Josef Pirlet

Josef Pirlet

Josef Pirlet (* 12. April 1880 in Aachen; † 11. Januar 1961 in Köln) war ein deutscher Bauingenieur.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Pirlet wuchs in Aachen auf, studierte Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule Aachen und promovierte 1906 zum Doktor-Ingenieur. 1909 wurde er als Prüfstatiker zugelassen und gründete in Aachen ein Ingenieurbüro. Parallel dazu arbeitete er an der RWTH, erhielt 1912 einen Lehrauftrag für Statik der Baukonstruktionen und habilitierte sich 1913 als Privatdozent.

1919 heiratete er Else Giani, Enkelin von Caspar Giani. Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor, darunter den ebenfalls als Bauingenieur tätigen Eugen Pirlet (1927–1985) und den Mediziner Karl Pirlet (1920-2010).

Im Mai 1926 wurde er zum Honorarprofessor der Fakultät II der Technischen Hochschule Aachen ernannt. Zu Beginn der 1930er Jahre verlegte er das Büro nach Köln. 1935 wurde er – wie einige andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die dem Nationalsozialismus kritisch gegenüberstanden – wegen angeblicher Devisenvergehen angeklagt, vom Landgericht Berlin verurteilt und in der Justizvollzugsanstalt Moabit inhaftiert. Nachdem der Völkische Beobachter darüber berichtet hatte, wurde er im Sommer 1935 vom Erziehungsministerium beurlaubt und schied im März des folgenden Jahres aus dem Lehrkörper der Hochschule aus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete er zur Durchführung von Sicherungsmaßnahmen an zahlreichen historischen Bauten erneut ein Büro in Aachen ein, das er neben dem Hauptbüro in Köln führte. 1955 nahm er Dipl.-Ing. Matthias Kempen als Partner in das Aachener Büro auf, das nun unter „Pirlet & Kempen, Diplom-Ingenieure“ firmierte. Nach Pirlets Tod 1961 übernahmen sein Sohn Dipl.-Ing. Eugen Pirlet das Ingenieurbüro in Köln und Matthias Kempen das Ingenieurbüro in Aachen als jeweilige Alleininhaber.

Werk

Bauten (Auswahl)

  • 1937: Hangbefestigung am Grundstück von Konrad Adenauer, Rhöndorf [1]
  • 1945 ff.: Statische Sicherung des Aachener Domes
  • 1945 ff.: Wiederaufbau des Aachener Rathauses
  • 1949–1950: Wiederaufbau Kemnader Ruhrbrücke, L 551 zwischen Hattingen und Bochum (erbaut 1926–1928),
  • 1957–1959: Blombachtalbrücke in Wuppertal, L 419 über die Autobahn A 1 (mit Hellmut Homberg)

Schriften

  • Statik der rahmenartigen Tragwerke, Julius-Springer-Verlag, Berlin 1951
  • Kompendium der Statik der Baukonstruktionen, Julius Springer Verlag, Berlin
  • Beitrag zur Berechnung von Trägerrosten in torsionssteifen Brückenfahrbahntafeln, Westdeutscher Verlag, Opladen 1952
  • Die Trägerrost-Hohlplatte, hrg. vom Wirtschafts- u. Verkehrsministerium Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 1954

Auszeichnungen

  • Komtur des Silvesterordens
  • 1955 Großes Bundesverdienstkreuz
  • 1956 Umbenenennung des ehemalige Pontweg in Aachen in Professor-Pirlet-Straße.
  • Seit 2000 vergibt der Dekan der Fakultät für Bauingenieurwesen der RWTH jährlich den nach ihm benannten Josef-Pirlet-Preis mit einer jährlichen Summe von 6.000 € für außergewöhnliche Studienleistungen. Der Preis wurde anlässlich des 90-jährigen Bestehens des Ingenieurbüros Pirlet durch seinen Enkel und Büronachfolger Alexander Pirlet gestiftet.

Literatur

  • 100 Jahre Ingenieurbüro Pirlet, in Deutsches IngenieurBlatt 1-2 2011, S. 14, Fachverlag Schiele & Schön GmbH, Berlin 2011
  • Ulrich Kalkmann: Die Technische Hochschule Aachen im Dritten Reich (1933-1945). Verlag Mainz, Aachen 2003, ISBN 3-86130-181-4, (Aachener Studien zu Technik und Gesellschaft 4), (Zugleich: Aachen, Techn. Hochsch., Diss., 2003), S. 396.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freundschaft in schwerer Zeit, Die Briefe Konrad Adenauers an Dora Pferdmenges 1933-1949, Bonn 2007

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