- Andrea Molino
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Andrea Molino (* 1964 in Turin) ist ein italienischer Komponist und Dirigent. Internationale Aufmerksamkeit erregte er zunächst mit Those Who Speak In A Faint Voice, einem Musiktheaterwerk über die Todesstrafe, und danach mit den multimedialen Musiktheaterprojekten CREDO und WINNERS.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Andrea Molino studierte in Turin, Mailand, Venedig, Paris und Freiburg. Er lebt in Zürich. Als musikalischer Leiter der Pocket Opera Company in Nürnberg 1996–2007 hatte er u.a. 1997 die Uraufführung von Alessandro Melchiorres Unreported inbound Palermo und 2000 die Premiere einer szenischen Version von Heiner Goebbels Surrogate Cities dirigiert. Seine eigenen Projekte the smiling carcass (1999) über das Thema „Werbung“ und Those Who Speak In A Faint Voice (2001) über die Todesstrafe, die beide in Zusammenarbeit mit dem italienischen Fotografen Oliviero Toscani entstanden, sind erste Beispiele seines starken Engagements für ein innovatives, multimedial orientiertes Musiktheater.
1996–2007 war er musikalischer Leiter der „Pocket Opera Company“ in Nürnberg. Als musikalischer Leiter von Fabrica (2000–2006) hat er mit Heiner Goebbels, David Moss, Koichi Makigami und anderen zusammengearbeitet. In der Spielzeit 2007-2008 war er „artiste invité“ bei Le Fresnoy (Lille, France). 2008 bis 2010 war Molino Musikkurator bei der Fondazione Claudio Buziol in Venedig. 2009 hat er die künstlerische Leitung des World Venice Forum übernommen. Hier dirigierte er das Orchestra del Teatro La Fenice in der Uraufführung seines multimedialen Konzerts Of Flowers And Flames zum 25. Jahrestag des Gas-Desasters in Bhopal (Indien).
2000 bis 2006 war Molino künstlerischer Leiter von Fabrica Musica, der musikalischen Abteilung des italienischen Forschungszentrums für Kommunikation Fabrica. Dort arbeitete er mit Musikern wie Heiner Goebbels, David Moss, Koichi Makigami und Phil Minton. Eigene Projekte waren VOICES, uraufgeführt im Oktober 2000 beim Festival RomaEuropa, für das er mit zuvor unveröffentlichtem Videomaterial von Godfrey Reggio arbeitete, und, in Zusammenarbeit mit UN Volunteers, das Projekt Drops On A Hot Stone, das im Dezember 2001 im Kapitol in Rom uraufgeführt wurde, eine Preview fand in Berlin statt. Die Uraufführung von CREDO, einem multimedialen Musiktheaterwerk über ethnische und religiöse Konflikte, fand im April 2004 am Staatstheater Karlsruhe statt[1]. Danach wurde das Werk in Rom (Stazione Termini) mit dem Orchester des Maggio Musicale Fiorentino aus Anlass des Weltgipfeltreffens der Friedensnobelpreisträger gespielt. Im Juli 2005 eröffnete es das Queensland Music Festival in Brisbane (Australien). Sein ebenfalls mit Fabrica entwickeltes multimediales Musiktheaterprojekt WINNERS wurde, mit ihm selbst als Dirigent, am 22. Juli 2006 beim Brisbane Festival uraufgeführt; die europäische Premiere fand im Oktober 2006 in Paris in der Grande Salle des Centre Pompidou statt[2].
Für die Saison 2007/2008 war Molino als „Invited Professor and Artist“ bei Le Fresnoy - Studio National des Arts Contemporains, dem französischen Kunstzentrum in Lille, tätig; beim dortigen Festival Panorama hat er im Juni 2008 sein neues multimediales Projekt un Temps vécu, ou qui pourrait l’être, präsentiert.
2008 bis 2010 war Molino als Kurator bei der Fondazione Claudio Buziol in Venedig für verschiedene interdisziplinäre Projekte verantwortlich. Im Oktober 2009 übernahm er die künstlerische Leitung vom World Venice Forum, indem er das Festival The Garden Of Forking Paths gestaltete. Beim Abschlusskonzert in der Basilica die Frari dirigierte er das Orchestra della Fenice in seinem multimedialen Konzert Of Flowers And Flames, für den 25. Jahrestag des Bhopal-Desasters, in Indien.
Als Dirigent hat er die Konzertsaison 2010 des Teatro La Fenice in Venedig mit der Uraufführung von Bruno Madernas Requiem eröffnet. Ebenfalls an der Fenice dirigierte Molino im Dezember 2010 die Uraufführung der Oper Il Killer di Parole von Claudio Ambrosini und Daniel Pennac. Zahlreiche CDs und DVDs dokumentieren seine Arbeit als Komponist und Dirigent.
