- Joseph Zoderer
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Joseph Zoderer (* 25. November 1935 in Meran) ist ein Schriftsteller aus Südtirol.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Seine ersten Lebensjahre verbrachte Zoderer in Südtirol. Im Zuge der sogenannten Optionszeit zog die Familie 1940 nach Graz, wo Joseph Zoderer seine Kindheit verbrachte. 1948 trat der mittlerweile 13-jährige eine Ausbildung am Gymnasium in Widnau (Schweiz) an.
Als seine Familie 1949 wieder in die Heimat zurückkehrte, begleitete Zoderer sie nicht. Er besuchte das Widnauer Gymnasium weitere drei Jahre, bevor es den jungen Mann wieder nach Südtirol verschlug. Dort folgten Aufenthalte in verschiedenen Internaten. Schließlich maturierte Zoderer 1957 in Bozen.
Von 1957 bis 1963 studierte Zoderer Jus, Philosophie, Theaterwissenschaften und Psychologie an der Universität in Wien, brach diese Studien jedoch wieder ab. Zeitgleich war er als Journalist für den Kurier, die Kronen Zeitung und Die Presse tätig. Ende der 1950er Jahre erschienen erste Lyrik- und Kurzprosaveröffentlichungen Zoderers. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit wurde dem Südtiroler erstmals 1974 mit einer Sammlung sozialkritischer Dialektdichtung zuteil. Sein offizielles Debüt als Romanautor feierte er 1976 mit Das Glück beim Händewaschen, obwohl nach Angaben des Schriftstellers Der andere Hügel (1995 veröffentlicht) Zoderers erster Roman ist. Nach der Teilnahme an den Österreichischen Jugendkulturwochen 1965 und 1969 begann sich Zoderer verstärkt literarisch zu betätigen. 1970 bereiste er Kanada, die USA und Mexiko. 1971 wurde Zoderer Rundfunkredakteur beim Rai Sender Bozen, bevor er sich 1981 für ein Leben als freier Schriftsteller entschied.
Von 1981 bis 1982 war Zoderer Mitglied der Südtiroler Autorenvereinigung, seither gehört er der Grazer Autorenversammlung an. Weiters ist der Südtiroler Schriftsteller seit 1993 korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Joseph Zoderer lebt zurzeit in Terenten im Pustertal, besitzt jedoch neben diesem Hauptwohnsitz noch eine Schreibwohnung in Bruneck (Südtirol).
Werk
Zoderers literarisches Werk umfasst Prosa (Romane, Erzählungen) sowie Lyrik, insgesamt wurden bislang drei Erzählbände, vier Gedichtbände und acht Romane veröffentlicht. Außerdem erschien 1996 das Kinderbuch Als Anja dem Christkind entgegenging in Zusammenarbeit mit Linda Wolfsgruber.
Der Autor, der sich selbst als „deutschsprachiger Autor mit österreichischer kultureller Prägung mit italienischem Pass“ bezeichnet, widmet sich immer wieder der sogenannten „Südtirolthematik“, einem Leben zwischen zwei Kulturen, welches fast zwingend eine Identitätskrise nach sich zieht. Auch Zoderers bekanntester Roman Die Walsche, welcher in Italien den Status eines Bestsellers erreichte, setzt sich mit dieser Thematik auseinander, wobei speziell in diesem Werk die starren kulturellen Grenzen und die Unwilligkeit der Menschen, sich Fremder geistig anzunehmen, als Kritikpunkte dienen. Seit dem Erscheinen dieses Romans 1982 gilt Zoderer als einer der bedeutendsten Autoren Südtirols, seine Bücher wurden ins Italienische, Französische, Slowenische und Russische übersetzt. Die Romane Das Glück beim Händewaschen und Die Walsche wurden außerdem erfolgreich fürs Fernsehen verfilmt.
Allgemein charakteristisch für das umfangreiche Prosawerk ist die Tatsache, dass viele stoffliche Elemente des Autors Parallelen zu dessen Biographie aufweisen, wie an den oft aufgegriffenen Themen wie Nachkriegszeit, Fremde, Südtirol, Internatsleben etc. anschaulich wird.
Preise und Auszeichnungen
- 1983 Literaturpreis des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie
- 1984 Marburger Literaturpreis (Förderpreis)
- 1986 ITAS-Literaturpreis Trento
- 1987 Franz-Theodor-Csokor-Preis des österreichischen P.E.N. Clubs
- 1987 Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste für das Drehbuch zu Die Walsche
- 2001 Eugen Viehof-Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung
- 2003 Hermann-Lenz-Preis
- 2005 Walther von der Vogelweide Preis
- 2007 Calwer Hermann-Hesse-Stipendium
- 2008 Ehrenbürger der Universität Innsbruck[1]
Werke
- S Maul auf der Erd oder Drecknuidelen kliabn. München: Relief 1974. (Südtiroler Mundartlyrik)
- Die elfte Häutung. München: Relief 1975. (Lyrikband)
- Das Glück beim Händewaschen. München: Relief 1976.(Roman)
- Pappendeckelgedichte. Eppan: Verlag Galerie Prielhof, 1979. (Lyrikband)
- Die Walsche. München: Hanser, 1982.(Roman)
- Lontano. München: Hanser, 1984. (Roman)
- Dauerhaftes Morgenrot. München: Hanser, 1987. (Roman)
- Schlaglöcher. Bd. 1. Bozen: Edition Raetia, 1993. (Dauerwellenroman)
- Die Ponnys im zweiten Stock. Bd. 2. Bozen: Edition Raetia,1994. (Erzählband)
- Das Schildkrötenfest. München: Hanser, 1995. (Roman)
- Und doch das Schweigen verloren. Meran: Offizin, 1995. (Prosafragment)
- Der andere Hügel. Bd. 3. Bozen: Edition Raetia, 1995. (Roman)
- Als Anja dem Christkind entgegenging. München: Hanser, 1996. (Roman)
- Der Schmerz der Gewöhnung. München, Wien: Hanser, 2002. (Roman)
- Wir gingen. Ce n’andammo. Bozen: Edition Raetia, 2005. (Zweisprachiger Erzählband)
- Der Himmel über Meran. München, Wien: Hanser, 2005. (Erzählband)
- Liebe auf den Kopf gestellt. München, Wien: Hanser, 2007. (Lyrikband)
- Die Farben der Grausamkeit. Innsbruck: Haymon, 2011. (Roman) ISBN 978-3-939557-46-3
Weblinks
- Literatur von und über Joseph Zoderer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.nzz.ch/2002/03/02/fe/article7YT3A.html
- http://www.hermann-lenz-preis.de/zoderer.html
- http://www.lyrikwelt.de/rezensionen/derschmerzdergewoehnung-r.htm
- http://www.lyrikwelt.de/gedichte/zodererg1.htm
- http://www.zeit.de/1985/15/trilogie-der-entfremdung/komplettansicht
- http://www.literaturhaus.at/buch/buch/rez/zoderer_wirgingen/leseprobe.html
- http://webapp.uibk.ac.at/brennerarchiv/tirlit.xsql?zeitraum=®ion=&geschlecht=&id_in=937#937
Einzelnachweise
- ↑ Pressemitteilung der Uni Innsbruck (Abgerufen am 3. November 2008)
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