Karl Hermann Julius von Villaume

Karl Hermann Julius von Villaume

Karl Hermann Julius von Villaume (* 1840; † 3. Juni 1900 in Berlin)[1] war ein deutscher General und Diplomat (Militärattaché).

Leben und Wirken

Karl von Villaume trat um 1860 in die preußische Armee ein. Bis spätestens 1877 hatte er den Rang eines Hauptmann im Generalstab erreicht. Kurz danach erlebte er den Russisch-Türkischen Krieg als deutscher Beobachter im russischen Hauptquartier mit. Nach dem Friedensschluss wurde Villaume als Militärattaché an die deutsche Botschaft in Rom entsandt, wo er bis 1882 als Militärdiplomat tätig blieb. In diesem Jahr wurde er aus Rom abberufen und stattdessen mit dem Posten des Militärattachés an der deutschen Botschaft in Paris betraut. Während seiner Zeit in Paris erhielt Villaume von einem französischen Verräter Dokumente, die Details über die Operationen des französischen Spionagesystems enthielten. Die Mißstimmung der Franzosen über diese Vorgänge und ihre Ängste, dass Villaume das Oberhaupt eines ausgewachsenen Spionagerings sein könnte, bildete den Anlass für seine Abberufung im Jahr 1886. Im Deutschen Reich brachten diese Vorgänge ihm dafür um so mehr Anerkennung ein, so dass er am 24. Juni 1886 zum Flügeladjutanten des späteren deutschen Kaisers Wilhelm II. ernannt wurde. Im Jahr November 1886 erfolgte Villaumes Ernennung zum Militärattaché in Sankt Petersburg, die er 1887 antrat. Bis 1893 oblag ihm dort als Nachfolger des Generals von Werder die Pflege der militärpolitischen Beziehungen des Deutschen Reiches zum Zarenhof.

Eine politische Rolle spielte Villaume insbesondere in den Jahren 1887 bis 1890, in denen er indirekt eine Rolle im Zusammenhang mit dem Sturz des ersten Reichskanzlers Otto von Bismarck spielte: Als politischer Gefolgsmann des Generalstabschefs Alfred von Waldersee, stattete Villaume – wie auch seine Attachékollegen in Paris, Wien, London und Rom – Waldersee mit Berichten aus, die ein schlechtes Licht auf die deutschen Botschafter an ihren Standorten und somit auf die deutsche Außenpolitik und ihren Urheber, Bismarck, warfen. Waldersee nutzte diese als Munition gegen den Kanzler, indem er diese Berichte dem Kronprinzen, beziehungsweise später, dem jungen Kaiser Wilhelm II. zuspielte, und so mit dazu beitrug, diesen gegen Bismarck einzunehmen.[2]

Nach seiner Rückkehr ins Reich 1893 übernahm Villaume das Kommando über eine Artilleriebrigade in Stettin. 1896 wurde Villaume zum Direktor der Generalstabsakademie in Berlin ernannt. Daneben war er Abteilungschef im Militärkabinett des Kaisers und zeitweise der stellvertretende Chef dieses Gremiums.[3]

Einzelnachweise

  1. Geburtsjahr, Sterbedatum und -ort nach Appletons' Annual Cyclopaedia and Register of Important Events‎, 1901, S. 542.
  2. Isabel V. Hull: The Entourage of Kaiser Wilhelm II, 1888-1918, 2004, S. 211.
  3. Gerhard Ebel/ Michael Behnen (Hrsg.): Botschafter Paul Graf von Hatzfeldt. Nachgelassene Papiere 1838-1901, 1976, S. 780.

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