Justitia

Justitia
Justitia (Maarten van Heemskerck, 1556)
Justitia (Carl Spitzweg, 1857)

Justitia ist im christlichen Mittelalter und vor allem in der Neuzeit eine Personifikation der strafenden Gerechtigkeit bzw. des Rechtswesens.

Justitia wird meist als Jungfrau mit verbundenen Augen dargestellt, die in der linken Hand eine Waage, in der Rechten das Richtschwert hält. Dies soll verdeutlichen, dass das Recht ohne Ansehen der Person (Augenbinde), nach sorgfältiger Abwägung der Sachlage (Waage) gesprochen und schließlich mit der nötigen Härte (Richtschwert) durchgesetzt wird.

Die Augenbinde kam bei den Darstellungen der Justitia jedoch erst um 1520 zu den beiden Attributen Schwert und Waage dazu, das christliche Mittelalter kennt nur die sehende Justitia. Ende des 15. Jahrhunderts war die Augenbinde noch als Spott gemeint: Spott für die Blindheit der Justitia. Erst im 16. Jahrhundert erhält sie die Bedeutung der Unparteilichkeit.

Der schräggestellte Balken der Waage symbolisiert den Grundsatz In dubio pro reo („im Zweifel für den Angeklagten“). In früheren Darstellungen trug die Göttin des Rechtsfriedens nur einen Ölzweig als Symbol des Friedens und die Waage, Symbol für sorgfältiges Abwägen und gerechten Ausgleich.

Mit der antiken Iustitia, der Personifikation der austeilenden Gerechtigkeit (suum cuique, „Jedem das Seine“) hat sie nur wenig gemein.[1] Die einzige Überschneidung ist im Grunde das beiden gemeinsame Attribut der Waage. Allerdings ist es bei der antiken Iustitia die ausgleichende Waage, deren Balken stets waagrecht dargestellt wird. Die Waage der neuzeitlichen Justitia ist dagegen die Waage des Richters, mit deren Hilfe Für und Wider gegeneinander abgewogen wird, und deren Rolle letztlich der Rolle der Waage im ägyptischen Totengericht entspricht.

Literatur

  • Lars Ostwaldt: Aequitas und Justitia. Ihre Ikonographie in Antike und Früher Neuzeit. Junkermann, Halle (Saale) 2009, ISBN 978-3-941226-05-0

Weblinks

 Commons: Iustitia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ostwaldt: Aequitas und Justitia. 2009, S. 27 u. passim

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