- Kan Naoto
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Naoto Kan (jap. 菅 直人, Kan Naoto; * 10. Oktober 1946 in Ube, Präfektur Yamaguchi) ist ein japanischer Politiker und Abgeordneter des Shūgiin für die Demokratische Partei (DPJ). Als Mitgründer der Partei war er von 1996 bis 1999 und von 2002 bis 2004 ihr Vorsitzender.
Inhaltsverzeichnis
Eintritt in die Politik
Kan schloss 1970 sein Physikstudium an der Tōkyō Kōgyō Daigaku (Tokyo Institute of Technology) ab, ein Jahr später legte er dort die Prüfung als Patentanwalt ab. 1974 eröffnete er sein eigenes Patentbüro, im selben Jahr leitete er das Wahlkampfbüro für die Sangiin-Wahl 1974 von Ichikawa Fusae, einer bekannten Feministin und Vorkämpferin für das Frauenwahlrecht in Japan. Bei der Shūgiin-Wahl 1976 und der Sangiin-Wahl 1977 war Kan selbst Kandidat. 1977 trat er dem „Sozialistischen Bürgerbund“ (shakai shimin rengō) von Eda Saburō bei, zwei Jahre später beteiligte er sich an der Gründung des Sozialdemokratischen Bundes (社会民主連合, shakai minshū rengō) und wurde stellvertretender Vorsitzender.
Nach einem weiteren gescheiterten Anlauf 1979 wurde Kan bei der Shūgiin-Wahl 1980 erstmals ins Parlament gewählt (und seither achtmal wiedergewählt). Als die Liberaldemokratische Partei (LDP) 1993 die Mehrheit verlor, übernahm nach den resultierenden Neuwahlen eine Koalition die Regierung, an der auch der Sozialdemokratische Bund beteiligt war. Kan wurde Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Shūgiin. Nachdem die Anti-LDP-Koalition ein Jahr später gescheitert war, wurde der Sozialdemokratische Bund Teil der Neuen Partei Sakigake, die zusammen mit der Sozialdemokratischen Partei (SDP) der LDP die Rückkehr an die Macht ermöglichte. Kan wurde Vorsitzender des Politikfoschungsrates (seisaku chōsakai) der neuen Partei.
Gesundheitsminister
Ins Kabinett Hashimoto wurde Kan 1996 als Gesundheits- und Sozialminister berufen. In seine kurze Amtszeit fiel das Auftreten von O157-Kolibakterien in einer Schulmensa und die Aufdeckung eines Skandals um HIV-infizierte Blutkonserven, in die das Ministerium verwickelt gewesen war. Er sorgte für die Veröffentlichung von Dokumenten, die bewiesen, dass das Ministerium es wissentlich versäumt hatte, die Blutkonserven aus dem Verkehr zu ziehen. Wegen des hohen öffentlichen Interesses an dem Skandal wurde Kan dadurch zu einem der bekanntesten und beliebtesten Politiker Japans, was ihm bei einigen westlichen Beobachtern den Ruf als „Kennedy Japans“ einbrachte.
Oppositionsführer
Im selben Jahr, 1996, arbeitete Kan zusammen mit seinem Parteifreund Yukio Hatoyama an der Vorbereitung der Gründung einer neuen Partei als Alternative zur regierenden LDP und der damals größten Oppositionspartei, der Shinshintō von Ichirō Ozawa. Die Demokratische Partei vereinigte weite Teile der Neuen Partei Sakigake und der SDP und trat erstmals bei der Shūgiin-Wahl 1996 an, bei der sie rund 16 % der Proporzstimmen erhielt. Kan teilte sich den Parteivorsitz zunächst mit Hatoyama, ein Jahr später wurde er alleiniger Vorsitzender. Bis 1998 war es der DPJ gelungen zur stärksten Oppositionspartei aufzusteigen: Kan galt als Anwärter für den Premierministerposten, da ein erneuter Mehrheitsverlust der LDP angesichts der fortgesetzten Wirtschaftskrise nach dem Ende der Bubble Economy nicht unmöglich schien.
Trotz des wachsenden Erfolges der Demokratischen Partei verlor Kan wegen parteiinterner Streitigkeiten und eines Sex-Skandals um eine ehemalige Fernsehmoderatorin[1] an Unterstützung. 1999 wurde er nicht als Vorsitzender wiedergewählt, Yukio Hatoyama wurde sein Nachfolger. Kan wurde Vorsitzender des Politikforschungsrates, ein Jahr später Generalsekretär. 2002 gewann er erneut die Wahl zum Parteivorsitzenden gegen Katsuya Okada. Unter seinem Vorsitz gelang es der DPJ bei der Shūgiin-Wahl 2003, einen deutlichen Sitzzuwachs zu erringen und erstmals mehr Verhältniswahlstimmen als die LDP zu erhalten. Allerdings gab Kan 2004 wegen eines Skandals um versäumte Einzahlungen ins Rentensystem, der auch zum Rücktritt von Kabinettssekretär Yasuo Fukuda geführt hatte, den Parteivorsitz erneut auf.
Wahlkreis
Als Abgeordneter wurde Kan nach 1980 achtmal wieder gewählt; den 18. Wahlkreis Tokio, der die Städte Musashino, Koganei und Fuchū umfasst, gewann er seit seiner Errichtung nach der Wahlrechtsreform von 1994 viermal mit deutlichem Vorsprung, 2003 gegen den starken LDP-Kandidaten Kunio Hatoyama. 2005 gewann er das einzige Direktmandat für die Opposition in der Präfektur.
Weblinks
- Offizielle Website (Japanisch)
Einzelnachweise
- ↑ Stephanie Strom: Scandals Cool Japan's Democratic Party. In: The New York Times. 14. Dezember 1998. Abgerufen am 16. Mai 2008. (en)
Personendaten NAME Kan, Naoto ALTERNATIVNAMEN 菅直人 (japanisch) KURZBESCHREIBUNG japanischer Politiker GEBURTSDATUM 10. Oktober 1946 GEBURTSORT Ube (Yamaguchi), Präfektur Yamaguchi, Japan
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