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Die drei Schlangenblätter ist ein Märchen (Typ 612 und 667 nach Aarne und Thompson). Es ist in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 16 enthalten (KHM 16).
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Weil sein Vater ihn nicht mehr ernähren kann, geht ein Jüngling in Kriegsdienst und verdient sich mit seiner Tapferkeit die Gunst des Königs. Er heiratet die schöne, aber seltsame Königstochter, die zur Bedingung macht, dass beim Tod des einen der andere sich lebend mitbegraben lässt. Als sie krank wird und stirbt, sitzt er neben ihr in der Grabkammer an einem Tisch mit vier Lichtern, vier Laib Brot und vier Flaschen Wein, die ihm zum Leben bleiben. Als sich der Leiche eine Schlange nähert, schlägt er sie in drei Stücke. Eine zweite Schlange kommt und heilt die erste mit drei Blättern. Er legt seiner Frau die Blätter auf Mund und Augen, sie erwacht und beide geben laut, dass der König sie befreit.
Die drei Schlangenblätter erhält ein Diener zur Verwahrung. Die Frau scheint seit ihrer Erweckung ihren Mann nicht mehr zu lieben. Bei einer Schifffahrt zu seinem Vater wirft sie zusammen mit dem Schiffer ihn über Bord. Der treue Diener fährt ihm in einem kleinen Schiff nach und erweckt ihn mit den Blättern. Sie kommen vor den anderen beim König an, der sie versteckt, um zu hören wie seine Tochter ihn bei ihrer Ankunft über den Verbleib ihres Mannes belügt. Zur Strafe muss sie mit dem Schiffer in einem durchlöcherten Schiff ins Meer treiben.
Herkunft
Das Märchen ist in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm seit der Zweitauflage von 1819 an Stelle 16 enthalten. Laut ihren Anmerkungen folgten sie zwei Erzählungen, die nur in unbedeutenden Dingen abweichen aus Hof in Niedersachsen und aus einem Dorfe im Paderbörnischen. Man nimmt an, dass sie von Wachtmeister Krause bzw. Familie von Haxthausen stammen. Sie erwähnen noch die griechische Sage von Bolvidos und Glaukos, ein ungarisches Märchen bei Stier, ein Gedicht der Marie de France, Lai d'Eliduc, die nordische Sage von Asmund und Aswit und 1001 Nacht Nr. 2. Die charakterliche Veränderung der Frau zeige offenbar ursprünglich nur, dass sie ihr früheres Leben vergessen hat.
Vergleiche und Motivdeutung
Die Wiederbelebung ähnelt der des Glaukos durch den Seher Polyeidos im griechischen Mythos.[1] Die Lebendbegrabung mit Lebensmitteln erinnert an die vierte Reise von Sindbad dem Seefahrer in 1001 Nacht, aber auch an die Hinrichtung unkeuscher Vestalinnen im alten Rom.
Die seltsame Forderung der Königstochter scheint zu bedeuten, dass sie ihren Mann ganz für sich haben will. Grimms Märchen kennen Schlangen als eifersüchtig und hinterhältig (Der König vom goldenen Berg, Schneewittchen). Der rechtschaffene Protagonist kann aber ihre heilkräftige Wirkung zum Guten einsetzen (Die weiße Schlange). Man schrieb ihr mit ihren Häutungen außerdem die Fähigkeit zu Wiedergeburt und Transformation zu (siehe Jorinde und Joringel). Bei Vergleichen bedenke man auch, dass die Schlange oft identisch ist mit Kröte, Drache oder Lindwurm: Märchen von der Unke, Die drei Männlein im Walde, Das singende springende Löweneckerchen, Die weiße und die schwarze Braut. In Die zwei Brüder wird einem Drachentöter von einem gottlosen der Kopf abgeschlagen, später schlägt er selbst aus Eifersucht seinem treuen Bruder den Kopf ab, wobei beide durch eine Wurzel geheilt werden.
Literatur
Primärliteratur
- Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. Mit 184 Illustrationen zeitgenössischer Künstler und einem Nachwort von Heinz Rölleke. S. 126-129. Düsseldorf und Zürich, 19. Auflage 1999. (Artemis & Winkler Verlag; Patmos Verlag; ISBN 3-538-06943-3)
- Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. S. 38-39, S. 448. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe, Stuttgart 1994. (Reclam-Verlag; ISBN 3-15-003193-1)
Deutungen
- Kast, Verena: Mann und Frau im Märchen. Eine psychologische Deutung. 2. Auflage, München 1988. S. 57-76. (dtv; ISBN 3-530-42101-4)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Röhrich, Lutz: Märchen – Mythos – Sage. In: Siegmund, Wolfdietrich (Hrsg.): Antiker Mythos in unseren Märchen. Kassel 1984. S. 15. (Veröffentlichungen der Europäischen Märchengesellschaft Bd. 6; ISBN 3-87680-335-7)
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