José Lutzenberger

José Lutzenberger

José Lutzenberger (* 17. Dezember 1926 in Porto Alegre; † 14. Mai 2002 ebenda) war ein deutsch-brasilianischer Politiker und Umweltaktivist.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Lutzenberger war Sohn deutscher Auswanderer. Er studierte in Porto Alegre Landwirtschaft und anschließend ein Jahr lang Bodenkunde und Agrarchemie in Louisiana. 1957 ging er als Diplom-Landwirt und Techniker der Agrarchemie zur BASF nach Ludwigshafen. Von 1959 bis 1970 arbeitete Lutzenberger als Verkäufer in Venezuela, Kuba und Marokko.

In den 1960er-Jahren stieg BASF groß ins DDT-Geschäft ein. Als Lutzenberger erkannte, dass dieses Gift nicht nur Schädlinge, sondern auch die Artenvielfalt zerstörte, wandelte er sich 1970 zum Umweltaktivisten.

Lutzenberger gründete mitten in den Jahren der Militärdiktatur (1971) die erste Umwelt-NGO Associação Gaúcha de Proteção ao Ambiente Natural (AGAPAN), die von der Presse als "Vereinigung zum Schutz vor kollektiver Vergiftung" bezeichnet wurde. Wenig später gründete er eine Firma zur Herstellung von Humus aus organischem Müll, und 1987 die Umweltstiftung Gaia zur Verbreitung des ökologischen Bewusstseins.

1988 erhielt Lutzenberger den Right Livelihood Award, 1990 wurde er von Präsident Fernando Collor de Mello als Umweltminister ins brasilianische Kabinett gerufen. Lutzenberger verhinderte den Bau der Atombombe durch Brasilien und demarkierte das Territorium der Yanomami-Indianer. Sein Engagement für die indianischen Regenwaldbewohner kollidierte mit den Interessen der Landbesitzer, Minenbarone, der multinationalen Technokratie und den immer noch mächtigen Militärs. Im März 1992 wurde er des Amtes entkleidet, weil er die nationale Umweltbehörde IBAMA als „hundertprozentige Tochter des Holzhandels“ bezeichnet hatte.

Er hat einen sehr starken Einfluss auf die Umweltbewegung in Rio Grande do Sul gehabt, viele Gruppen beziehen sich bis heute auf ihn. Ständig hat er neue Ideen umgesetzt und dabei auch mit den „schlimmsten Umweltsündern“ (Gerbereien, Zellulosefabriken) zusammengearbeitet. Deren Arbeit hat er nicht verhindert, aber die negativen Auswirkungen auf die Umwelt reduziert. Aufgrund dieser Aktivitäten war er umstritten in Teilen der brasilianischen Ökologiebewegung. Wegen seiner Mehrsprachigkeit und seines unermüdlichen Engagements war er ein beliebter Redner in vielen Ländern, auch in Deutschland.

Zitate

  • „Wir gehen davon aus, die wollen ja alle auch nur das, was wir schon haben. Wir können uns gar nicht vorstellen, dass der Indianer im Urwald glücklich ist.“
  • „Was wir Fortschritt nennen, ist der Weg in den Selbstmord.“
  • „Der moderne globale Industrialismus in seinem letzten degenerativen Auswuchs, genannt Konsumgesellschaft, ist heute dabei, auch noch die allerletzten, einigermaßen intakten natürlichen Systeme zu verstümmeln, zu vergiften oder gar ganz auszulöschen.“
  • "Zur Zeit gibt es weltweit 550 Millionen Personenwagen und 6 Milliarden Menschen. Wenn die Motorisierung der Bundesrepublik - zwei Menschen, ein Auto - weltweit erreicht wäre, dann wären wir in wenigen Minuten tot."

Literatur

Bücher von José Lutzenberger

  • José Lutzenberger, F.-T. Gottwald: Ernährung in der Wissensgesellschaft, Vision: Informiert essen. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2000.
  • José Lutzenberger, S. Pater: Wir können die Natur nicht verbessern – Reden und Aufsätze des brasilianischen Ökologen José Lutzenberger. Aufsatzsammlung, Edition Pater, Bonn 1996, ISBN 3-931988-10-4.
  • José Lutzenberger, M. Schwartzkopff: Giftige Ernte. Tödlicher Irrweg der Agrarchemie. Beispiel: Brasilien. Greven Eggenkamp, 1990.

Weitere Literatur

  • Siegfried Pater: José Lutzenberger. Das grüne Gewissen Brasiliens. Lamuv-Verlag, Göttingen 1994, ISBN 3-88977-387-7.
  • Ludger Scheuermann, Rainer Fabry: José Lutzenberger – Vater der brasilianischen Umweltbewegung. Umweltwissenschaften und Schadstoff-Forschung 18(4), S. 262–266 (2006), ISSN 0934-3504

Weblinks


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