Kaspische Höhere Offiziersschule der Seestreitkräfte der UdSSR

Kaspische Höhere Offiziersschule der Seestreitkräfte der UdSSR
Ehemaliger Haupteingangskontrollpunkt, heute Eingangstor der Aserbaidschanischen Militärhochschule

Die Kaspische Höhere Offiziersschule der Seestreitkräfte der UdSSR (russ. Каспийское Высшее Военно-Морское Краснознаменное Училище (КВВМКУ) имени С.М. Кирова), benannt nach Sergei Mironowitsch Kirow, diente der Sowjetunion als Ausbildungsstätte seemännischen Führungspersonals (Fähnriche, Offiziere) für die Marine des Landes. Sie befand sich in Baku, der Hauptstadt der Aserbaidschanischen SSR am Kaspischen Meer.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gegen Ende des Jahres 1937 beschloss der Rat der Volkskommissare ein Programm zum Aufbau einer nationalen Kriegsflotte. Diesem Beschluss liegt auch der Plan zum Bau einer weiteren Seekriegsschule in Baku zu Grunde. Der Plan wurde im März 1939 durch Flottenadmiral Kusnezow, den Volkskommissar der UdSSR Kriegsflotten, bestätigt. Schon im Juni wurde die zukünftige Lehreinrichtung auf den Namen Kaspische Seekriegsschule (Каспийское военно-морское училище) getauft. Sofort nach Baubeginn fand die Ausbildung der Seeleute provisorisch im Freien statt und die Kursanten wohnten in Zelten.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden verschiedene Militärschulen der UdSSR in Baku untergebracht wie z.B. im November 1941 die Seekriegsschule für Küstenverteidigung, im Herbst 1942 die Seekriegshochschule M. W. Frunse und gegen Ende des Jahres 1942 das Vorbereitungszentrum für Seeoffizierskader. Viele Absolventen der Schule ließen ihr Leben beim Einsatz an der Front.

Am 1. Oktober 1952 begann man den allgemeinen Abschluss als Wachoffizier aufzugeben und stattdessen Spezialfakultäten aufzubauen (z.B. für Navigation, Artillerie, Minen, UAW). Die Verleihung des Namens S. M. Kirow an die Schule erfolgte am 9. Dezember 1954. Ende der 50er Jahre wurden die Fakultäten der Artillerie und Mine/Torpedo in andere Städte verlegt. Stattdessen erhielt man im Jahre 1960 von der Leningrader Höheren Seekriegsschule für Waffeningenieure eine neue Fakultät. Eine besondere Auszeichnung in der sowjetischen Zeit war die Verleihung des Rotbannerordens zum 50. Jahrestag der Gründung der Sowjetischen Kriegsflotte am 22. Februar 1968.

In den 1950er und 60er Jahren vertieften sich die internationalen Beziehungen und die militärische Zusammenarbeit der Flotten des Warschauer Pakts, sowie anderer sozialistischer Staaten und Entwicklungsländer. Offiziersschüler aus folgenden Ländern wurden an den 3. Fakultäten (Navigation-Hydrografie, Bewaffnung und Radioelektronik) ausgebildet:

Kontinent Staaten
Europa Albanien, Bulgarien, Jugoslawien, Ungarn, DDR, Finnland, Polen, Rumänien
Asien China, Nordkorea, Vietnam, Kambodscha, Indien, Indonesien, Nord- und Südjemen, Syrien, Irak
Afrika Algerien, Libyen, Ägypten, Äthiopien, Somalia, Mosambik, Republik Kongo, Benin, Äquatorialguinea, Guinea, Guinea-Bissau, Angola, Kap Verde, Seychellen
Lateinamerika Kuba, Nikaragua
Absolventen der DDR Volksmarine werden auf dem zentralen Appellplatz zu Leutnanten ernannt

Von 1939 bis 1992 bildete die Lehreinrichtung etwa 15.000 inländische Offiziere und etwa gleichviele ausländische Armeeangehörige aus. Fast 150 von ihnen beendeten ihre Ausbildung mit Auszeichnung und Goldmedaille und mehr als 100 Absolventen wurden Admirale und Generale.[1]

