- Josef Schleich
-
Josef Schleich (* 1902 in Graz; † 7. Februar 1949) war ein Österreicher, der während der Zeit des Nationalsozialismus als Schlepper vielen Juden zur Flucht nach Jugoslawien verhalf.
Josef Schleich war ein Geflügelfarm-Besitzer; er besserte sein Einkommen durch Schmuggel über die nahe jugoslawische Grenze auf. Saccharin und Feuersteine waren sehr gefragt. Bis zum Jahre 1938 wurde Josef Schleich 16-mal wegen Schmuggels bestraft.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich begann Schleich sein Geschäft umzuwandeln. Viele Juden wollten fliehen, wurden aber von den Zielländern nicht angenommen, weil die Nationalsozialisten ihnen sämtliches Vermögen in Form von Steuern abgenommen hatten (Reichsfluchtsteuer). Josef Schleich erkannte die „Marktlücke“ und begann den Juden landwirtschaftlichen Unterricht zu geben, der ihre Chancen von anderen Ländern akzeptiert zu werden erhöhte. Die Ausgebildeten bekamen ein Zeugnis und konnten mit diesem im Ausland einreisen. Als aber zu viele Zeugnisse ausgestellt wurden, verlor Schleich an Glaubwürdigkeit und somit auch an Kunden und Einkommen.
Ein weiteres Mal begann er sein Geschäft zu wandeln. Er wurde zum Schlepper. Durch seine „Grenzerfahrung“ verhalf er vielen Juden über die Grenze nach Jugoslawien und rettete ihnen somit das Leben. Für den Transport über die Grenze verlangte Schleich rund 670 Reichsmark pro Person. Offiziell war er ein Reiseführer. Sein Geschäft florierte. Vor Beginn des Balkanfeldzugs wurden seine Aktivitäten von den NS-Behörden toleriert. Am 12. März 1941 wurden Schleich und seine Mitarbeiter verhaftet und die ganze Organisation zerschlagen. Er verbüßte eine zehnmonatige Freiheitsstrafe wegen Devisenvergehen und wurde anschließend zur Wehrmacht eingezogen.
1945 kehrte er nach Graz zurück. Nun stand ihm aber ein Prozess bevor, da er von einigen Juden, die versucht hatten, mit Schleich über die Grenze zu gelangen, aber scheiterten, angezeigt wurde. Sie warfen ihm vor, dass er sich am Vermögen der Juden bereichert habe. Er wurde verhaftet. Am 15. Dezember 1948 wurde das Verfahren mangels Beweisen eingestellt. Am 7. Februar 1949 starb Josef Schleich an Leberzirrhose.
Die Tätigkeit von Josef Schleich blieb in Österreich umstritten; er hatte damit auch Geld verdient; er hatte gegen Gesetze verstoßen; andererseits rettete er hunderten von Juden das Leben. 2002 haben sich die Braunauer Zeitgeschichte-Tage unter dem Titel "Wenige Gerechte?" kontrovers mit Josef Schleich beschäftigt.
Literatur
- Hannelore Fröhlich: Spurensuche. Mit einem Nachwort von Walter Brunner. Steirische Verlagsanstalt, Graz 1999. ISBN 3-85489-023-0
- Hannelore Fröhlich, Judenretter - Abenteurer - Lebemann: Josef Schleich. Spurensuche einer Tochter. LIT Verlag Dr. W. Hopf, Berlin 2007. ISBN 978-3-8258-0923-2.
Weblinks
- Das Reisebüro des Josef Schleich (PDF; 332 kB)
Kategorien:- Person (Judenretter)
- Person (Graz)
- Österreicher
- Geboren 1902
- Gestorben 1949
- Mann
Wikimedia Foundation.