete. In diesem Jahr erhielt er trotz seiner monophysitischen Neigungen vom orthodoxen Kaiser den Auftrag, sich im kleinasiatischen Bergland der Heidenmission zu widmen – dass er dabei nach eigenen Angaben in drei Jahrzehnten über 70.000 Menschen taufte, ist ein Indiz dafür, wie viele Nichtchristen damals noch immer im Oströmischen Reich lebten. 558 wurde Johannes zum Bischof von Ephesos geweiht (für die Nicht-Chalkedonier), er scheint sich dort aber nie aufgehalten zu haben. Hauptstätte seines Wirkens blieb vielmehr Konstantinopel. Unter Kaiser Justin II. kam es seit 570 wieder verstärkt zu Verfolgungen der Monophysiten; Johannes, der seit längerem als einer der wichtigsten Repräsentanten dieser Gruppe galt, wurde inhaftiert und verstarb 586 oder 589, wohl in Chalkedon.

Johannes verfasste mehrere Werke, die aber nur teilweise erhalten sind. Besonders wichtig sind die noch existierenden Bücher seiner auf Syrisch (Ostaramäisch) abgefassten Kirchengeschichte, die für die Jahre 571 bis 585 vollständig überliefert ist und auch interessante Informationen zur politischen Geschichte dieser Zeit bietet; so berichtet er etwa über den Perserkrieg des Maurikios. Für die zu seiner Zeit beginnende Christianisierung Nubiens stellen neun Kapitel seines Werkes die bedeutendste Quelle dar.[1] Der (heute verlorene) zweite Teil der Kirchengeschichte wurde unter anderem von Pseudo-Dionysius von Tell Mahre benutzt. Bedeutsam sind daneben auch die Viten der östlichen Heiligen, eine Sammlung von 58 Lebensbeschreibungen vor allem syrischer und ägyptischer Mönche und Einsiedler.

Literatur

Eine zweisprachige Ausgabe der „Kirchengeschichte“ des Johannes wird von Peter Bruns im Rahmen der Reihe Fontes Christiani vorbereitet.

  • Susan Ashbrook-Harvey: Asceticism and Society in Crisis: John of Ephesus and the „Lives of the Eastern Saints“. Berkeley 1990; hier online.
  • Susan A. Harvey, Heinzgerd Brakmann: Johannes von Ephesus. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Bd. 18 (1998), Sp. 553–564.
  • Jan Jacob van Ginkel: John of Ephesus. A Monophysite Historian in Sixth-century Byzantium. Groningen 1995.
  • Norbert Nebes: Johannes von Ephesus. In: Religion in Geschichte und Gegenwart. Bd. 4, Tübingen 2001, S. 536.
  • M. Whitby: John of Ephesus and the Pagans. Pagan Survivals in the Sixth Century. In: M. Salamon (Hrsg.): Paganism in the Later Roman Empire and in Byzantium. Krakau 1991, S. 111–131.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Siegfried G. Richter: Studien zur Christianisierung Nubiens. Sprachen und Kulturen des christlichen Orients, Bd. 11. Reichert, Wiesbaden 2002

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