Die Geschichte der Schule endet mit dem Niedergang der UdSSR. Ab Februar 1988, dem Beginn der Periode der Pogrome gegen Nichtmuslime in Sumgait, Baku und anderen Städten und Dörfern Aserbaidschans, unterstützte das Personal der Bildungseinrichtung unter Führung von Konteradmiral Leonid Schdanow die sowjetische Administration bei der Aufrechterhaltung der inneren Ordnung, dem Schutz der öffentlichen Einrichtungen und der Evakuierung von Flüchtlingen. Die letzten Absolventen beendeten 1992 die Offiziersschule. Ausländische Studierende waren zu dem Zeitpunkt bereits evakuiert worden, aber es existierte noch eine verbliebene Fakultät zur Seeoffiziersausbildung.[2]

Auf Anordnung des Präsidenten der sich unabhängig erklärten Republik Aserbaidschan vom 3. Juli 1992 wurde die Schule juristisch dem neu gegründeten Staat übergeben. Faktisch erfolgte die Übergabe am 18. Juli 1992, worauf per Direktive des Hauptstabes der Russischen Marine die Kaspische Marine-Offiziersschule aufgelöst und das Personal an andere Bildungseinrichtungen der Russischen Marine kommandiert wurde.

Heute befindet sich auf dem ehemaligen Gelände der Schule die Aserbaidschanische Militärhochschule.

Schulleiter

Name von bis
1. Divisionskommandeur Georgi Andrejewitsch Buritschenkow Juni 1939 April 1940
2. Fregattenkapitän Konstantin Dawidowitsch Suchiaschwili April 1940 November 1941
3. Konteradmiral Nikolai Iwanowitsch Suikow November 1941 August 1942
4. Fregattenkapitän Konstantin Dawidowitsch Suchiaschwili August 1942 Juni 1944
5. Konteradmiral Iwan Fjodorowitsch Golubew-Monatkin Juni 1944 April 1949
6. Konteradmiral Alexander Gerasimowitsch Wanifatjew April 1949 März 1951
7. Konteradmiral Semen Spiridonowitsch Ramischwili März 1951 November 1961
8. Konteradmiral Nikolai Michailowitsch Drosdow November 1961 Februar 1963
9. Konteradmiral Fjodor Jakowlewitsch Akimow Februar 1963 September 1966
10. Konteradmiral Georgi Pawlowitsch Timtschenko Februar 1967 Oktober 1970
11. Konteradmiral Georgi Fjodorowitsch Stepanow Oktober 1970 Juni 1974
12. Konteradmiral Jewgeni Pawlowitsch Glebow Juni 1974 Dezember 1975
13. Konteradmiral Wassili Alexandrowitsch Archipow Dezember 1975 November 1985
14. Konteradmiral Albert Wasiljewitsch Akatow November 1985 Juli 1987
15. Konteradmiral Leonid Iwanowitsch Schdanow Schdanow.jpg Juli 1987 Juli 1992

Lage und Infrastruktur

Die Lehreinrichtung befand sich am Ufer der Baku-Bucht und belegte eine Fläche von etwa 26 Hektar. Auf ihrem Territorium gab es sechs Lehr- und neun Wohneinheiten, zwei Sportkomplexe und drei Sportstätten, ein Stadion, einen Schießstand, zwei Schwimmbäder, zwei Kantinen mit jeweils 3000 Plätzen, ein Versorgungskomplex, ein Heizwerk und ein Reinigungskombinat. Die Offiziere, Fähnriche und Zivilangestellten waren vor dem Gelände in 20 fünfetagigen Häusern in 60 Wohnungen, einem neunetagigen Wohnhaus mit 34 Wohnungen sowie einem Wohnheim untergebracht.[1]

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Artikel von Vizeadmiral Schdanow vom 21. Mai 2009 zum 70. Jahrestag der Schulgründung (russisch), abgerufen am 26. Mai 2011
  2. Homepage der Nachimow-Marineschule über Leonid Iwanowitsch Schdanow (russisch), abgerufen am 18. Mai 2011
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