Kakushöhle

Kakushöhle
Aufgang zum Plateau über den Höhlen

Die Kakushöhle (auch Kartsteinhöhle genannt) ist eine Karsthöhle in Dreimühlen bei Mechernich im Kreis Euskirchen und zählt zu den größten offenen Höhlen in der Eifel. Sie befindet sich im Kartstein (Naturschutzgebiet), einem bis 20 m hohen und etwa 300.000 Jahre alten aus Travertin (Kalktuff) bestehenden Felsen, der einen maximalen Durchmesser von ca. 150 m hat. Neben der Kakushöhle, der Großen Höhle, befindet sich hier auch noch eine zweite, die Kleine Höhle, auch kaltes Loch genannt.

Gedenkinschrift am südlichen Höhleneingang

Die Kakushöhle wurde bereits vor 30.000 bis 80.000 Jahren zuerst von Neandertalern und dann dem eiszeitlichen Jetztmenschen bewohnt, was Funde belegen. Vor etwa 12.000 Jahren machten Rentierjäger dort Rast. Auch die Kelten und Römer nutzten die Höhle. Die Funde befinden sich heute im Römisch-Germanischen Museum in Köln.

Die Höhle ist frei zugänglich und bequem von einem Parkplatz an der Bundesstraße 477 zu erreichen, wo sich auch ein Kiosk und Toilettenanlagen befinden.

Laut der volkstümlichen Sage von Herkules und Kakus soll in dem Höhlensystem früher ein Riese namens Kakus gelebt haben.[1] Die Sage des römischen Dichters Vergil, die sich im Achten Gesang seines Werkes Aeneis befindet, wurde dabei vom Tiber in die Eifel verlegt. Nach dem Riesen Kakus der (Eifler) Sage ist die Höhle benannt.

Im Westen des Plateaus befindet sich ein Abschnittswall, der es zu einer Art Fliehburg machte, die wohl - wie Funde belegen - schon in der Eisenzeit, dann in spätrömischer und auch noch einmal in karolingischer Zeit genutzt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Wissenschaftliche Untersuchungen

1880 untersuchte ein J. Ruhr die Höhle, 1900 ein Prof. Fischer. 1911 und 1913 fanden die ersten größeren Ausgrabungen unter C. Rademacher statt. 1921 machte H. Heck, 1939 L. F. Zotz Untersuchungen in den Höhlen. Nur Funde von C. Rademacher sind heute noch vorhanden, wobei die Faunenreste aber durch den Zweiten Weltkrieg größtenteils vernichtet wurden. 1970 führte H. Löhr Grabungen in der großen Höhle durch, auch im Jahre 1977 im Bereich der Fundamente für Sicherungsmaßnahmen in der großen Höhle. Außerdem grub er auf dem Plateau über den Höhlen.[2]

Neben Funden, wie z.B. einem Micoquekeil, Schabern und Spitzen, die von Menschen stammen, wurden Faunenreste u.a. vom Riesenhirsch, Wollnashorn, Steppenbison, Rentier, Wolf, Moschusochse, Höhlenlöwe, Pferd, Braunbär, Höhlenbär, Bieber, Mammut, Stachelschwein, Murmeltier, Mammut und von der Hyäne entdeckt.[3]

Die Höhlen zogen zu allen Zeiten Menschen an, die die Höhlen und das Plateau in vielfältiger Weise nutzten. So wurde die Große Höhle 1944/45 als vor Luftangriffen geschützte Halle, Materiallager und Aktenlager (der Kreisverwaltung) genutzt. Leider wurde dabei der Höhlenboden eingeebnet. Funde aus dem 12. (Große Höhle) und dem 13. und 14. (Kleine Höhle) Jahrhundert belegen jeweils kurzfristige Aufenthalte des Menschen. Das Plateau diente wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts als Fliehburg zum Schutz vor den ins römische Reich einfallenden Franken, wie gefundene römische Münzen aus dieser Zeit nahelegen. Ältere Funde aus der großen Höhle und dem Plateau stammen wahrscheinlich aus der älteren Latènezeit (Bronzefiebel, Eisenschlacken auf dem Plateau).[4]

