Katherine Mansfield

Katherine Mansfield
Katherine Mansfield

Katherine Mansfield (Geburtsname Kathleen Mansfield Beauchamp; * 14. Oktober 1888 in Wellington; † 9. Januar 1923 in Fontainebleau) war eine neuseeländisch-britische Schriftstellerin, die bereits mit 34 Jahren an Tuberkulose starb. Neben 73 in der Regel kurzen Erzählungen hinterließ sie zahlreiche Briefe und Notizen. Die Resonanz auf ihr eher schmales Werk war und ist auffallend breit. Möglicherweise gilt sie zumindest teilweise Mansfields ungewöhnlichem Los.

Inhaltsverzeichnis

Wirkung

„Ihre meisterhaften, sorgfältig strukturierten Short stories, die mit großer Einfühlungskraft, zum Teil aber auch mit bitterer Schärfe anhand von Augenblicksimpressionen Einblicke in das alltägliche Leben u.a. des wilhelminischen Deutschland und der neuseeländischen Gesellschaft ihrer Jugend vermitteln, sind stark von persönlichen schicksalshaften Erlebnissen bestimmt“, heißt es in der Brockhaus Enzyklopädie – etwa durch Mansfields gescheiterte erste Ehe, die Totgeburt ihres Kindes, den Tod des Bruders, ihr unheilbares Lungenleiden. Wie D. H. Lawrence und Virginia Woolf, mit denen sie eine widersprüchliche Freundschaft gepflogen habe, gehöre sie zu den bedeutendsten Vertretern der modernen angelsächsischen Erzählliteratur.[1] Von Meyers Lexikon wird ihrer Prosa bereits 1927 „an Tschechow erinnernde Schlichtheit, Wahrheit und Innerlichkeit“ bescheinigt.[2] Für Kindlers Neues Literaturlexikon – das die Parallele zu dem russischen Erzähler ebenfalls zieht – sind Mansfields Kurzgeschichten „ausgesprochen handlungsarm“; das Atmosphärische habe vor der eigentlichen Fabel, die Impression vor dem Ereignis Vorrang; es handele sich eher um Charakterstudien. Gleichwohl zählt dieses Nachschlagewerk[3] Mansfield zu den WegbreiterInnen der modernen englischen short story. In feministischen Kreisen gilt sie zumindest als herausragende Vertreterin und Bahnbrecherin weiblicher Literatur.[4]

Leben

Die Tochter eines Bankiers verbringt ihre frühe Kindheit in der kleinen Ortschaft Karori, einige Kilometer von Wellington (Neuseeland) entfernt, wo sie die Wellington Girls' High School besucht. In der dortigen Schülerzeitung sammelt sie erste literarische Erfahrungen. Als Kathleen 11 ist, ziehen ihre Eltern in die Stadt. 1903 verlässt sie Neuseeland, um für drei Jahre das Queen's College in London zu besuchen, das von Charles Kingsley eigens für die Bildung und Erziehung von Frauen gegründet worden war. Hier lernt sie auch Ida Baker (1888–1978) kennen, mit der sie in ihren letzten Jahren auf recht heikle Weise[5] zusammenleben wird. Nach einer zweijährigen Rückkehr nach Neuseeland lebt Mansfield (ab 1908) für den Rest ihres Lebens in Europa und studiert mit finanzieller Unterstützung ihres Vaters Musik und Literatur. Sie interessiert sich vor allem für die französische und deutsche Sprache, schreibt ihre ersten Texte, freundet sich in der Londoner Literaturszene mit Lawrence und Woolf an. In dieser Zeit wird sie von Garnet Trowell, einem Freund der Familie aus Neuseeland, schwanger. Ein Eheversuch mit ihrem erheblich älteren Gesangslehrer George Bowden scheitert noch in der Hochzeitsnacht – sie verlässt ihn. Im selben Jahr 1909 reist sie auf Anraten ihrer Mutter nach Bad Wörishofen, wo die Deutsch sprechende Katherine Mansfield angenehm, aber unbemerkt leben und schließlich genauso unauffällig entbinden soll. Als sie ihren Koffer auf einen Schrank hieven will, erleidet sie allerdings eine Fehlgeburt.

