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Die Falange Española ([fa'laŋxe], vom Griechischen φἄλαγξ phálanx „Baumstamm“, „Walze“, „Rolle“, „Schlachtreihe“) war in Spanien eine ultranationalistische, faschistische und antikommunistische Bewegung, die im Jahre 1933 gegründet wurde. Während der Zweiten Republik war sie eine Splitterpartei, die später den Kern des Movimiento Nacional als Staatspartei des Franco-Regimes bildete.
Inhaltsverzeichnis
Zweite Republik
Die Falange Española wurde offiziell am 29. Oktober 1933 im Teatro de la Comedia in Madrid gegründet. Den Vorsitz übernahm eine Dreiergruppe, die aus dem Anwalt José Antonio Primo de Rivera, dem Piloten Julio Ruiz de Alda und dem Schriftsteller Alfonso García Valdecasas bestand. Der Parteiname „Falange“ ist vermutlich den Schriften des Publizisten Ernesto Giménez Caballero entlehnt, der als erster faschistischer Autor in Spanien gilt, und bezieht sich auf die altgriechische Kampfformation der Phalanx.
Trotz ihrer eher unscharfen Programmatik konnte die Falange bis Ende des Jahres etwa 2000 Mitglieder gewinnen, vor allem enttäuschte Anhänger der traditionellen Rechtsparteien und Studenten, die über die im November 1933 gegründete Studentengruppe Sindicato Universitario Español (SEU) zur Partei kamen. 1934 vereinigte sich die Partei mit den ideologisch nahestehenden Juntas de Ofensiva Nacional Sindicalista (dt.: Vereinigungen der Nationalsyndikalistischen Offensive, JONS) zur Falange Española de las JONS. Führer der JONS war Ramiro Ledesma, der Begründer der spanischen Nationalsyndikalismus. Die neue Partei übernahm von den JONS das auf die Reyes Católicos zurückgehende Symbol von Joch und Pfeilen sowie die schwarzrote Fahne, welche die JONS ihrerseits den Anarchisten abgesehen hatte. Parteihymne wurde das von José Antonio Primo de Rivera gedichtete Lied Cara al Sol (dt. „Gesicht zur Sonne“).
1935 gab sich die neue Partei ein national-soziales Programm, jedoch wurden taktisch-ideologische Differenzen bald deutlich: Während José Antonio Primo de Rivera die Durchsetzung einer „Nationalsyndikalistischen Revolution“ durch eine kleine Gruppe der Anhänger propagierte, wollte Ramiro Ledesma die Falange zu einer Massenpartei machen.
Nach dem Erfolg der Volksfront bei den Wahlen von 1936 verschärften sich in Madrid und anderen Großstädten die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der Falange und der linken Parteien auf dramatische Weise. Nach einem Mordanschlag auf den Juraprofessor und Sozialisten Jiménez de Asúa am 11. März 1936 durch Studenten des Falangistischen Studentenbundes SEU wurde die Falange von der Volksfrontregierung verboten. Am 14. März wurden die Führer der Falange, darunter José Antonio Primo de Rivera, inhaftiert, nach Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs in einem Schauprozess zum Tode verurteilt und am 20. November 1936 (umgangssprachlich bekannt als „20-N“) erschossen.
Spanischer Bürgerkrieg und Umwandlung in das Movimiento Nacional
Im Spanischen Bürgerkrieg kämpften die falangistischen Milizen auf der nationalistischen Seite unter General Francisco Franco. Primo de Rivera, der noch immer in Alicante inhaftiert war, wurde am 20. November 1936 von Republikanern hingerichtet und schnell zum Märtyrer der nationalistischen Seite ausgerufen. Die Positionskämpfe um seine Nachfolge entschied Franco durch ein Dekret vom 19. April 1937, das die Vereinigung von Falange und JONS mit der carlistischen Comunión Tradicionalista zur Falange Española Tradicionalista y de las JONS anwies. Damit wurde dem „revolutionären“ Programm der Falange weitgehend eine Absage erteilt und der Weg der Falange zur Staatspartei des Franquismus geebnet. Franco selbst erklärte sich zum Führer der „Bewegung“ (movimiento), wie die Partei nun allgemein bezeichnet wurde. 1943 wurde die Falange-Miliz aufgelöst. 1970 wurden die F.E.T. y de las JONS auch offiziell in Movimiento Nacional umbenannt. Bis zum Ende der Franco-Diktatur blieb sie die einzige zugelassene Partei in Spanien.
Strömungen und Nachfolger
Viele der Altfalangisten (camisas viejas) reagierten ablehnend auf die zunehmende Vereinnahmung und Entmachtung der Falange durch den Staat und propagierten die Durchsetzung der so genannten revolución pendiente (der „ausstehenden Revolution“), einer faschistisch-nationalsyndikalistischen Neuordnung der spanischen Gesellschaft, der der Franquismus weitgehend eine Absage erteilt hatte. Sie bildeten damit eine Art „Opposition von rechts“ zum Franco-Regime. Der bekannteste Vertreter dieser politischen Richtung war Blas Piñar. Eine dieser radikalen Gruppen war die 1963 gegründete Syndikalistische Studentenfront (Frente de Estudiantes Sindicalistas, FES), der in den 1970er Jahren in bedeutender Funktion auch der spätere Vorsitzende des Partido Popular (PP) und spanische Regierungschef José María Aznar angehörte.
Während der Demokratisierung und Auflösung des Movimiento Nacional unter dem Übergangs-Ministerpräsidenten Adolfo Suárez bildeten sich im rechtsradikalen Spektrum mehrere Splitterparteien, von denen drei bei den ersten freien Wahlen vom 15. Juni 1977 antraten, aber keine ins Parlament einziehen konnte. Noch heute existieren mehrere Gruppen und Parteien mit dem Namensbestandteil „Falange“, die zum rechtsextremen Spektrum zu zählen sind.
Literatur
- Bernd Nellessen: Die verbotene Revolution. Aufstieg und Niedergang der Falange; Hamburg: Leibniz-Verlag 1963 (= Hamburger Beiträge zur Zeitgeschichte 1)
- Literatur über die Falange im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Weblinks
Commons: Falange – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Spartacus article on the Falange including a Falange manifesto (englisch)
- Falange Española de las JONS (spanisch)
- La Falange (spanisch)
- Falange Auténtica (spanisch)
- Falange Española Independiente (spanisch)
- José Antonio's written legacy (spanisch)
- [1] (deutsch) Falange in Deutschland, Deutsche Phalanx
Kategorien:- Nationalistische Partei
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