Sagen um die Kakushöhle

U.a. überliefert C. A. Eick in seinem Buch über Eifelwasserleitung die (Eifler) Sage von Kakus und Herkules (C. A. Eick, 1867, S. 56): "Im grauen Alterthume, so wird erzählt, hauste allhier in der schönen geräumigen Höhle ein gewaltiger Räuber, Kakus mit Namen, der durch Habsucht und Rohheit alle Bewohner der umliegenden Gegend in Angst und Schrecken versetzte. Jegliches Mittel, seine Herrschaft weiter auszubreiten, schien ihm gerecht, und wer nicht gutwillig seinen Ansprüchen sich fügte, der wurde in gräßlicher Weise mißhandelt, verstümmelt oder gar getödtet. Da kam eines Tages noch ein anderer Riese, Namens Herkules, in die dortige Gegend und wählte sich den benachbarten Herkelstein zu seinem Wohnsitze. Der aber lebte in Frieden und Eintracht mit seinen Nachbarn und schützte sie nach Kräften gegen die Übergriffe des räuberischen Kakus. Und so geschah es, daß auch zwischen Beiden bald ein gewaltiger Streit sich erhob, der aber damit endete, daß Herkules durch den Wurf eines gewaltigen Felsblockes die Höhle des Kakus zertrümmerte, wobei der Unmensch selbst das Leben einbüßte. Wer sollte hier nicht sofort an die Verpflanzung jener Sage denken, nach welcher Herkules auf seiner Wanderung aus Gallien nach Italien in Latium den räuberischen Riesen Kakus tödtete?"

In einer weiteren Sage geht es um zwei Bauern, die, statt in der Karwoche zur Kirche zu gehen, lieber in der Kakushöhle Karten spielten. Ein Fremder gesellte sich zu ihnen und verlor sehr viel Gold an die beiden. Er schlug den beiden vor, dass der erste, der das Kartenspiel beende, auf ewig Gast des Teufels sein solle. Vom Gewinn geblendet, willigten die beiden ein. Später erkannten sie in dem Fremden den Teufel, und so gelobten sie im Stillen, im Falle ihrer Rettung nie mehr eine Karte anzurühren und die Karwoche in Zukunft zu ehren. Niemand traute sich, das Spiel als erster zu beenden, und so spielten sie einige Tage, bis eine ihrer besorgten Frauen sie fand und den Pfarrer rief. Dieser eilte zur Höhle und befahl dem Teufel, die beiden freizugeben. Beim Anblick des Kruzifixes schlug der Teufel eine Öffnung in die Höhlenwand und verließ durch sie wütend die Kakushöhle.[5]

Siehe auch

Quellen

  1. vgl. u.a. Sophie Lange, 1995
  2. Zu diesem Abschnitt vgl. Joachim, v. Koenigswald, Meyer, 1998, S. 9f
  3. Zu diesem Abschnitt vgl. Joachim, v. Koenigswald, Meyer, 1998, S. 10-25
  4. Zu diesem Abschnitt vgl. Joachim, v. Koenigswald, Meyer, 1998, S. 10 und 25
  5. Zu dieser Sage vgl. Sophie Lange, 1995, S. 5f

Literatur

  • Michael Baales; Forschungsbereich Altsteinzeit des RGZM Mainz (Hrsg.): Kartstein bei Mechernich/Eifel. Ein naturkundlich-archäologischer Rundgang. Rheinland-Verlag, Schloß Monrepos, Mechernich, ISBN 3-7927-1844-8.
  • C. A. Eick: Die römische Wasserleitung aus der Eifel nach Köln. Mit Rücksicht auf die zunächst gelegenen römischen Niederlassungen, Befestigungswerke und Heerstraßen. Max Cohen & Sohn, Bonn 1867.
  • Hans-Eckart Joachim, Wighart v. Koenigswald und Wilhelm Meyer: Kartstein und Katzensteine. Rheinische Kunststätten. Heft 435. 1. Auflage 1998. Herausgeber: Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz. Neusser Druckerei und Verlag GmbH. ISBN 3-88094-839-9
  • Sophie Lange: Kakushöhle - Sagen von einst, Geschichten von heute. Mit einer Zeittafel. 1995

Weblinks

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