Er hat die Konzertsaison 2010 des Teatro La Fenice in Venedig mit der Uraufführung von Bruno Madernas Requiem eröffnet. Beim Teatro La Fenice hatte er schon in 2005 die Musik-Biennale Venedig eröffnet und die Uraufführungsproduktionen der Opern Signor Goldoni von Luca Mosca (2007) und Il Killer di Parole von Claudio Ambrosini dirigiert. Nach seinem Debüt beim Edinburgh International Festival - wo er die UK-Premiere von Heiner Goebbels Surrogate Cities mit dem BBC Scottish Symphony Orchestra dirigierte - und beim Wiener Konzerthaus mit dem Klangforum Wien dirigierte er hat er u.a. The Queensland Orchestra beim Queensland Music Festival und beim Brisbane Festival, das Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino, die Bochumer Symphoniker, die Badische Staatskapelle Karlsruhe, die Dresdner Sinfoniker, die Norddeutsche Philharmonie, das Orchestra della Svizzera Italiana, beim Teatro Comunale in Bologna, Teatro dell’Opera in Rom, Teatro Massimo in Palermo, Teatro S.Carlos in Lissabon, Staatstheater Darmstadt, Teatro Lirico in Spoleto, RomaEuropa Festival, bei Settembre Musica in Turin, Musik der Jahrhunderte in Stuttgart, beim Schauspielhaus Zürich (mit der Premiere von Industry and Idleness von Heiner Goebbels, 2010), der Zagreb Biennale und beim Europäischen Zentrum der Künste in Dresden dirigiert. Als Dirigent hat Molino im Oktober 2011 beim Sydney Opera House mit Carlisle Floyds Of Mice and Men und Verdis Macbeth für Opera Australia gefeiert.
Seine Kompositionen sind bei RAI Trade (Rom), Nuova Stradivarius (Mailand) und Ricordi (Mailand) verlegt. CD- und DVD-Aufnahmen wurden bei Naïve (Paris), Stradivarius (Mailand) und Dynamic (Genua) veröffentlicht.
Werke (Auswahl)
- Of Flowers And Flames (2009), multimediales Konzert für Solo-Sarangi (Video), großes Orchester und Live Video für den 25. Jahrestag des Bhopal-Desasters, Indien
- un Temps vécu, ou qui pourrait l'être (2007–2008), multimediales szenisches Konzert für einen Vokalisten, Bassethorn, Schlagzeug, eine Schauspielerin, Live Electronics und Live Video
- WINNERS (2005–06), multimediale Music Action für 2 Saxofone, 7 Solo-Schlagzeuger, großes Orchester, Live Electronics und Live Video
- CREDO (2003–04), multimediales Musiktheater für Gesangs- und Instrumentalsolisten, Schauspieler, großes Orchester, Live Electronics, Live Video und Live Satellitenverbindungen
- Drops On A Hot Stone (2001) für Instrumentalensemble, Live Electronics und Live Video
- Those Who Speak In A Faint Voice (2000–2001) für einen Vokalisten, Saxofon solo, Instrumentalensemble, Live Electronics und Live Video
- Voices (2000) für einen Vokalisten, Instrumentalensemble, Live Electronics und Live Video
- the smiling carcass (1998–99) für einen Vokalisten, 2 Schauspieler, Madrigalensemble, Saxofon solo, Ensemble und Live Electronics
- Earth and Heart Dances (1997) für 5 Schlagzeuger und Live Electronics
- Gesti per un tempo di passione (1996) für 14 Instrumente
CDs and DVDs (Auswahl)
- CREDO (DVD der Uraufführung, Dirigent: Andrea Molino; Naïve, Paris, 2006)
- Luca Mosca: Signor Goldoni (DVD der Uraufführungsproduktion beim Teatro La Fenice, Venedig; DVD Dynamic 33600, 2008)
- the smiling carcass (Livemitschnitt der Produktion der Pocket Opera Company in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk, Dirigent: Andrea Molino; CD Stradivarius STR 33558 (1999)
- Bruno Maderna: Serenata n.2, Concerto per 2 pianoforti (A. Orvieto, M. Rapetti, Pf.; Ex Novo Ensemble, Venedig; Demoé Percussion Ensemble, Aosta, Dirigent: Andrea Molino; CD Stradivarius STR 33536, 1999)
- Earth and Heart Dances (Demoé Percussion Ensemble, Aosta; CD Stradivarius STR 33499, 1998)
Einzelnachweise
Weblinks
- Offizielle Seite von Andrea Molino
- Videodokumentation von Andrea Molino bei Vimeo
- Infos über Andrea Molino auf der Seite der Federazione CEMAT
- Those Who Speak In A Faint Voice und the smiling carcass auf der Seite der Pocket Opera Company Nürnberg
- Infos über Andrea Molino auf der Fabrica Homepage
- RAI Trade (Musikverlag)
- Stradivarius (CD-Label und Verlag)
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