Zurück in England, findet Mansfield bei verschiedenen Verlagshäusern Aufmerksamkeit. Im Zusammenhang mit ihrer ersten Buchpublikation In a German Pension (die 1911 erscheint), ändert sie ihren bis dahin gültigen Namen Kathleen Beauchamp in Katherine Mansfield um. Im Sommer 1914 fungiert sie mit ihrem neuen Gefährten John Middleton Murry, einem Literaturkritiker und Essayisten, als Trauzeugen bei der Heirat Lawrences mit Frieda Weekley. 1915 fällt ihr Bruder Leslie in Frankreich als Soldat des 1. Weltkrieges, was sie sehr mitnimmt. 1917 wird bei Mansfield die Tuberkulose diagnostiziert. 1918 heiratet sie Murry. Im selben Jahr zeigen sich erstmals gravierende Symptome ihrer Krankheit; der starke Husten verlässt sie nie mehr. Ihre Stütze Murry wird zunehmend von Baker abgelöst. Ihre fünf letzten Lebensjahre verbringt Mansfield (unter häufigen Geldnöten) auf Reisen durch Europa, schließlich in Fontainebleau bei Paris, wo sie sich als Schülerin des griechisch-armenischen Weisheitslehrers Georges I. Gurdjieff in dessen Institut für die harmonische Entwicklung des Menschen Heilung von ihrem Lungenleiden verspricht. Diese Hoffnung zerschlägt sich 1923.

Das Geburtshaus in Wellington

Katherine Mansfield wurde auf dem Friedhof zu Avon bei Fontainebleau bestattet. In dieser Stadt ist eine Straße nach ihr benannt. In ihrem Geburtshaus in Wellington wurde ein Katherine-Mansfield-Museum eingerichtet.

Werke

  • In a German Pension, Kurzgeschichten, 1911, deutsch In einer deutschen Pension, Hafmans bei Zweitausendundeins, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-86150-847-2
  • Prelude, Kurzgeschichten, 1918
  • Bliss an other stories, Kurzgeschichten, 1920, deutsch Für sechs Pence Erziehung, außerdem unter dem Titel Seligkeit
  • The Garden Party and other short stories, Kurzgeschichten, 1922, deutsch Das Gartenfest und andere Geschichten
  • The doves' nest an other stories, Kurzgeschichten, 1923 postum, deutsch Das Taubennest
  • Something childish and other stories, Kurzgeschichten, 1924 postum, deutsch Etwas Kindliches, aber sehr Natürliches

Ausgaben

  • John Middleton Murry (Hrsg): Journal of Katherine Mansfield, 1927, 1983 (deutsch: Tagebuch. Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt 1975).
  • John Middleton Murry (Hrsg): The letters, 1928 (zwei Bände)
  • Dein großes Herz (Ausgewählte Erzählungen), Frankfurt am Main 1959
  • Sämtliche Erzählungen (mit einem Essay von Elisabeth Schnack), Köln 1980, letzte Neuausgabe 2003
  • Ausgewählte Werke (zwei Bände), Frankfurt am Main 1981
  • Vincent O'Sullivan (Hrsg): The aloe, 1982
  • Das Leben sollte sein wie ein stetiges, sichtbares Licht (Briefe, Tagebücher, Kritiken), Frankfurt am Main 1983
  • Elisabeth Schnack (Hrsg): Ein Mädchen in Neuseeland, Auswahlband, 1983
  • Claire Tomalin (Hrsg): The short stories, 13. Auflage 1983
  • Clare Hanson (Hrsg): The critical writings, 1987
  • Elisabeth Schnack (Hrsg): Sämtliche Erzählungen, 1988 (fünf Bände)
  • Max A. Schwendimann (Hrsg): Eine Ehe in Briefen, Neuausgabe 1988
  • Margaret Scott (Hrsg): The Katherine Mansfield Notebooks (Notizen, Entwürfe, Privates), 2001
  • Heiko Arntz (Hrsg): Sämtliche Werke, Frankfurt am Main 2009, 1049 Seiten

Bibliografien

  • Ruth Elvish Mantz: The Critical Bibliography of Katherine Mansfield, London 1931, Neuausgabe New York 1968
  • Brownlee J. Kirkpatrick: A Bibliography of Katherine Mansfield, Oxford 1989, ISBN 0-19-818401-8

