Kennzahlensysteme

Kennzahlensysteme

Ein Kennzahlensystem bezeichnet eine geordnete Menge von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen, die miteinander in Beziehung stehen. Das Ziel eines Kennzahlensystems ist es, vollständig über einen Sachverhalt (z. B. Unternehmensbereich, Rentabilität) zu informieren. In Unternehmen werden Kennzahlensysteme zum einen für den Erhalt schneller und verdichteter Informationen über die Leistung eines Unternehmens eingesetzt. Zum anderen können sie die Aufgaben der Planung, Kontrolle und Steuerung in einem Unternehmen unterstützen. Im Gegensatz zu Performance-Measurement-Systemen berücksichtigt ein Kennzahlensystem nur monetäre, exakt quantifizierbare Kennzahlen.

In der Praxis gibt es zwei Arten von Kennzahlensystemen:

  • Ordnungssysteme: teilen Kennzahlen bestimmten Bereichen eines Unternehmens zu (z. B. Produktion); Dadurch lassen sich Aussagen über beispielsweise die Rentabilität eines Bereichs treffen.
  • Rechensysteme: zerlegen Kennzahlen mathematisch und besitzen dadurch die Form einer Pyramide mit einer Spitzenkennzahl an der Spitze.

Das erste Kennzahlsystem war das Du-Pont-Schema, welches bereits seit 1919 angewendet wird. Das Du-Pont-Schema (auch DuPont (ROI-Baum) genannt), gilt als Grundsystem der Kennzahlensysteme, da viele Kennzahlensysteme auf diesem aufbauen.

Inhaltsverzeichnis

Beziehungen zwischen Kennzahlen

Kennzahlen können auf drei Arten miteinander in Beziehung stehen:

  • logische Zusammenhänge: Die Beziehung zwischen den Kennzahlen gründet sich auf mathematisch-logische Zusammenhänge; zum einen aufgrund von Definitionen (z. B. Gewinn = ErtragAufwand), zum anderen durch mathematische Umformungen
  • Empirische Zusammenhänge: Beziehungen zwischen den Kennzahlen sind durch empirische Beobachtungen abgeleitet (z. B. höhere Werbeausgaben verursachen höhere Verkaufszahlen)
  • hierarchische Zusammenhänge: zusammengehörige Kennzahlen lassen sich in eine Rangordnung bringen

Ziele und Anforderungen an ein Kennzahlensystem

Kennzahlensysteme geben der Unternehmensleitung Hinweise darüber, ob die Maßstäbe rationellen Wirtschaftens erfüllt werden oder nicht. Sie haben dann Aussagefähigkeit, wenn sie die Unternehmensentwicklung im zeitlichen Ablauf im Hinblick auf diese Maßstäbe offenlegen. Aussagefähige Kennzahlen sind Messgrößen, die in konzentrierter Form auf relativ einfache Weise über einen betrieblichen Tatbestand informieren. Bei einem Kennzahlensystem werden die Einzelkennzahlen, die für sich allein eine sehr begrenzte Aussagefähigkeit besitzen, zu einem System gegenseitig abhängiger und sich ergänzender Kennzahlen zusammengefasst. Dem Kennzahlensystem kommt damit in seiner Eigenschaft als Entscheidungsvorbereitungs- und Kontrollsystem nicht nur informationsverdichtende, sondern auch die Aufgabe einer echten Problemerkennung zu.

Dazu zählen beispielsweise:

Anforderungen an ein Kennzahlensystem sind

  • es muss immer aktuell und auf dem neuesten Stand sein
  • die Ermittlung der Kennzahlen muss standardisiert sein, d. h. die Methode der Ermittlung sollte immer die gleiche bleiben, um vorherige Zahlen mit neuen vergleichen zu können.
  • präzise (die Definition muss klar und deutlich sein)
  • es muss flexibel und anpassungsfähig sein
  • geeignet zur Lösung der gestalteten Aufgaben
  • wirtschaftlich
  • Fehlinterpretationen müssen ausgeschlossen werden

Probleme

Die Erstellung und Pflege eines Kennzahlensystems ist meist sehr aufwendig. Dies liegt insbesondere an der meist sehr hohen Zahl benötigter Kennzahlen. Die Erfassung der Kennzahlen bedarf daher meist eine große Menge an Ressourcen. Eine Ermittlung ist darüber hinaus meist nur durch Abfragen verschiedenster IT-Systeme (bspw. Customer Relationship Management, Enterprise Resource Planning etc.) möglich. Dies hat zur Folge, dass die Anwendung eines Kennzahlensystems meist nur sinnvoll ist, wenn die Kennzahlenerfassung und -visualisierung automatisiert erfolgen kann - etwa mit Hilfe eines Kennzahlen-Cockpits.

Siehe auch

Literatur

  • Thomas Reichmann: Controlling mit Kennzahlen und Managementberichten. 6. Aufl., Vahlen, München 2001, ISBN 3-8006-2531-8.
  • Werner Gladen: Performance Measurement - Controlling mit Kennzahlen. 3. Auflage, Gabler, Wiesbaden 2005, ISBN 3-8349-0078-8.
  • Peter Stöckli: Master-These The importance of Financial Ratios in order to support Management, Frauenfeld (CH), University of Wales, 2004

Weblinks


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