John Christie

John Christie

John Reginald Halliday Christie (* 8. April 1899[1] in Yorkshire; † 15. Juli 1953) war ein britischer Serienmörder mit nekrophilen Neigungen, der in den 1940er und 1950er Jahren für mehrere Morde an Frauen verantwortlich zeichnete. Die Anzahl seiner Taten ist umstritten. Zu seinen Opfern zählten Geliebte, Prostituierte, Mieterinnen von Wohnungen in seinem Haus und schließlich seine eigene Ehefrau. Christie wurde 1953 verurteilt und hingerichtet.

Inhaltsverzeichnis

Leben

John Christie erlebte eine strenge und lieblose Kindheit. Als fünftes Kind mit vier Schwestern fand er wenig Zuneigung bei seinem Vater, wurde aber indes von seiner Mutter geradezu „verzärtelt”, was mutmaßlich ein verzerrtes Frauenbild bei Christie initiierte. Er entwickelte früh eine chronische Hypochondrie, um Beachtung zu finden, galt bei anderen Jugendlichen aber als Weichling. Der weitere Werdegang von John Christie als Erwachsener war zunächst bieder und konservativ. 1920 heiratete er Ethel Simpson Waddington. Christie führte das Leben eines durchschnittlichen, unauffälligen und konservativen Mannes; stets bemüht, als der freundliche Reihenhausbewohner von nebenan zu erscheinen. Im Jahr 1934 hatte Christie einen schweren Unfall, bei dem er erhebliche Verletzungen davon trug. Erstmals kriminell auffällig wurde er, als er als Postangestellter einen Geldbrief unterschlug und zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt wurde.

1938 zog Christie mit seiner Ehefrau Ethel in das Erdgeschoss einer Reihenhauswohnung in der Rillington Place Nr.10 im Londoner Stadtteil Notting Hill. In der Folgezeit und in den Kriegswirren der 1940er wurde es scheinbar ruhig um John Christie. 1952 kündigte er den Mietvertrag seiner Wohnung und zog im Frühjahr 1953 aus. Der Nachfolgemieter Beresford Brown begann die Wohnung zu renovieren und entdeckte hinter der Küchenzeile eine eingemauerte nackte Frauenleiche. Brown verständigte die Polizei, welche am 24. März 1953 drei weitere eingemauerte Frauenleichen in den Wänden der Küche fand, sowie unter dem Fußboden des Wohnzimmers noch eine zusätzliche Leiche: John Christies eigene Ehefrau Ethel. Bei den drei Frauen in der Küche handelte es sich um die zerstückelten Überreste der Prostituierten Hectorina MacLennan, Kathleen Maloney und Rita Nelson, die im Verlauf der 1950er innerhalb kurzer Zeit verschwanden. Im Garten der Wohnung Rillington Place Nr.10 und auf dem umliegenden Gelände fanden sich in den folgenden Tagen weitere menschliche Skelettteile. Die Autopsie ergab, dass es sich wohl um die Überreste der Österreicherin Ruth Fürst, die seit 1943 als vermisst galt und ihrer befreundeten Arbeitskollegin Muriel Eady handeln musste, welche seit Herbst 1944 vermisst wurde.

Überdies wurden weitere Körperteile und Schamhaare entdeckt, die keiner der identifizierten Frauenleichen zuzuordnen waren. Mutmaßlich stammten die Rudimente von weiteren Opfern Christies, die nie identifiziert werden konnten. Alle Frauen sind mit Leuchtgas betäubt und anschließend stranguliert worden. Im Anschluss sind die Leichen sexuell missbraucht worden.

John Christie wurde am 31. März 1953 festgenommen. Gleich bei seiner Festnahme legte er ein Geständnis ab. Die Verteidigung plädierte zunächst auf Unzurechnungsfähigkeit, jedoch befand der Gerichtshof im Londoner Old Bailey am 25. Juni 1953 den „Frauenwürger von London” und „Massenmörder von Notting Hill” für schuldig und verurteilte Christie zum Tode.

John Reginald Christie wurde am 15. Juli 1953 im Londoner Pentonville-Gefängnis durch Englands „Chief ExecutionerAlbert Pierrepoint am Galgen erhängt.

Anmerkungen

Für zwei wahrscheinlich von Christie begangene Morde war bereits 1950 ein anderer verurteilt und gehängt worden: Der Lastwagenfahrer Timothy Evans, der im selben Haus wie Christie wohnte, soll im November 1949 seine Frau Beryl und seine Tochter Geraldine ermordet haben. Als Hauptbelastungszeuge in der Gerichtsverhandlung gegen Evans sagte Christie selbst aus. Obwohl eine Aufklärung beider Morde nicht mehr möglich war, wurde Timothy Evans 1966 postum von der britischen Regierung rehabilitiert.

Der Umstand, dass der Mord an der schwangeren Beryl Evans – angeblich eine misslungene Abtreibung – zunächst deren Ehemann angelastet, später aber Christie zugeschrieben wurde, trug in den 1960er-Jahren dazu bei, in Großbritannien die Todesstrafe abzuschaffen und Schwangerschaftsabbruch zu legalisieren.

Im weltberühmten Wachsfigurenkabinett von Madame Tussaud in London erfreut sich die nachgebildete Horrorküche von John Christie bis heute großer Beliebtheit bei den Besuchern.

Um der zweifelhaften Berühmtheit der 10 Rillington Place zu entgehen, stellten die Anwohner bereits im Mai 1953 einen Antrag auf Umbenennung der Straße. Dem Antrag wurde im Juni 1954 stattgegeben und die Rillington Place in Ruston Close umbenannt. Ende 1970 wurde das Horrorhaus 10 Rillington Place und der gesamte Straßenzug abgerissen und die Straße in Bartle Road umbenannt. Zwischen den Hausnummern 9 und 11 klafft bis heute eine Lücke. Kurz zuvor wurden die alten Fassaden für die Verfilmung des Filmes 10 Rillington Place benutzt.

Verfilmung

Der Film 10 Rillington Place aus dem Jahr 1971 (deutscher Titel „John Christie, der Frauenwürger von London“) geht auf diesen Kriminalfall zurück. Regie führte Richard Fleischer, Richard Attenborough spielte die Hauptrolle des John Christie. Evans' Rolle übernahm der damals noch vergleichsweise unbekannte John Hurt. Dieser erhielt für seine schauspielerische Leistung eine Nominierung für den Britischen Filmpreis.

John Christies Rolls Royce

Nach Aussage des Schauspielers Lukas Ammann stammte einer der drei für die deutsche Fernsehserie Graf Yoster gibt sich die Ehre benutzten Rolls Royces aus dem Besitz von John Christie [2].

Einzelnachweise

  1. Kopie der Geburtsurkunde von John Christie
  2. Interview mit Lukas Ammann auf der DVD "Straßenfeger 27. Graf Yoster gibt sich die Ehre. Folge 01-36"

Weblinks


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