- Kausativ
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Als Kausativ (Veranlassungswort) wird in der Sprachwissenschaft eine Form der Diathese bezeichnet. Mit dem Kausativ wird ausgedrückt, dass ein erstes Agens ein zweites Agens dazu veranlasst, eine Handlung auszuführen. Einige Linguisten unterscheiden feiner zwischen Kausativ (Veranlassen) und Faktitiv (Bewirken).
In zahlreichen Sprachen, beispielsweise im Sanskrit, Estnischen, in den Altaisprachen (Beispiel Türkisch) sowie den semitischen Sprachen wie hebräisch und arabisch ist der Kausativ eine eigenständige Konjugationsform.
Die deutsche Sprache besitzt einen morphologischen Kausativ, der nicht mehr produktiv und transparent ist, das heißt, es ist nicht mehr möglich, in der modernen Sprache damit neue Formen zu bilden und er wird auch von Muttersprachlern nicht mehr als grammatische Form empfunden. Beispiele:
Nicht-Kausativ Kausativ (er)blinden blenden dringen drängen erschrecken (sie erschrak) erschrecken (sie erschreckte ihn) fahren führen fallen fällen fließen (ein)flößen futtern füttern liegen legen quellen (ist gequollen) quellen (hat gequellt) rinnen rennen saugen säugen schallen schellen schlafen (ein)schläfern schwellen (ist geschwollen) schwellen (hat geschwellt) schwingen/schwanken schwenken schwimmen schwemmen schwinden (ver)schwenden sinken senken sitzen setzen springen sprengen stehen stellen stinken stänkern trinken tränken wachen wecken winden wenden zwingen zwängen Die wichtigste Kausativbildung des Deutschen beruht auf einer gemeingermanischen deverbalen Ableitung. Dabei wurde zur 2. Ablautstufe (trank-) eines starken Verbs (trink-) mit dem Suffix -jan- ein neuer schwach flektierender Verbstamm (trank-jan-) gebildet. Das später geschwundene -j- hat Umlaut der Stammsilbe zur Folge (tränk-).
Die der Kausativbildung gegenüberstehenden Formen sind im Deutschen immer intransitive Verben (vgl. Valenzalternation). Bei vielen Verben sind beide Formen zusammengefallen bzw. waren nie getrennt, zum Beispiel „trocknen“, „schmelzen“. Wo gleichlautende Verben für beide Verwendungen existieren, unterscheiden sie sich oft noch in der Flexion (erschrecken stV. intrans. : erschrecken swV. trans.) oder unterschieden sich darin noch vor wenigen Jahrzehnten (schmolz intrans. : schmelzte trans.). Wo ein formaler Kausativ nicht vorhanden ist, kann mit kausativen Verben, also mit einem Hilfsverb (machen, lassen, zwingen, bewirken, dass) ein Kausativ konstruiert werden.
Im Englischen gibt es ähnliche Formen, wie aus den Paaren lie:lay (deutsch: „liegen:legen“) oder rise:raise (deutsch: „aufstehen:hochheben“) zu erkennen ist. Am häufigsten ist jedoch der Kausativ, der sich morphologisch bei dem betroffenen Verb nicht ausdrückt. Der Unterschied besteht einzig in der Valenzalternation. Beispielsatz: The corn grows. (deutsch: „Der Mais wächst.“) im Gegensatz zu The man grows corn. (deutsch: „Der Mann baut Mais an.“)
Die Altaisprachen sowie das Estnische, Japanische und Koreanische besitzen eigene Agglutinationsendungen, um den Kausativ eines Verbs zu bilden. Im Japanischen wird dazu die Konjugationsstufe Mizenkei und die Endung -seru bzw. -saseru verwendet.
Kausativ im Japanischen Konjugation Verb Kausativ Beispielsatz fünfstufiges Verb tragen 持つ
motsu持たせる
motaseru花子は健児に鞄を持たせた。
Hanako wa Kenji ni kaban o motaseta.Hanako ließ Kenji die Tasche tragen. einstufiges Verb essen 食べる
taberu食べさせる
tabesaseru息子に味噌汁を食べさせた。
musuko ni misoshiru o tabesaseta.(Ich) zwang meinen Sohn, die Misosuppe zu essen. Kausativ im Koreanischen Konjugation Verb Kausativ Beispielsatz Intransitives Verb sich ausruhen 쉬다
swida쉬게 하다
swige hada어머니가 아이를 쉬게 했어요.
Ŏmŏni-ga ai-rŭl swige haessŏyo.Die Mutter ließ das Kind sich ausruhen. Transitives Verb schreiben 쓰다
ssŭda쓰게 하다
ssŭge hada아버지가 아이에게 편지를 쓰게 했어요.
Abŏji-ga ai-ege p'yŏnji-rŭl ssŭge haessoyo.Der Vater zwang das Kind, einen Brief zu schreiben. Weblinks
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