Karakuş (Kommagene)

Karakuş (Kommagene)
Südsäule mit Adler

Der Grabhügel Karakuş (türkisch für Schwarzer Vogel i.e. Kaiseradler) liegt etwa zehn Kilometer nördlich von Kahta in der türkischen Provinz Adıyaman, an der zum Nemrut Dağı führenden Straße. Er stellt ein Hierothesion für weibliche Angehörige des Königshauses von Kommagene dar.

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Karakuş (Türkei)
Karakuş
Karakuş

Inhaltsverzeichnis

Grabhügel

Der Grabhügel wurde von Mithridates II. (reg. 38-20 v. Chr.), dem Sohn Antiochos' I. für seine Mutter Isias, seine Schwestern Laodike und Antiochis und deren Tochter Aka angelegt. Es handelt sich um einen künstlich aufgeschütteten Tumulus aus Schottersteinen von etwa 35 m Höhe. Er enthält die einzige bisher in den kommagenischen Hierothesia gefundene Grabkammer, die 1967 von Friedrich Karl Dörner durch Bohrungen nachgewiesen werden konnte. Die Räume waren allerdings schon in der Antike geplündert worden. Im Zuge der Bohrungen stellte Dörner fest, dass große Mengen der wertvollen dolomitischen Quader entfernt waren. Sie waren von römischen Legionären im zweiten nachchristlichen Jahrhundert zum Bau der nahe gelegenen Chabinas-Brücke verwendet worden.

Säulen

Der Hügel wurde ursprünglich von drei Paaren von ionischen Säulen im Süden, Nordwesten und Nordosten flankiert. Im Nordosten sind noch beide Säulen erhalten, von denen die eine einen Stier trägt, während die andere eine Inschrift vorzuweisen hat, durch die drei der Bestatteten identifiziert werden konnten. Im Nordwesten ist eine Säule erhalten, auf der ein Dexiosisrelief steht, das vermutlich Laodike und Mithridates zeigt. Es ist die einzige bekannte Dexiosis von Kommagene, auf der eine Frau abgebildet ist. Am Abakus der Säule, in acht Meter Höhe, befindet sich eine weitere Inschrift, die erst 1979 von J. Wagner entziffert werden konnte. Darin wird Laodike, die zweite Tochter Antiochos' erwähnt, die mit dem Partherkönig Orodes II. vermählt war. Dadurch konnte die Anlage Mithridates II. zugewiesen werden, nachdem Dörner sie zunächst Mithridates Kallinikos, dem Vater Antiochos I. zugeschrieben hatte. Die südliche Säule schließlich trägt eine Adler-Skulptur, die dem gesamten Grabhügel den Namen gibt.

Forschungsgeschichte

Erstmals erwähnt wird der Hügel von Helmuth von Moltke in seinen Briefen aus der Türkei. Nach seinen Berichten hatte Heinrich Kiepert bereits 1842 in seiner Kleinasienkarte „zwei Säulen“ verzeichnet. Als nächste besuchten 1882 die beiden deutschen Ingenieure und Archäologen Karl Humann und Karl Sester bei ihrer ersten Erforschung des Königreichs Kommagene den Karakuş, sowie ein Jahr darauf nochmals Humann, diesmal in Begleitung des klassischen Archäologen Otto Puchstein. Bereits hier wurde die Inschrift der Nordost-Säule entdeckt und festgehalten[1] Schließlich untersuchte F. K. Dörner zunächst 1938 auf seiner Nemrut-Dağ-Expedition und später in den 1960er Jahren das Hierothesion, wobei die zweite Inschrift zwar gefunden, aber noch nicht gelesen werden konnte.

Weblinks

 Commons: Karakuş – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Text der Inschrift in Helmut Waldmann. Die kommagenischen Kultreformen unter Koenig Mithradates I.: Kallinikos und seinem Sohne Antiochus. BRILL, 1973, S.56f. ISBN 9004036571

Literatur

  • Friedrich Karl Dörner: Der Thron der Götter auf dem Nemrud Dağ. 2. Aufl. Gustav Lübbe, 1987, ISBN 3-7857-0277-9.
  • Marianne Mehling (Hg.): Knaurs Kulturführer in Farbe Türkei. Droemer-Knaur 1987 ISBN 3-426-26293-2

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