Kaserne

Kaserne
Kaserne der Bundespolizei an der Homburger Landstraße in Frankfurt-Preungesheim
Verlassene Kaserne in Ostdeutschland

Eine Kaserne ist grundsätzlich eine militärische oder polizeiliche Gebäudeanlage, in der Soldaten bzw. Polizisten abrufbereit untergebracht (kaserniert) sind.

Das Wort „Mietskaserne“ wird (abwertend) für einfache oder heruntergekommene Mehrfamilienhäuser mit vielen Mietparteien gebraucht.

Ein ähnliches Wort wie Kaserne ist Garnison. Mit Kaserne meint man eher den einzelnen Komplex; mit Garnison immer den ganzen Standort. So kann eine Garnison mehrere Kasernen umfassen.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Die Herkunft des Begriffes geht wahrscheinlich auf das arabische al-Qasr, eine ins Deutsche übernommene Arabisierung des lateinischen castrum (dt.: befestigtes Militärlager) zurück. Ähnlichkeiten finden sich in vielen romanischen Sprachen wieder:

  • französische Ableitung „caserne“ aus dem lateinischen „quaderna“, ein vulgärsprachlicher Begriff für ein Wachlokal mit vier Soldaten
  • Ableitung vom spanischen „caserna“, was „geräumiges Haus“ bedeutet
  • Verballhornung des italienischen „casa d’arma“, was „Haus der Waffen“ bedeutet. Vgl. it. caserma = Kaserne.

In Österreich-Ungarn wurde früher für Kasernen und Militärunterkünfte die Bezeichnung Ubikation (von lat. ubi wo) gebraucht.

Geschichtliche Entstehung

Kasernenschutzräume auf dem Hagelsberg in Danzig, Polen.

Kasernen sind bereits seit der römischen Kaiserzeit bekannt. Damals beinhalteten die Kasernen noch alles, was die Mannschaften zum täglichen Leben benötigten. So gab es dort Bäcker, Schuhmacher und andere Arten von Handwerkern.

In der Neuzeit begann der Kasernenbau gegen Ende des 17. Jahrhunderts mit dem Aufkommen von sogenannten stehenden Heeren insbesondere in Frankreich unter Ludwig XIV. Zuvor waren die Soldaten in Bürgerquartieren untergebracht.

Deutschland

Ab dem 18. Jahrhundert wurden in größerem Umfang Kasernen gebaut, die im damaligen Deutschland (besonders Preußen) jedoch zumeist nicht als Mannschaftsunterkünfte, sondern als Wohnhäuser für Soldaten und ihre Familien eingerichtet waren. Darin hatte jede Familie eine Stube und eine Kammer, in der der Soldat mit seiner Frau und Kindern sowie gelegentlich weitere junge Soldaten lebten.

Im 19. Jahrhundert wurden Kasernen in größeren Anlagen errichtet, die ausschließlich zur Unterbringung der Soldaten dienten. Dabei wurden Versuche mit Gebäuden unterschiedlicher Größen gemacht, die von der Kompanie- bis zur Bataillonsstärke reichten. Häufig war jeweils ein Stockwerk für eine Kompanie vorgesehen, wobei sich an den Treppenaufgängen jeweils die Zimmer der Unteroffiziere befanden, um die Soldaten besser bewachen zu können. Zur Zeit des deutschen Kaiserreichs nach 1871 wurden viele Kasernenkomplexe neugebaut, so dass das deutsche Heer Anfang des 20. Jahrhunderts bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr in Behelfsquartieren untergebracht war.

Im 20. Jahrhundert wurde das Bild der Kasernen sehr stark geprägt durch die sogenannte Wiederaufrüstung in den ersten Jahren des NS-Regimes. Es wurden allein von 1934 bis 1939/40 über 500 Kasernen nur für das Heer errichtet. Hinzu kamen die komplett neu zu errichtenden Kasernen für die entstehende Luftwaffe.

Heeres-Kaserne der deutschen Wehrmacht im dänischen Ringsted.

Die Heeres-Kasernen entstanden nach ziemlich einheitlichen Plänen, deren Vorläufer schon zum Ende des Kaiserreichs entstanden waren. Eine typische Heeres-Kaserne aus den 1930er Jahren für ein Bataillon oder eine Abteilung bestand aus meist drei Mannschaftshäusern, einem oder zwei Wirtschafts- und einem Stabsgebäude. In dem Stabsgebäude war fast immer die Wache mit untergebracht, wobei sich dieses Gebäude in unmittelbarer Nähe des Kasernentores befand.

In Kasernen, in denen ein Bataillon eines Infanterie- Regimentes und der Regimentsstab selbst stationiert waren, sind neben dem Gebäude des Regimentsstabes noch zwei weitere Mannschaftsgebäude errichtet worden. Diese beherbergten die 13. und 14. Kompanie, die dem Regiment direkt unterstellt waren. Ein typische Kaserne dieser Art war die Estorf-Kaserne in Hamburg-Jenfeld (später als Teil der Lettow-Vorbeck-Kaserne umbenannt).

