Jutta Fiegl

Jutta Fiegl

Jutta Fiegl (* 24. September 1953 in Wien) ist eine österreichische Psychotherapeutin, Lehrtherapeutin, Psychologin und Autorin. Sie arbeitet und forscht schwerpunktmäßig – in freier Praxis und im universitären Kontext – in den Bereichen Gynäkologie und Geburtshilfe, Psychoonkologie, Reproduktionsmedizin, Psychosomatik und Sexualstörungen.

Fiegl arbeitet im Bereich Sterilität und psychische Folgen der Reproduktionsmedizin; sie gehört seit 2005 zum Rektorat der von ihr mit gegründeten Sigmund Freud PrivatUniversität Wien (SFU) und ist dort in der Lehre tätig.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

1983 wurde Jutta Fiegl an der Universität Wien promoviert. Seit 1988 unterrichtet sie dort. 1990 schloss sie ihre Ausbildung zur Systemischen Familientherapeutin ab. Seit 2005 ist sie Psychotherapeutische Gutachterin. In den 1980er Jahren entwickelte sie das Wiener Liaisonmodell zur Betreuung von Mammacarcinompatientinnen und ihrer Angehörigen im Krankenhaus. Seit 1986 erstellt sie psychodiagnostische Kriterien, nach denen die medizinische bzw. psychische Betreuung ausgerichtet werden sollte.

Im Bereich der In-vitro-Fertilisation zählt sie zu den wenigen spezialisierten Therapeutinnen.[1] Ihr Buch Unerfüllter Kinderwunsch erregte intensive Resonanz bei Presse und Publikum.[2] [3] [4] [5] [6]

Standespolitisch hat sich Fiegl Ende der 1990er Jahre als Verhandlungsführerin der Wiener Psychotherapeuten bei den Vertragsgesprächen um Psychotherapie auf Krankenschein profiliert.[7] [8] Ihr Vorsitz im Landesverband war verbunden mit einer Ausweitung des psychotherapeutischen Angebots in Wien und dessen realer Inanspruchnahme. Gab es 1991 nur 440 Psychotherapeuten in Wien, waren 2001 bereits 2.248 eingetragen und tätig. Im selben Umfang vervielfachten sich in diesem Zeitraum die öffentlichen Ausgaben für Psychotherapie.[9]

Fiegl engagierte sich seit Mitte der 1990er Jahre und engagiert sich nach wie vor für die Akademisierung der Berufsgruppe, sowohl als Standesvertreterin, als auch als Lehrende in Propädeutika[10] [11] und Fachspezifika.[12]

Von 2003 bis 2005 war Fiegl gemeinsam mit Heinz Laubreuter, Alfred Pritz und Elisabeth Vykoukal Mitglied des Gründungskomitees für die Gründung einer österreichischen Privatuniversität für Psychotherapie, die die Akademisierung von Psychotherapeuten fördern und ermöglichen sollte.[13] Daraufhin kam es 2005 zur offiziellen Akkreditierung der weltweit ersten Universität für Psychotherapiewissenschaften, der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien (SFU).[14] Fiegl ist seitdem dort als Vizerektorin[15] und Abteilungsleiterin für Psychotherapie im Gesundheitswesen und Verantwortliche für den Studiengang Systemische Familientherapie tätig.[16]

Ehrungen

  • 2008 Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien

Publikationen (Auswahl)

  • Präoperatives Gespräch bei Brustoperationen - Belastung für Patientin und Arzt. Mit M. Langer, M. Ringler, E. Kunsita. In: Ringler/Fennesz/Springer-Kremser (Hg.): Frauen“Krankheiten“ Psychosomatische Gynäkologie und Geburtshilfe in Österreich 1982 – 1992 WUV-Universitätsverlag 1992
  • Die In-vitro-Fertilisation aus der Sicht einer gynäkologisch-psychologischen Zusammenarbeit. Mit P. Kemeter. Fertilität (1989): 5: 156–161, Springer Verlag
  • Katamnestische Untersuchung von Paaren mit Kindern nach In-vitro-Fertilisation oder Samenspende. Mit P. Kemeter. In E. Brähler, A. Meyer (Hg.): Psychologische Probleme in der Reproduktionsmedizin; Jahrbuch der psychologischen Medizin 5, Springer Berlin Heidelberg 1991
  • Ungewollt kinderlos, Zur Situation des Kinderwunschpaares und der Rolle der Medizin. Journal f. Fertilität und Reproduktion 1/1991
  • Das Wiener Liaisonmodell zur Betreuung von Mammakarzinompatientinnen und ihrer Angehörigen. Mit M. Ringler, M. Langer. In: Pritz, Dellisch (Hg.): Psychotherapie im Krankenhaus, Verlag Orac 1994
  • Richtlinien für die psychotherapeutische und soziale Beratung im Rahmen der humangenetischen Beratung. Gemeinsam mit A. Pritz und E. Wagner. Studie im Auftrag vom Bundesministerium für Gesundheit und Konsumentenschutz; Sonderband; Bundeskanzleramt Sektion VI, 1996
  • Adjusting to life when assisted conception fails. Mit Kemeter. Human Reproduction vol. 13 no. 4 pp. 1099–1105, 1998
  • Das psychotherapeutische Gutachten im Bereich der Fortpflanzungsmedizin. In: Lanske/Pritz (Hg.): Das psychotherapeutische Gutachten. Wien 2002
  • Unerfüllter Kinderwunsch. Das Wechselspiel von Körper und Seele. 1. Aufl., Walter Verlag (im Patmos Verlagshaus), Düsseldorf u.a. 2004, ISBN 3-530-40161-7

