Kafir

Kafir

Der arabisch-islamische Rechtsbegriff Kafir (arabischكافر ‎ kāfir; plural ‏كفّار ‎ kuffār) bezeichnet „Ungläubige“ oder „Gottesleugner“. Kafir leitet sich ab von der Wortwurzel kfr. Diese Wortwurzel kommt im Koran ca. 500 Mal vor und dient dort der Bezeichnung der Gegner Mohammeds als kuffār („Ungläubige“) oder als alladhīna kafarū („die ungläubig sind“). Kafara bedeutete im Altarabischen ursprünglich „undankbar sein“ (vgl. Kufr). Konkret ist das Ungläubigsein in Bezug auf islamische Glaubensinhalte gemeint. Dieser Begriff wurde von den Europäern später für die in Südafrika lebenden Xhosa als Kaffern verwendet. Dieses Wort wird oft auch generalisierend für Nichtmuslime oder für Muslime anderer Glaubensrichtungen verwendet und gilt seit dem Erlass des türkischen Sultans von 1856 als herabwürdigend. [1]

Im Deutschen erlangte das Wort durch Karl May in der Form „Giaur“ Bekanntheitsgrad. Giaur oder Ghiaur ist die eingedeutschte Variante der türkischen Entsprechung (gavur) von Kafir. Der Begriff kommt auch in der altarabischen Dichtung vor.

Im islamischen Recht werden drei Arten von Kuffar unterschieden:

  • Dhimmis, die mit eingeschränkten Rechten unter islamischer Herrschaft leben.
  • Harbis, die ohne Rechte, auch ohne Recht auf Leben, außerhalb des islamischen Herrschaftsgebiets leben.
  • Musta'mins, denen durch einen zeitweiligen Schutzvertag (Aman) ähnliche Rechte gewährt werden wie den Dhimmis, damit sie das islamische Herrschaftsgebiet betreten können. Der Status des Musta'min ist immer zeitlich begrenzt.

Eine andere rechtliche Unterscheidung wird im klassischen islamischen Recht zwischen dem Murtadd, dem vom Islam abgefallenen, und dem Kafir asli, dem „ursprünglichen Ungläubigen“, vollzogen: Ein Murtadd war, wenn er nicht heimlich abgefallen ist, nach einer Wartefrist zu töten; ein Kafir asli (‏كافر اصلي‎) konnte in Kriegsgefangenschaft entweder getötet oder versklavt werden.[2] Im allgemeinen sahen damalige Rechtsbestimmungen der islamischen Jurisprudenz im Falle von Schriftbesitzern die Wahl zwischen der Annahme des Islam, der Annahme des Dhimmi-Status oder dem Kampf vor; Andersgläubige, die nicht unter die Kategorie von Schriftbesitzern fielen, hatten die Wahl zwischen der Konversion zum Islam oder dem Kampf. Im Zuge der islamischen Expansion wurde das Angebot der Dhimma auch auf Religionsgemeinschaften, die nicht Schriftbesitzer im eigentlichen Sinne waren ausgeweitet, so dass fast allen Nicht-Muslimen die Möglichkeit des Verbleibes in der eigenen Religion im Gegenzug zur Zahlung der Dschizya möglich wurde.[3]

Die Einwohner des ehemaligen Kafiristans, heute Nuristan, wurden ebenfalls so genannt.

Einzelnachweise

  1. Brockhaus 14. A. 1908, Bd. 7. Stichwort „Giaur“
  2. W. Björkman in: The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Brill, Leiden. Bd. 4, S. 407 ff., s.v. KĀFIR
  3. Robert Hoyland (Hrsg.): Muslims and Others in Early Islamic Society. Ashgate, 2004. S. xiv

Literatur

  • W. Björkmann: Kafir. In: Encyclopaedia of Islam, New Edition. Volume IV, E.J. Brill, Leiden 1978, S. 407b–409a. 
  • Rudi Paret: Mohammed und der Koran. Kohlhammer 1985

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • kafir — ● kafir nom masculin (mot arabe) Nom donné par les musulmans dans le Coran à l infidèle, et, en théologie islamique, au musulman hétérodoxe. kafir n. m. Chez les musulmans, incroyant. (V. cafre, sens II.) ⇒KAFIR, (KAFIR, KÂFIR)subst. masc. [Dans… …   Encyclopédie Universelle

  • Kâfir — Kafir Un kâfir (arabe : كافر [kāfir], incroyant) est un incroyant à l islam. Le kâfir pratique le kufr (كفر [kufr], incroyance; athéisme; refus). Il faut distinguer l accusation qu un individu donné est un incroyant (kâfir), de celle qui… …   Wikipédia en Français

  • kafir — [kaf′ər] n. [Ar kāfir: see KAFFIR] 1. a sorghum (Sorghum bicolor var. caffrorum) with juicy stalks and slender, cylindrical seed heads, grown in dry regions for grain and fodder: also kafir corn 2. [K ] alt. sp. of KAFFIR …   English World dictionary

  • kafir — n. Same as {Kaffir}. [South Africa] Syn: kaffir, caffer, caffre. [WordNet 1.5] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Kafir — (arab.), Ketzer, Ungläubige, Nichtmuhammedaner; Schimpfwort, bes. gegen Juden u. Christen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Kâfir — (arab., »Ungläubiger«), Name der Nichtmuslime im Koran (s. d.). Im Munde der osmanischen Türken wurde K. zu Giaur, dem in der Türkei üblichen Schimpfnamen für Christen und Juden. Von dem Worte K. ist auch der Name der Kaffern (s. d.) in Südafrika …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Kafir — Kafir, afrikan. Sprache, s. Bantu …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Kafir — This article is about the Islamic religious term. For the pejorative racial slur, see Kaffir (racial term). For the 2007 album by The Rebel, see Kufr (album). For the song entitled Kafir! by Nile, see Those Whom the Gods Detest. For the cultured… …   Wikipedia

  • kafir — sif. <ər.> 1. Müsəlman olmayan, islam dininə etiqad etməyən; qeyri müsəlman. // İs. mənasında. Kafir olsaydı əgər rəhmə gələrdi, gözəlim; O qədər ki, sənə mən dərdimi izhar elədim. Şəhriyar. Kafir olmaq – başqa dinə keçmək (müsəlman… …   Azərbaycan dilinin izahlı lüğəti

  • Kafir — Un kâfir (arabe : كافر [kāfir], mécréant, incroyant, ingrat, infidèle) est un terme arabe désignant celui qui n est pas musulman, qui n adhère pas aux préceptes de l islam, que ce soit partiellement ou dans sa globalité. Le kufr (كفر [kufr] …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”