KHM 186

KHM 186

Die wahre Braut ist ein Märchen (Typ 313 nach Aarne und Thompson), das in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 186 enthalten ist (KHM 186). Es stammt aus der Zeitschrift für deutsches Alterthum von Moriz Haupt, der das Märchen aus der Oberlausitz dort 1842 veröffentlichte.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Ein schönes und fleißiges Mädchen wird von seiner Stiefmutter mit immer schwereren Aufgaben gequält. Erst muss es an einem Tag zwölf Pfund Federn abschleißen, dann einen See mit einem löchrigen Löffel leeren, dann ein Schloss bauen. Jedes Mal kommt eine alte Frau und hilft ihm, während es schläft. Bei der Begehung des Schlosskellers stürzt sich die Stiefmutter zu Tode. Das Mädchen verlobt sich mit einem Königssohn. Als dieser das Einverständnis seines Vaters zur Hochzeit einholen will, küsst sie ihn auf die linke Wange und wartet unter einer Linde, bevor sie ihn nach drei Tagen suchen geht. Nachdem niemand von ihm weiß, lebt sie einige Jahre traurig als Hirtin. Zweimal reitet ihr Geliebter, den eine andere Königstochter heiraten will, an ihr vorbei, ohne sie zu erkennen. Auf dem dreitägigen Fest tanzt sie mit ihm einen Abend in einem Kleid mit Sonnen, dann in einem mit Monden und schließlich in einem mit Sternen. Als sie ihn auf die linke Wange küsst, erkennt er sie. Sie heiraten im Schloss der wahren Braut.

Bemerkungen

Das Märchen weist eine Dreiteilung auf in den Abschnitt der bösen Stiefmutter (Aschenputtel, Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein), die Suchwanderung als einsame Hirtin (Jorinde und Joringel, Die Nixe im Teich) und schließlich die Festnächte (Aschenputtel, Das singende springende Löweneckerchen, De beiden Künigeskinner, Der Eisenofen, Der Trommler, Allerleirauh). Dabei sind der erste und der letzte Abschnitt wiederum eine Abfolge von drei Aufgaben bzw. drei Nächten. In den drei Aufgaben scheinen die drei Elemente Luft, Wasser und Erde repräsentiert zu sein, was sich in der Erwähnung der Wetterfahne, des Wassers in den Töpfen und des Kellers wiederholt.

Im mittleren Abschnitt spricht das Mädchen als Hirtin zu ihrem Kälbchen ein Gedicht:

„Kälbchen, Kälbchen, knie nieder,
vergiß nicht deine Hirtin wieder,
wie der Königssohn die Braut vergaß,
die unter der grünen Linde saß.“

Dabei scheint das Kälbchen für ein Kind oder ihren Mann zu stehen. Als sie das Gedicht in seiner Nähe das zweite Mal ausspricht hält er an, hält die Hand vor die Augen, als wollte er sich auf etwas besinnen, aber schnell ritt er weiter und war bald verschwunden.

Herkunft

Das Märchen ist in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm ab der 5. Auflage 1843 enthalten. Sie merken nur an, das Märchen aus der Oberlausitz aus Moriz Haupts Zeitschrift für deutsches Alterthum übernommen zu haben (Nr. 2, 1842, S. 481-486)[1]. Dort ist das Schloss nicht näher beschrieben und auch am Schluss nicht mehr erwähnt. Das Gedicht spricht sie einmal allein und einmal in seiner Hörweite, aber leise und mit zitternder Stimme. Es lautet so:

„kälbchen, knie nieder
und vergiß deiner ehre nicht, wie der
prinz Lassmann die arme Helene vergaß,
als sie unter der grünen linde saß.“

Fernsehen

Die englische Wikipedia nennt eine Folge in der 80er - Jahre Fernsehserie The storyteller.

Literatur

  • Haupt, Moriz: Ein Märchen aus der Oberlausitz. In (Ders.): Zeitschrift für deutsches Alterthum. Zweiter Band. Leipzig 1842. S. 481-486.
  • Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. Mit 184 Illustrationen zeitgenössischer Künstler und einem Nachwort von Heinz Rölleke. S. 755-761. Düsseldorf und Zürich, 19. Auflage 1999. (Artemis & Winkler Verlag; Patmos Verlag; ISBN 3-538-06943-3)
  • Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. S. 267, 511. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe, Stuttgart 1994. (Reclam-Verlag; ISBN 3-15-003193-1)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Haupt, Moriz: Ein Märchen aus der Oberlausitz. In (Ders.): Zeitschrift für deutsches Alterthum. Zweiter Band. Leipzig 1842. S. 481-486.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • KHM 198 — Jungfrau Maleen ist ein Märchen. Es stammt aus Karl Müllenhoffs Sammlung Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg von 1845. Die Brüder Grimm übernahmen es in ihre Kinder und Hausmärchen an Stelle 198 (KHM 198) …   Deutsch Wikipedia

  • KHM 137 — De drei schwatten Prinzessinnen (Die drei schwarzen Prinzessinnen) ist ein Märchen (Typ 425 nach Aarne und Thompson). Es ist in den Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 137 enthalten (KHM 137). Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2… …   Deutsch Wikipedia

  • KHM 89 — Die Gänsemagd ist ein Märchen (Typ 533 nach Aarne und Thompson). Es ist in den Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm seit 1815 an Stelle 89 enthalten (KHM 89). Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Stilistische Besonderheiten 3 Interpretation 4 …   Deutsch Wikipedia

  • KHM 56 — Der liebste Roland ist ein Märchen (Typ 313 B und C nach Aarne und Thompson). Es ist in den Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm seit der Erstauflage von 1812 an Stelle 56 enthalten (KHM 56). Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Grimms Anmerkung 3… …   Deutsch Wikipedia

  • KHM 96 — De drei Vügelkens (Die drei Vögelchen) ist ein Märchen (Typ 707 nach Aarne und Thompson). Es ist in den Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 96 enthalten (KHM 96). Es ist im Dialekt abgedruckt. Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Herkunft… …   Deutsch Wikipedia

  • KHM 81 — Bruder Lustig ist ein Märchen (Typ 785 und 330a,b nach Aarne und Thompson), das in den Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 81 enthalten ist. Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Vergleiche 3 Grimm sche Anmerkungen 4 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Jungfrau Maleen — ist ein Märchen (ATU 870). Es steht in den Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm ab der 6. Auflage von 1850 an Stelle 198 (KHM 198) und stammt aus Karl Müllenhoffs Sammlung Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und… …   Deutsch Wikipedia

  • Die wahre Braut — ist ein Märchen (ATU 313). Es steht in den Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm ab der 5. Auflage von 1843 an Stelle 186 (KHM 186) und stammt aus der Zeitschrift für deutsches Alterthum von Moriz Haupt, der das Märchen aus der Oberlausitz dort …   Deutsch Wikipedia

  • Grimm's Fairy Tales — Infobox Book name = Children s and Household Tales or Grimm s Fairy Tales translator = image caption = Frontispiece of first volume of Grimms Kinder und Hausmärchen (1812) author = Jacob and Wilhelm Grimm country = Germany language = German genre …   Wikipedia

  • AaTh — Der Aarne Thompson Index (AaTh) ist eine von Antti Aarne für die internationale Erzählforschung entwickelte und von Stith Thompson ergänzte Klassifikation von Märchen und Schwankgruppen. Die englische Abkürzung lautet „AT“, was im Deutschen zur… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”