Einzelnachweise

  1. Journal für Fertilität und Reproduktion: 2007, 17 (4), u.a. S. 6f: Die Psychotherapeutin Jutta Fiegl und das neue psychosomatische Konzept; in: 25 Jahre Geburt des ersten IVF-Babys Österreichs - eine Wiener Erfolgsgeschichte - Teil 2 (PDF-Datei)
  2. Österreichischer Arbeitskreis für Gruppentherapie und Gruppendynamik, ÖAGG-Zeitschrift Feedback: Ausgabe 4/2004, S. 32f; Rezension von Prof. Dr. Martin Langer: Jutta Fiegl: Unerfüllter Kinderwunsch. (PDF-Datei)
  3. Deutsche Zentralbibiliothek für Medizin (ZB MED): Empfehlungen der ZB MED, Medizinische Patientenliteratur zum Bereich "Sexualmedizin": u.a. Jutta Fiegl: Unerfüllter Kinderwunsch.
  4. Bundesverband der Frauenärzte, frauenaerzte-im-netz.de: Buchempfehlungen zum Thema "Unfruchtbarkeit": u.a. Jutta Fiegl: Unerfüllter Kinderwunsch.
  5. TV-Sendung Sprechstunde Gesundheit, Schweiz: Info-Merkblatt zur Sendung vom 26. März 2006, S. 4: Schwangerschaft und Geburt; Buchtipps: u.a. Jutta Fiegl: Unerfüllter Kinderwunsch. (PDF-Datei
  6. Gesundheitsseiten 24: Artikel: Kinderlosigkeit - Die Ursachen bei der Frau, dazu Buchtipp: Jutta Fiegl: Unerfüllter Kinderwunsch.
  7. Society for Gestalt Theory and its Applications, Pressespiegel: Psychotherapie auf Krankenschein: Artikel, Meldungen, Berichte (von April 1999 bis August 2000)
  8. Berliner Blätter für Psychoanalyse und Psychothearpie, Pressespiegel: Nachrichten aus Österreich und vom Bodensee: Psychotherapie auf Krankenschein (Presseartikel vom September 1999)
  9. Alfred Pritz: Globalized Psychotherapy, Facultas Universitätsverlag, Wien 2002, 34f (engl.)
  10. 1993 bis 1997 Lehrbeauftragte im Propädeutikum des Österreichischen Arbeitskreises für Gruppentherapie und Gruppendynamik (ÖAGG)
  11. 1996 bis 1999 Lehrbeauftragte im Propädeutikum der Lehranstalt für Systemische Familientherapie der Erzdiözese Wien für Berufstätige
  12. 2001 bis 2002 Lehrtherapeutin in Ausbildung an der Lehranstalt für systemische Familientherapie der Erzdiözese Wien
  13. Lexpress, Nr. 7, 13. Januar 2006: Bericht, S. 13: Dr. Alfred Pritz über die Gründung der Sigmund Freud Privatuniversität und ihre Leistungen für Mensch und Unternehmen. Sigmund Freud – Superstar. (PDF-Datei)
  14. wien.ORF.at: Bericht vom 7. September 2005: Grünes Licht für Sigmund-Freud-Privatuni
  15. Universitätskollegium der SFU: Rektorat, Vizerektorin Dr. Jutta Fiegl
  16. Universitätskollegium der SFU: Akademisches Stammpersonal und AbteilungsleiterInnen: u.a. Dr. Jutta Fiegl

Weblinks


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