Judith Rich Harris

Judith Rich Harris

Judith Rich Harris (* 10. Februar 1938) ist eine US-amerikanische Psychologin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Harris ging zur Highschool in Tucson und studierte dann zunächst an der University of Arizona. 1959 machte sie ihren Abschluss von der Brandeis University mit magna cum laude. 1961 erhielt sie einen Master in Psychologie von der Harvard University. 1961-62 arbeitete sie als Lehrassistentin am MIT, 1962-63 als Forschungsassistentin bei Bolt Beranek and Newman, und 1964-65 als Forschungsassistentin an der University of Pennsylvania.

Harris heiratete 1961 und gebar zwei Kinder (1966 und 1969). Sie leidet seit 1977 an einer chronischen Autoimmunerkrankung, einer Kombination aus Lupus erythematodes und Sklerodermie.

Arbeit

Zwischen 1981 und 1994 schrieb Harris Lehrbücher der Entwicklungspsychologie. 1994 begann sie, diesmal ohne Koautoren, die Arbeit an einem dritten Lehrbuch. Dabei entwickelte sie eine neue Theorie der Kindheitsentwicklung, und gab das Projekt des Lehrbuchs auf, um stattdessen einen Artikel für die Fachzeitschrift Psychological Review zu schreiben. 1995 begann die Ausbreitung ihrer Theorie in dem Buch The Nurture Assumption, das 1998 veröffentlicht wurde. 2006 erschien ihr nächstes Buch No Two Alike: Human Nature and Human Individuality.

In dem 1995 veröffentlichten Artikel Where Is the Child's Environment? A Group Socialization Theory of Development und dem 1998 veröffentlichten Buch The Nurture Assumption stellt Harris die Theorie einer Gruppensozialisation auf. Harris bemerkt, dass die Erziehung der Eltern keinen bedeutenden langfristigen Einfluss auf die Persönlichkeit ihrer Kinder habe. Studien, die derartige Einflüsse auf der Basis von Korrelationen zwischen den Persönlichkeitseigenschaften von Eltern und Kindern postulierten, unterlägen meist dem fundamentalen Fehler, dass sie nicht für die genetische Vererbung kontrollierten. Ganze Stränge der Entwicklungspsychologie seien im Bezug auf die Fragestellung wertlos, da sie die Erkenntnisse der Verhaltensgenetik ignorieren. Halte man die genetische Vererbung konstant, lasse sich nur noch ein geringer Einfluss der Erziehung auf die langfristige Persönlichkeitsentwicklung von Kindern feststellen. Außerfamiliäre Kontakte, d. h. Spielkameraden und Cliquen, könnten laut Harris hingegen den überwiegenden Anteil des nicht genetisch erklärten Teils der Variation in den Persönlichkeitseigenschaften erklären.

Rezeption

Für den Artikel erhielt sie 1998 den George A. Miller Award der American Psychological Association. Steven Pinker erwartet von The Nurture Assumption, dass es einen Wendepunkt in der Geschichte der Psychologie darstellen wird. Laut Ropert Sapolsky basiert das Buch auf solider Wissenschaft.

Jerome Kagan kritisierte Harris' Gewichtung von auf Befragungen basierenden Studien, obwohl diese sich häufig mit Beobachtungen inkonsistent zeigten.[1]

Simon Baron-Cohen empfiehlt das Buch allen Studenten der Entwicklungspsychologie und erwartet, dass viele neue Forschungsprogramme durch die neue Theorie aufgestellt werden. Zu den überzeugensten Argumenten, die Harris für den größeren Einfluss der Alterskameraden als der Eltern nennt, zählt laut Baron-Cohen erstens die Tatsache, dass Kinder von Immigranten nicht den Akzent der Eltern übernehmen, sondern den der Altersgenossen. Zweitens lernen nichttaube Kinder von tauben Eltern ebenso gut zu sprechen wie Kinder von nichttauben Eltern, und entwickeln auch keine Präferenz für Zeichensprache. Drittens übernehmen Kinder, deren Eltern Pidgin-Sprachen sprechen, diese nicht sondern entwickeln mit ihren Kameraden eine eigene Kreolensprache, die mehr Ausdrucksvermögen besitzt als die Sprache der Eltern. Viertens entwickeln taube Kinder ihre eigene Zeichensprache und lehnen die ihrer Eltern ab.[2]

Veröffentlichungen (Auswahl)

Referenzen

  1. Harvard Education Letter. Jerome Kagan: A Parent's Influence Is Peerless
  2. Simon Baron-Cohen Peering into a child's priorities Nature, Nr. 398, S. 675-677, 22. April 1999.

Weblinks


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