23-F

23-F

Der Putsch vom 23. Februar 1981 (in Spanien umgangssprachlich 23-F für das Datum oder auch El Tejerazo nach einem der Beteiligten genannt), war ein missglückter Versuch von Teilen der Guardia Civil und des Militärs, die Demokratie in Spanien zu beenden und eine neuerliche Diktatur zu errichten. Ursache war die Frustration von Teilen der Armee und der Anhänger Francos über die seit dem Tod des Diktators in Gang gekommenen Reformen hin zu einem modernen, demokratischen Rechtsstaat sowie die wirtschaftliche Lage des Landes und das Terrorismusproblem. Der Putsch scheiterte am entschlossenen Auftreten des spanischen Königs Juan Carlos, der in seiner Rolle als Oberbefehlshaber der Streitkräfte in einer in Uniform gehaltenen Fernsehansprache, 6 Stunden nach Beginn des Putschversuchs, die Armeeangehörigen in die Kasernen zurückbefahl und sich eindeutig für den Demokratieprozess und die spanische Verfassung aussprach.

Das persönliche Eingreifen entzog dem Putsch nicht nur den Boden, sondern festigte in der Folge auch entscheidend die junge spanische Demokratie, sowie die Rolle von König Juan Carlos in der Öffentlichkeit. Bis zum Putsch galt Juan Carlos vielen Spaniern als Marionette und Zögling Francos und war entsprechend unpopulär. Auch in der Krise hatte er sich mehrfach ambivalent geäußert. Nach dem Putschversuch wurde seine Position nicht mehr in Frage gestellt und eine Mehrheit der Spanier bekennt sich offen als Anhänger des Königs (Umgangssprachlich: als Juancarlisten).

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Als Franco starb, begann sein Nachfolger König Juan Carlos, in Spanien eine Demokratie einzuführen. Während der Transition in Spanien hatte die junge Monarchie gegen eine Wirtschaftskrise (16% Inflation, 20% Arbeitslosenquote und ansteigende Kapitalflucht) sowie den Terror von Separatisten (ETA) und Antifaschisten (FRAP) zu kämpfen. Die rechten Kräfte, geführt von ehemaligen Begünstigten des Franco-Regimes, rekrutierten sich unter anderem aus der ehemaligen Einheitspartei Falange und dem „Verband der Bürgerkriegsveteranen“. Sie hielten konspirative Treffen ab, drohten der durch die Krise geschwächten Regierung aber auch offen. Ein Militärputsch lag in der Luft.

Durch die sogenannte „Operation de Gaulle“ wollten sie eine „Regierung der nationalen Rettung“ etablieren. Diese sollte von General Alfonso Armada geführt werden. In diese Überlegungen waren fast alle hochrangigen Politiker des Landes, auch PSOE (Partido Socialista Obrero Español), involviert. Um einem „harten“ Putsch wie zum Beispiel in Chile 1973 oder der Türkei in 1980 zuvorzukommen, sollte eine „Regierung der nationalen Rettung“ bestehend aus allen Parteien außer den Kommunisten gebildet werden, die das Land für einige Jahre stabilisieren sollte, um danach wieder zur Demokratie zurückzukehren.

Als am 23. Februar 1981 Leopoldo Calvo-Sotelo als Nachfolger von Adolfo Suárez zum Ministerpräsidenten gewählt werden sollte, der am 29. Januar zurückgetreten war, kam es zu einem Putschversuch.

Verlauf

Um 18.23 Uhr stürmte Oberstleutnant Antonio Tejero mit zwei, mit Maschinenpistolen bewaffneten Hundertschaften der Guardia Civil das Parlament und unterbrachen die Sitzung. Es entstand das Weltpressefoto des Jahres 1981, auf dem zu sehen ist, wie Putschist Antonio Tejero mit einer Pistole in der Hand am Rednerpult steht. Er erklärte den Abgeordneten:

„Guten Tag! Es wird Ihnen nichts passieren. Wir warten, bis die zuständige militärische Autorität hier ist. Die wird dann bestimmen, was weiter passiert und es uns mitteilen. Seien Sie beruhigt. Ich weiß nicht, ob es eine Viertelstunde dauern wird, 20 Minuten oder eine halbe Stunde – länger glaube ich kaum.“

Kameras hielten die Entstehung eines Tumults fest, als Vizepräsident Manuel Gutiérrez Mellado zum Rednerpult eilte, nach einer Erklärung verlangte und als ranghöchster Militär (Generalleutnant) die Putschisten scharf aufforderte die Waffen niederzulegen. Um für Ruhe zu sorgen befahlen die Putschisten den Abgeordneten, sich auf den Boden zu legen, und schossen einige MP-Salven in die Luft. Daraufhin duckten sich die Abgeordneten hinter ihren Pulten, lediglich drei blieben stehen bzw. auf ihren Plätzen sitzen: Vizepräsident Mellado, der (noch) geschäftsführende Ministerpräsident Adolfo Suárez, sowie Kommunistenführer Santiago Carrillo, der scheinbar unbeeindruckt eine Zigarette rauchte. Die Putschisten trennten daraufhin die Abgeordneten und nahmen sie als Geiseln.

Gleichzeitig fuhren Panzer in Valencia auf Befehl des General-Kapitäns der östlichen Militärregion Milans del Bosch auf die Straßen. Der Ausnahmezustand wurde nur in der Region Valencia (III. Militärregion) ausgerufen und eine nächtliche Ausgangssperre verhängt sowie die Aussetzung der Verfassungsrechte über Radio verkündet (bando militar).

Die Verschwörer waren sich sicher, dass sich der König, ebenso wie große Teile des Militärs, auf ihre Seite schlagen würden.

Anders als erwartet verurteilte der König jedoch in einer Fernsehansprache um 01.14 Uhr, in der Uniform des Oberbefehlshabers, den Putschversuch und stellte sich auf die Seite der Demokratie:

«La Corona, símbolo de la permanencia y unidad de la Patria, no puede tolerar en forma alguna acciones o actitudes de personas que pretendan interrumpir por la fuerza el proceso democrático que la Constitución votada por el pueblo español determinó en su día a través de referéndum.»

„Die Krone, Symbol der Beständigkeit und Einheit des Vaterlandes, kann in keiner Weise Handlungen oder Haltungen hinnehmen, die bezwecken, den verfassungsmässigen demokratischen Prozess zu stoppen, dem das spanische Volk durch ein Referendum seine Zustimmung gegeben hat.“[1]

Auf Wunsch des Königs war der damals minderjährige Kronprinz Felipe während der entscheidenden Augenblicke anwesend, unter anderem während der Fernsehansprache. Wie Felipe später erzählte, wollte ihm sein Vater vermitteln, dass es die wichtigste Aufgabe eines Königs sei, dem Volk zu dienen.

Gegen fünf Uhr des 24. Februar rief Milans del Bosch die Panzer zurück. Erst gegen Mittag des 24. Februar wurden die Parlamentarier nach Verhandlungen mit den Putschisten freigelassen.

Die Führer der Putschisten wurden vor Gericht gestellt und zu Haftstrafen von bis zu 30 Jahren verurteilt, wobei die Beteiligung und Identität möglicher Hintermänner ungeklärt blieb. Der letzte inhaftierte Putschist, Tejero, wurde 1996 vorzeitig aus der Haft entlassen.

Einzelnachweise

  1. Juan Carlos I. von Spanien: Rede am 23. Februar 1981. Mit einem Essay von Walter Haubrich. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1992, ISBN 3-434-50104-5.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Wikisource: Rede Juan Carlos’ I. – Quellen und Volltexte (Spanisch)

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