Kernkraftwerk Belene

Kernkraftwerk Belene

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Kernkraftwerk Belene

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Lage
Kernkraftwerk Belene (Bulgarien)
Kernkraftwerk Belene
Koordinaten 43° 37′ 48″ N, 25° 11′ 24″ O43.6325.19Koordinaten: 43° 37′ 48″ N, 25° 11′ 24″ O
Land: Bulgarien
Daten
Eigentümer: Bulgarische Nationale Elektrizitätsgesellschaft (bulg. Национална Електрическа Компания - НЕК)
Betreiber: Kozloduy NPP Plc
Projektbeginn: 1984

Reaktoren in Bau (Brutto):

2  (2000 MW)
Website: Kernkraftwerk Belene
Stand: 25. Juli 2007
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.

Das Kernkraftwerk Belene (bulgarisch АЕЦ Белене) ist ein im Bau befindliches Kernkraftwerk im Norden Bulgariens. Es ist 3 km von Belene und 11 km von der Stadt Swischtow entfernt in der Oblast Plewen an der Donau gelegen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Baubeginn von zwei Reaktorblöcken des Typs WWER-1000/320 erfolgte im Jahre 1987, zwischen 1988 und 1990 wurden etwa 40 % des Reaktorblocks 1 fertiggestellt und 80 % der Ausrüstung geliefert. Ursprünglich war die Errichtung von vier bis sechs 1000-MW-Blöcken geplant, jedoch wurden die Bauarbeiten 1990 trotz positiver Stellungnahmen der IAEO zum Bau[1] aufgrund Geldmangels und nach Bürgerprotesten eingestellt.

Im Jahr 2003 gaben fünf Kernkraftwerksbauer ihr Interesse an einer Vollendung des Projekts bzw. dem Bau neuer Blöcke bekannt. Im Juli 2005 gab die Regierung dem Bau mit einer Kapazität von 2.000 MW wieder ihren Zuspruch. E&C Europe wurde als neuer Hauptvertragspartner mit der Neuplanung und Gestaltung des Projekts beauftragt. Dabei wurde der Bau von zwei WWER-Reaktoren beschlossen, allerdings nicht in der ehemals geplanten, veralteten Variante WWER-1000/320, sondern als WWER-1000/466 in Bauform des AES-92.[1]

Nach den Wahlen im Oktober 2006 wurde Atomstroiexport (ASE) für den Bau ausgewählt. Das staatlich russische Unternehmen soll das Kernkraftwerk Belene vollenden und die beiden WWER-1000/466 als AES-92 bauen. Als an diesem Konsortium ebenfalls beteiligtes Unternehmen liefert Areva die Sicherheitsleittechnik, unter anderem den Reaktorschutz und die Begrenzung des Reaktors, sowie die Neutronenflussmessung und die Steuerstabregelung. Dies wird mit der digitalen Leittechnikplattform Teleperm XS realisiert. Durch den Konsortionalpartner Siemens wird die betriebliche Leittechnik sowie die Leittechnik des konventionellen Teils geliefert. Im Januar 2008 wurde der Vertrag geschlossen, der Kostenvoranschlag belief sich auf 3,9 Milliarden Dollar[1]. Mittlerweile haben zwölf internationale Banken, darunter Deutsche Bank, Commerzbank und HypoVereinsbank, nach internationalen Protestveranstaltungen von Umweltgruppen Abstand von einer Finanzierung des Projektes genommen[2].