Die Gebäude der Heereskasernen waren meist dreigeschossig ausgeführt, d.h. mit einem hochgelegenen Erdgeschoss und zwei Stockwerken darüber. Die Fassaden jedoch wurden unterschiedlich gestaltet wie z. B. durch Verputzen oder durch Ziegelverblendung. Hierbei nahmen die örtlichen Gegebenheiten Einfluss. Die Wirtschaftsgebäude jedoch wurden zweigeschossig ausgeführt, allerdings waren die Geschossehöhen größer, da die Wirtschaftsgebäude z. B. Speisesäle aufwiesen.

Hinzu kamen abgesetzt von den zuvor beschriebenen Gebäuden der Technische Bereich oder Funktionsbereich. In diesem Bereich wurden die Gebäude errichtet, die von den untergebrachten Einheiten benötigt wurden, beispielsweise Hallen für motorisierte Fahrzeuge, Geschütze, Werkstätten, Stallungen usw. Oft wurde auch ein Schießstand innerhalb der Kasernenanlage errichtet. Waren Stäbe, z. B. ein Regimentsstab, zusätzlich in einer Kasernenanlage untergebracht, wurde hierfür ein eigenes Stabsgebäude errichtet. Durch die hohe Anzahl von Offizieren, die in so einer Kaserne stationiert waren, wurde meist noch ein Gebäude in ähnlichem Baustil für das Offiziersheim/-kasino errichtet.

Typische Kasernen aus jener Zeit sind:

Douaumont-Kaserne in Hamburg
Errichtet für ein Artillerie-Regiment für zwei dort stationierte Abteilungen: pro Abteilung: drei Mannschaftsgebäude, ein Stabs- und ein Wirtschaftsgebäude. Dazu kamen ein Stabsgebäude für den Regimentsstab und ein Offizierskasino. In der Süd-West-Ecke befand sich bis zum Umbau der Kaserne zur Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr ein kleiner Schießstand.
Hanseaten-Kaserne (ehemals Litzmann-Kaserne) in Hamburg
Errichtet für eine Nachrichtenabteilung: drei Mannschaftsgebäude, ein Stabs- und ein Wirtschaftsgebäude. Hinzu kamen umfangreiche Bauten für den Funktions- und Technischen Bereich.

Kasernen der Bundeswehr heute

Bei neueren Kasernen liegen die Unterkunftsräume meist in Einzelblöcken in ein bis zwei Kompaniestärken. Die Unterbringung der Soldaten erfolgt getrennt nach Dienstgradgruppen, Verwendung und Geschlecht. So müssen sich Rekruten in der Grundausbildung oder auf anderen kurzen Lehrgängen meist zu viert, zu sechst oder sogar zu acht eine Stube teilen, während es in den Stammeinheiten bei Vier- bis Sechs-Mann-Stuben bleibt. Je höher man im Dienstgrad steigt, desto eher hat man Anspruch auf Zuteilung einer Einzelstube, wenn die baulichen und personellen Gegebenheiten dies zulassen.

Unter dem Stichwort Kaserne 2000 versteht man den schrittweisen Umbau der üblichen Stuben zur Steigerung der Wohnqualität. Dies beinhaltet unter anderem neues Mobiliar (Tische, Stühle, Schränke), die Reduzierung der Bettenanzahl pro Stube und die Auflösung der bisherigen Sammelsanitärräume sowie deren Integration in die neuen Stuben, so dass sich zum Beispiel zwei Stuben eine Dusche/WC teilen.

Je nach Art der Kaserne gibt es reine Unterkunftsgebäude oder solche, in denen sich meist im Erdgeschoss die Dienstzimmer der Kompanieführung befinden. Die Verwaltungs- und Wirtschaftsräume befinden sich in anderen Gebäuden. Auf dem Kasernengelände können sich auch Sportanlagen, Exerzierplätze, Sanitätseinrichtungen und Betreuungseinrichtungen (OHG, UHG, Mannschaftsheim, Freizeitbüros) befinden.

Kasernen sind in der Regel militärische Sicherheitsbereiche, sind mit Zäunen gesichert und werden unter Androhung von Schusswaffengebrauch gegen unbefugtes Betreten bewacht.

Häfen der Marine sind im Prinzip auch Kasernen, werden aber allgemein als Stützpunkt bezeichnet. Bei der Luftwaffe sind die Unterkunftsbereiche der Soldaten aus Sicherheitsgründen in der Regel von den Flugplätzen räumlich getrennt.

Angegliedert ist bei einigen Kasernen ein (Standort-)Übungsplatz, auf dem die Rekruten die Kampfausbildung im freien Gelände erhalten und vertiefen.

Siehe auch

Wiktionary Wiktionary: Kaserne – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Kasernen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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