Kenngruppenheft

Kenngruppenheft
Kenngruppenhefte, wie dieses von U 505 erbeute, wurden mit wasserlöslicher roter Tinte auf rosafarbenem Löschpapier gedruckt, um sie im Fall von Gefahr schnell vernichten zu können.

Das Kenngruppenbuch war ein geheimes Codebuch, das bei den U-Booten der Kriegsmarine während des Zweiten Weltkriegs zur Kennzeichnung ihrer verschlüsselten Funksprüche benutzt wurde.

Zur Geheimhaltung der im Zweiten Weltkrieg über Funk geführten Kommunikation zwischen dem Befehlshaber der U-Boote (BdU) und den deutschen U-Booten, die im Atlantik und im Mittelmeer alliierte Schiffe und Geleitzüge zu versenken hatten, wurde in erster Linie die Schlüsselmaschine ENIGMA verwendet.

Zusätzlich wurden geheime Codeunterlagen wie Kurzsignalheft und Wetterkurzschlüssel benutzt, um die Sicherheit der Verschlüsselung weiter zu erhöhen und auch die Länge der Funksprüche zu reduzieren und so die Gefahr der Entdeckung und Ortung der U-Boote durch alliierte Funkpeilung (“Huff-Duff”) zu verringern.

Zur Kennzeichnung der Funksprüche wurden sie mit einer Kenngruppe versehen, die einer Tabelle des geheimen Kenngruppenbuchs entnommen wurde. Die Kenngruppe bestand aus drei Buchstaben.

Im Gegensatz zur Marine wurden im Heer und bei der Luftwaffe die Kenngruppen nicht in gesonderten Kenngruppenheften, sondern als Teil der „Schlüsseltafel“ aufgelistet. Diese gaben für einen ganzen Monat die Tagesschlüssel der ENIGMA an, also Walzenlage, Ringstellung und Steckerverbindungen, die um Mitternacht gewechselt wurden. Außerdem führten sie für jeden Tag vier Kenngruppen aus jeweils drei verschiedenen Buchstaben auf.

Tag UKW Walzenlage Ringstellung ---- Steckerverbindungen ----    Kenngruppen
 31  B  I   IV III   16 26 08   AD CN ET FL GI JV KZ PU QY WX  dmr now wxy bev
 30  B  II  V  I     18 24 11   BN DZ EP FX GT HW IY OU QV RS  mrx ash djt lmq
 29  B  III I  IV    01 17 22   AH BL CX DI ER FK GU NP OQ TY  nqz avz hlr psx

Die Tabelle zeigt als Beispiel den Ausschnitt einer Schlüsseltafel. Es sind nur drei Monatstage dargestellt, wobei, wie damals üblich, die Tage absteigend sortiert sind. Dies erlaubte es dem Verschlüssler, die „verbrauchten“ Codes der vergangenen Tage abzuschneiden und zu vernichten.

Der Absender wählte eine beliebige der für den aktuellen Tag gültigen Kenngruppen aus, beispielsweise für den 31. des Monats „now“. Die Kenngruppe diente dem Empfänger der Nachricht dazu, zu erkennen, dass die Nachricht wirklich für ihn bestimmt war und auch befugt entschlüsselt werden konnte. Zur Tarnung permutierte der Absender die drei Buchstaben der Kenngruppe in beliebiger Reihenfolge und ergänzte sie um zwei für jeden Funkspruch zufällig zu wechselnde „Füllbuchstaben“, beispielsweise „xy“. Aus „now“ wurde so zunächst etwa „own“ und schließlich „xyown“. Diese fünf Buchstaben wurden unverschlüsselt als erste Fünfergruppe dem Geheimtext vorangestellt.

Der Geheimtext mit vorangestellter Kenngruppe wurde als Morsezeichen gefunkt und vom Empfänger aufgenommen. Dieser betrachtete die erste Fünfergruppe, im Beispiel „XYOWN“, ignorierte die ersten beiden Buchstaben und sah „OWN“. Er sortierte die drei Buchstaben in alphabetischer Reihenfolge, erhielt so „NOW“, schaute in seine Kenngruppentabelle, entdeckte dort diese Kenngruppe und konnte nun sicher sein, dass der Spruch für ihn bestimmt war und er ihn entschlüsseln konnte.

Literatur

  • Arthur O. Bauer: Funkpeilung als alliierte Waffe gegen deutsche U-Boote 1939–1945. Selbstverlag, Diemen Niederlande 1997. ISBN 3-00-002142-6
  • Friedrich L. Bauer: Entzifferte Geheimnisse, Methoden und Maximen der Kryptographie. Springer, Berlin 2000 (3. Aufl.). ISBN 3-540-67931-6
  • Ralph Erskine: The Kenngruppenbuch indicator system. PDF; 0,1 MB (englisch)

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