Die Anlagen sollen ähnlich wie das Kernkraftwerk Tianwan in China aufgebaut werden. Zwischen 2013 und 2014 sollen die Blöcke den kommerziellen Leistungsbetrieb aufnehmen. Areva soll danach die Ausbildung des Personals und die erste Beladung des Reaktors managen. Die projektierten Betriebskosten der Anlage belaufen sich laut Angaben der IAEO auf 3,7 Cent/kWh. Škoda hatte vorgeschlagen, die Reaktoren auf Basis der Version 320, aber mit erweiterter Technik, zu bauen, so wie in Temelín in Tschechien. Die Kosten würden sich jedoch dann auf über 5 Milliarden Dollar erhöhen. Einige Teile dieses Reaktors wurden bereits in Belene angeliefert. Jedoch wurden nach der Umplanung auf ein AES-92 die Teile unbrauchbar, weshalb ASE diese Komponenten aufkaufte. Das Angebot des von Škoda geführten Konsortiums wurde ausgeschlagen.[1]

Die staatlichen Stromwerke Bulgariens Natsionalna Elektricheska Kompania (NEK) geben an, dass die AES-92-Blöcke einen sehr hohen westlichen Standard hätten und damit mit den EU-Richtlinien, die durch den Beitritt 2007 gültig wurden, vereinbar seien. Auf eine Ausschreibung im Jahre 2007 über Finanzierung und Betrieb der Anlage bewarben sich unter anderem Suez's Electrabel, Enel, RWE, E.ON und ČEZ.[1] Im Oktober 2008 erhielt RWE den Zuschlag und sollte somit zukünftiger Teileigentümer werden[3] Umweltorganisationen protestierten mit der Begründung, der Standort liege in einem Erdbebengebiet. Nur zwölf Kilometer vom geplanten Kraftwerk entfernt ereignete sich im Jahre 1977 das letzte große Erdbeben, bei dem 120 Menschen starben. Die Deutsche Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover rechnet in der Region weiterhin mit starken Erdbeben von 7,5 bis 8,5 auf der Richterskala[2].

Im Oktober 2009 gab RWE nach weiteren Protesten von Umweltgruppen und internen Auseinandersetzungen zwischen Vorstand und Aufsichtsrat den Ausstieg aus dem Projekt bekannt.[4][5][6] Begründet wurde der Ausstieg von RWE mit der ungesicherten Finanzierung des Projekts, da inzwischen von Gesamtkosten in Höhe von 10 Mrd. Euro statt der ursprünglich veranschlagten 4 Mrd. Euro ausgegangen wird. Nach dem Ausstieg von RWE hat Bulgarien die Einstellung der Bauarbeiten am Projekt für die nächsten eineinhalb Jahre angekündigt, um Zeit für die Suche nach neuen Investoren zu bekommen.[7]

Im August 2010 gab der bulgarische Wirtschaftsminister bekannt, dass die veranschlagten Kosten für das Kraftwerk auf 9 Milliarden EUR gestiegen seien und bestätigte damit die zuvor von RWE genannte Größenordnung. Obwohl die russische Regierung im Frühjahr 2010 einen Kredit in Höhe von zwei Milliarden Dollar für die Fortsetzung der Bauarbeiten angeboten hatte, will die bulgarische Regierung das Projekt erst fortsetzen, wenn sich ein westlicher Investor gefunden hat.[8]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk hat zwei Blöcke:

Reaktorblock[9] Reaktortyp Netto-
leistung
Brutto-
leistung
Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Abschal-
tung
Belene 1 WWER-1000/466 953 MW 1000 MW 01.01.1987 offen - -
Belene 2 WWER-1000/466 953 MW 1000 MW 31.03.1987 offen - -

Einzelnachweise

  1. a b c d e World Nuclear Association - Nuclear Power in Bulgaria (englisch)
  2. a b - Greenpeace zu Belene
  3. RWE will 1,5 Milliarden in Erdbeben-AKW investieren.
  4. - RWE steigt aus (taz vom 28. Oktober 2009)
  5. Aus für Belene (SZ vom 29. Oktober 2009)
  6. - Pressemitteilung urgewald.de vom 28. Oktober 2009)
  7. Russland beharrt auf Bau von AKW in Belene. Der Standard, 29. Oktober 2009
  8. Bulgarian Economy Minister: Nuclear Plant Cost Up to EUR 9 B. www.novinite.com, 26. August 2010
  9. Power Reactor Information System der IAEO: „Bulgaria, Republic of: Nuclear Power Reactors“ (englisch)

Siehe auch


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