- KHM 185
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Der arme Junge im Grab ist das 185. Märchen aus den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm (KHM 185; AaTh 1313, 1876).
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Ein armer Waisenjunge lebt im Haus eines reichen, geizigen Bauern.
Als ihm beim Hüten die Henne durch einen Heckenzaun geht, wird sie vom Habicht geraubt. Er schreit dem Dieb nach. Der Mann hört es und schlägt ihn.
Nun muss der Waisenjunge die Küken ohne Glucke hüten. Damit sie zusammenbleiben, bindet er sie an eine Schnur, aber so nimmt der Habicht dem müden und hungrigen Jungen alle auf einmal fort. Der Mann schlägt ihn noch mehr und schickt ihn das nächste Mal als Boten mit einem Korb Trauben zum Richter. Als der den Brief liest und nachzählt, gesteht der Junge, dass er unterwegs vor Hunger zwei gegessen hat. Als er dem Richter darauf einen neuen Korb bringen muss, legt er zum Essen den Brief unter einen Stein, dass er ihn nicht verraten kann. Der Richter lacht über diesen Einfalt und schreibt dem Bauern, er möge ihn besser halten und ihn Recht und Unrecht lehren.
Der Bauer lässt den Jungen Stroh zu Häcksel schneiden, während er und die anderen auf den Jahrmarkt gehen. Der Junge arbeitet in seiner Angst so heftig, dass er versehentlich seinen Rock zerschneidet, den er in der Hitze auf das Stroh gelegt hatte. Weil er sich lieber selbst das Leben nehmen will, als auf den Mann zu warten, nimmt er erst einen Topf Gift unter dem Bett der Bäuerin, dann eine Flasche Fliegengift aus dem Kleiderkasten des Bauers, die aber Honig und Wein enthalten. Er wundert sich über den süßen Geschmack. Als aber der Wein wirkt, legt er sich auf dem Kirchhof in ein Grab und stirbt in der Kälte bei der Musik einer Hochzeit nebenan.
Als der Bauer das erfährt, wird er ohnmächtig aus Angst vor Strafe. Der Bäuerin brennt mit dem Fett in der Pfanne das Haus ab. Sie leben in Armut und Gewissensbissen.Bezüge
Das Märchen dreht sich um das Motiv von existenziellem Mangel. Alle Charaktere zeigen, in verschiedenen Rollen, extreme Genauigkeit, Verantwortung und Angst vor Verlust oder Strafe. Sie erinnern an eine Anankastische Persönlichkeitsstörung (siehe auch KHM 178 Meister Pfriem). Homöopathische Literatur erwähnt dieses Märchen zur Veranschaulichung des Arzneimittelbildes von Arsen.[1]
Herkunft
Der arme Junge im Grab ist in Grimms Kinder- und Hausmärchen seit der 5. Auflage von 1843 an Stelle 185 enthalten und stammt aus Ludwig Aurbachers Büchlein für die Jugend von 1834 (Des armen Waisen Leben und Tod). Die Grimm'schen Anmerkungen nennen zum Vergleich noch Hans in der Schule in Vogls Großmütterchen.
Literatur
- Grimm, Brüder: Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. Mit 184 Illustrationen zeitgenössischer Künstler und einem Nachwort von Heinz Rölleke. S. 752-754. Düsseldorf und Zürich, 19. Auflage, Artemis & Winkler Verlag; Patmos Verlag 1999, ISBN 3-538-06943-3)
- Grimm, Brüder: Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. S. 267, 511. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe, Reclam-Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-003193-1)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Bomhardt, Martin: Symbolische Materia Medica. 3., erweiterte und neu gestaltete Auflage. S. 185. Berlin, 1999. (Verlag Homöopathie und Symbol; ISBN 3-9804662-3-X)
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