Literatur

  • Ruth Elvish Mantz und John Middleton Murry: The Life of Katherine Mansfield, London 1933, Neuausgabe 1968
  • E. Clément-Sametz: Charaktere und Motive in Mansfields Kurzgeschichten, Insbruck 1940
  • A. Friees: Katherine Mansfield, Kopenhagen 1946
  • M. Andree: Das Lebensgefühl der Katherine Mansfield, Münster 1950
  • Sylvia L. Berkman: Katherine Mansfield: A Critical Study, London 1951 und 1971
  • I. A. Gordon: Katherine Mansfield, London 1954 und 1971
  • John Middleton Murry: Katherine Mansfield and Other Literary Studies, London 1959
  • A.-M. Monet: Katherine Mansfield, Paris 1961
  • Saralyn R. Daly: Katherine Mansfield, New York 1965
  • Max A. Schwendimann: Katherine Mansfield. Ihr Leben in Darstellung und Dokumenten, München 1967
  • Marvin Magalaner: The Fiction of Katherine Mansfield, Carbondale/Illinois 1971
  • Ida Baker: Ein Leben für Katherine Mansfield. Erinnerungen, London 1971, Frankfurt am Main 1998[6]
  • Peter Halter: Katherine Mansfield und die Kurzgeschichte. Zur Entwicklung und Struktur einer Erzählform, Bern 1972
  • Claire Tomalin: Katherine Mansfield. Eine Lebensgeschichte, (ursprünglich New York) Frankfurt am Main 1973, 1992
  • Vincent O'Sullivan: Katherine Mansfields New Zeeland, London 1975
  • M. K. Benet: Writers in Love, New York 1977, Seite 1-109
  • Mary Rohrberger: The Art oft Katherine Mansfield, Ann Arbor/Michigan 1977
  • Jeffrey Meyers: "Katherine Mansfield. A Biography", London 1978
  • Antony Alpers: The Life of Katherine Mansfield, London 1980, 2. Auflage New York 1980, ISBN 0-670-42805-1
  • Nelson Wattie: Nation und Literatur. Eine Studie zur Bestimmung der nationalen Merkmale literarischer Werke am Beispiel von Katherine Mansfields Kurzgeschichten, Bonn 1980, ISBN 3-416-01611-4
  • Clare Hanson und Andrew Gurr: Katherine Mansfield, London 1981
  • Cherry A. Hankin: Katherine Mansfield and her confessional stories, London 1983, ISBN 0-333-31536-7
  • Nora Crone: A portrait of Katherine Mansfield, Ilfracombe: Stockwell 1985, ISBN 0-7223-1862-6
  • Kate Fullbrook: Katherine Mansfield.', Brighton 1986
  • Jochen Ganzmann: Vorbereitung der Moderne. Aspekte erzählerischer Gestaltung in den Kurzgeschichten von James Joyce und Katherine Mansfield, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-8204-9821-4
  • Rhoda B. Nathan: Katherine Mansfield, New York 1988
  • Julia van Gunsteren: Katherine Mansfield and literary impressionism, Amsterdam 1990, ISBN 90-5183-199-4
  • Jasper F. Kobler: Katherine Mansfield. A study of the short fiction, Boston/Massachusetts 1990, ISBN 0-8057-8325-3
  • Marianne Dada-Büchel: Katherine Mansfield's dual vision. Concepts of duality and unity in her fictional work, Tübingen 1995, ISBN 3-7720-2431-9
  • Patricia Moran: Word of mouth. Body language in Katherine Mansfield and Virginia Woolf, Charlottesville 1996, ISBN 0-8139-1675-5
  • Ida Schöffling: Katherine Mansfield. Leben und Werk in Texten und Bildern, Frankfurt am Main 1996
  • Pamela Dunbar: Radical Mansfield. Double discourse in Katherine Mansfield's short stories, Basingstoke 1997, ISBN 0-333-68782-5
  • Pietro Citati: Katherine Mansfield. Ein kurzes Leben, Hamburg 1998, ISBN 3-434-50432-X
  • Katherine Murphy Dickson: Katherine Mansfield's New Zealand stories, Lanham 1998, ISBN 0-7618-1072-2
  • Ingrid Mylo: Katherine Mansfield, Frankfurt am Main 1998
  • Angela Smith: Katherine Mansfield and Virginia Woolf. A public of two, Oxford 1999, ISBN 0-19-818398-4
  • Marysa Demoor: Their fair share. Women, power and criticism in the Athenaeum, from Millicent Garrett Fawcett to Katherine Mansfield, 1870-1920, Aldershot 2000, ISBN 0-7546-0118-8
  • Angela Smith: Katherine Mansfield. A literary life, Basingstoke 2000
  • Shifen Gong: A fine pen. The Chinese view of Katherine Mansfield, Dunedin, New Zealand 2001, ISBN 1-877276-04-9
  • Kathleen Jones: Katherine Mansfield. The Story-Teller, Edinburgh, Scotland 2010, ISBN 978-0-7486-4354-7

Einzelnachweise

  1. Brockhaus Enzyklopädie der 19. Auflage, Band 14 von 1991
  2. Meyers Lexikon in der 7. Auflage Leipzig 1927
  3. Ausgabe München 1988
  4. Siehe beispielsweise Fembio, abgerufen am 1. April 2011
  5. Siehe Luise F. Pusch, abgerufen am 1. April 2011
  6. Siehe die schon oben erwähnte (bissige) Rezension von Luise F. Pusch, abgerufen am 1. April 2011

Weblinks

 Commons: Katherine Mansfield – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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